3 LIEBLINGSFILME, 1 THEMA: FREUNDSCHAFT


Ich dachte, ich mache am Freitag jetzt öfter mal einen Filmclub. Einfach so, weil lange Filmnächte mich immer sehr glücklich machen (so viel glücklicher als Fernsehgeglotze jedenfalls). Die Idee: Drei Filme zu einem Thema, dazu ein Rezept, das beim Filmegucken schmeckt. Den Anfang machen heute drei Filme zum Thema UNGLEICHE FREUNDE.

Auf die Idee hat mich ABSOLUTE GIGANTEN gebracht - einer der schönsten Filme über Freundschaft, die ich kenne. Es ist schon viel zu lange her, dass ich mir die Geschichte um Floyd, Ricco und Walter angesehen habe, die eine letzte gemeinsame (und ziemlich wilde) Nacht in Hamburg verbringen, bevor Floyd am Morgen zur See fahren wird - und für alle ein neues Leben beginnt. ABSOLUTE GIGANTEN ist eine schmutzige, kleine Schönheit: es wird gefressen und gekickert, getanzt und geschwiegen. Frank Giering spielt mit, der wunderbare Frank Giering. Und es werden Sätze gesagt, die man auch zehn Jahre später noch nicht vergessen hat. Wie dieser hier von Floyd: "Es müsste immer Musik da sein. Bei allem, was du machst. Und wenn es so richtig scheiße ist, dann wäre wenigstens noch die Musik da."
ABSOLUTE GIGANTEN, Regie: Sebastian Schipper mit Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot Jr. und Julia Hummer. Hier ist der Trailer.

Mein anderer liebster Film über die Freundschaft ist HALF NELSON. Dan Dunne ist Lehrer und das schlechteste Vorbild, das man sich nur vorstellen kann. Er kokst, er schläft mit Kolleginnen, fühlt aber nichts dabei, weil er noch seine Ex-Freundin liebt, die ihn verlassen hat, weil er ein Arschloch ist, ein "Riesen-Baby-Arschloch", wie er es nennt. Eigentlich ist Dan kein schlechter Mensch, er trifft nur zielsicher die falschen Entscheidungen. Vielleicht ist er auch einfach nur zu müde und zu kaputt, um kein Arschloch zu sein. Dann erwischt ihn seine Schülerin Drey beim Crack-Rauchen auf dem Schulklo, lange nach Unterrichtsschluss, eigentlich sollte niemand mehr da sein. Drey verät ihn nicht. Aber sie stellt ihm Fragen: "Wer ist diese Frau auf dem Bild im Wohnzimmer? Wirklich nur eine gute Freundin?". "Und wie ist es, wenn sie das Zeug rauchen?". Sie fragt, wie meistens nur Kinder fragen, direkt, ohne in Deckung zu gehen. Und sie lässt ihren Lehrer, der längst ein Freund geworden ist, auch nicht fallen, als er selbst jeden Glauben an sich verliert. HALF NELSON ist ein trauriger Film, aber es ist auch ein Film voller Wärme und Wahrhaftigkeit, eine Liebeserklärung an die Freundschaft. (Und falls das noch nicht reicht, um sich den Film ansehen zu wollen: Ryan Gosling spielt auch mit, und ich finde, es ist einer seiner besten Filme).
HALF NELSON, Regie: Ryan Fleck mit Ryan Gosling, Shareeka Epps und Anthony Mackie. Hier ist der Trailer.

ZIEMLICH BESTE FREUNDE habe ich im Kino gesehen und danach noch ein paar Mal auf Video und ich werde ihn mir dieses Wochenende gleich noch einmal ansehen, weil ich nach diesem Film immer ein bisschen versöhnter mit der Welt bin (außerdem ist die Tanz-Szene Weltklasse!). Die Geschichte kennt mittlerweile wahrscheinlich jeder: Philippe, der vom Hals abwärts gelähmt ist, stellt Driss als Pfleger ein. Das kann doch nicht gut gehen, sagen Freunde, Driss ist gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden, er ist ein Junge aus der rauen Vorstadt, so einer hat im elitären Leben des reichen Adligen Philippe doch nichts zu suchen. Aber die Männer werden Freunde, ziemlich beste Freunde. Und ihnen dabei zuzusehen macht mich schrecklich froh.
ZIEMLICH BESTE FREUNDE, Regie: Eric Toledano und Olivier Nakache mit Francois Cluzet, Omar Sy und Anne Le Ny. Hier ist der Trailer.

Zum Essen mache ich mir CURRY-POMMES MIT GURKEN-DIP nach einem Rezept, das ich bei "Sprouted Kitchen" gefunden habe. Das Rezept klingt simpel und braucht nicht allzu viele Zutaten, ganz so wie ich es mag. Hier ist das Rezept. (Foto: Sprouted Kitchen).

Vielleicht habt ihr an diesem verregneten Tag ja auch Lust auf Filme und Pommes. Ich wünsch euch ein schönes Wochenende!

EVERYBODY´S FREE (TO WEAR SUNSCREEN)




Ach ja, Tage wie diese. Kopfschmerzen. Auf-meinem-Kopf-parkt-ein-Sattelschlepper-Kopfschmerzen. Mich geärgert (obwohl ich es besser weiß). Nicht voran gekommen mit der Arbeit (nicht genug jedenfalls). Und drei Minuten vorm Schlafengehen schneidet sich das Kind in den Finger.

Kurz überlegt, ob ich heute etwas übers Haare(ab)schneiden schreibe. (Mach ich auch noch, in den nächsten Tagen). Kurz überlegt, ob ich einfach ins Bett gehe und im Dunkeln liege und mich selbst bemitleide. Kurz ein paar Schoko-Bons vernichtet. Kurz ein bisschen rumgesurft. Dieses Video gefunden, "Everybody´s Free (To Wear Sunscreen)" von Baz Luhrmann, und mich so darüber gefreut. Wann habe ich diesen Song zuletzt gehört? Die Wikipedia sagt 1999, ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr an das Jahr erinnern. Eben die Geschichte zu diesem Song nachgelesen und die Kolumne "Advice, like youth, probably just wasted on the young" von Mary Schmich im "Chicago Tribune" vom 1. Juni 1997, die in "Everybody´s Free (To Wear Sunscreen)" vorgelesen wird. Verdammt, ist das gut. Hier ist der Song. Und ein paar Punkte der Liste von Mary Schmich, die ich mir jetzt mal ausdrucken und hinten in meinen Kalender legen werde. Für Tage wie diese.

Wear sunscreen.

Do one thing every day that scares you.

Sing.

Don´t be reckless with other people´s hearts. Don´t put up with people who are reckless with yours.

Floss.

Don´t waste your time in jealousy. Sometimes you´re ahead, sometimes you´re behind. The race is long and, in the end, it´s only with yourself.

Remember compliments you receive. Forget the insults. If you succeed in doing this, tell me how.

Don´t feel guilty if you don´t know what you want to do with your life. The most interesting people I know didn´t know at 22 what they wanted to do with their lives. Some of the most interesting 40-year-olds I know still don´t.

Dance, even if you have nowhere to do it but your living room.

Understand that friends come and go, but with a precious few you should hold on. Work hard to bridge the gaps in geography and lifestyle, because the older you get, the more you need the people who knew you when you were young.

Be careful whose advice you buy, but be patient with those who supply it. Advice is a form of nostalgia. Dispensing it is a way of fishing the past from the disposal, wiping it off, painting over the ugly parts and recycling it for more than it´s worth.

But trust me on the sunscreen.

(Hier ist die ganze Kolumne nachzulesen).

EINE FRAGE, ZWEI ANTWORTEN: WAS IST IN DER TASCHE?


Als ich vor ein paar Tagen meine alte Tasche ausgeräumt habe, um feierlich die neue Tasche einzuräumen, musste ich lachen: Was da so alles drin ist. Überleben in der Wildnis? Kein Problem. Als ich alles aussortiert hatte, was ich wirklich nicht brauche (zwei Packungen Batterien?? Drei Handcremes?? EIN SCHRAUBENZIEHER???), blieb das hier übrig. Dinge, die ich unterwegs gern bei mir habe. Liebe Marlene, verrätst du mir heute, was du immer bei dir trägst?

In meiner TascheRegenschirm von Muji (der beste, den ich je hatte, federleicht und winzig klein zusammenzufalten). Kalender "Keep on Reading" von Julie Joliat. Portemonnaie von Mango (ungefähr zehn Jahre alt, das Innenfutter ist schon herausgerissen, ich glaube, es wird langsam Zeit für ein neues). Meine Lieblingskopfhörer. Eine kleine Stiftemappe für meine Lieblingsstifte, Pflaster, Kopfschmerztabletten und Taschentücher. Lippenbalm von Bobbi Brown. Fisherman´s Friends, ein Holzpferdchen für meine Tochter und Creme von Weleda. Auch immer dabei: ein Notizbuch, Tino Hanekamps Roman "So was von da", den ich endlich mal zu Ende lesen möchte, mein iPhone, meine Sonnenbrille, Schlüssel und das Klappbuch "Welcher Po passt auf dieses Klo?" für Fanny.



Marlene: Da ist zuallererst mein Kalender von Moleskine. Und ein Notizbuch, ebenfalls von Moleskine. Das Buch "How did you get this number" von Sloane Crosley - Kurzgeschichten, die selbst in der Berliner S-Bahn gute Laune machen. Irgendein Lippenstift ist immer dabei, dieser ist "Schiap" von Nars. Die "Crème Jeunesse des Mains" von Clarins. Die Wimperntusche "Lash Power" von Clinique. Und eine Glasnagelfeile aus der Drogerie. Der Nagellack heißt "Camera" und ist von Essie - nicht, dass ich meine Nägel unterwegs anmale. Aber in meiner Tasche ist auch immer etwas, das ich nicht brauche. Fisherman´s Friends. Und eine rote Mütze von Urban Outfitters gegen das Wintergrau. Stifte von Muji. Die Streichhölzer hab ich neulich abends in einer Bar einer Frau abgekauft, die Streichholzschachteln bemalt und im Nachtleben verkauft. Ach, Berlin. Ich habe mir die mit Schnurrbart ausgesucht, hinten darauf steht folgendes Zitat von Winston Churchill: "My rule of life prescribed as an absolutely sacred rite smoking cigars and also the drinking of alcohol before, after and if need be during all meals and in the intervals between them." Ähem. Meine Schlüssel. Eine Sonnenbrille von Céline. Mein iPhone, alt. Und mein iPod, noch älter, aber er läuft und läuft und läuft. Die Tasche ist "The Impatient" von James Castle, klar.

Falls ihr spontan Lust habt, zu zeigen, was sich in eurer Tasche versteckt, dann hinterlasst in den Kommentaren doch einen Link. Und kommt gut in die Woche!

ALTE BEKANNTE


Für diese Woche einen einfachen, aber guten Plan gehabt. Viel Arbeit, viel Schlaf. Aber wie das immer so ist, wenn man einen Plan hat, das Leben hat ganz andere. Gegen zwei alte Bekannte angekämpft: einen Virus, Schnupfen, Husten, Fieber, zum gefühlt 180. Mal in den letzten Monaten. Noch mehr als mit meinem Körper aber mit meinem Kopf gekämpft, mit den Selbstzweifeln. Mein Gefühl sagt mir: Es ist gut, was ich mache, es fühlt sich richtig an, und wenn es sich so richtig anfühlt, ist es selten falsch. Oder wenigstens nicht völlig daneben. Aber dann kommen die Selbstzweifel. Es ist nicht gut genug. Es geht noch besser. Damit gibst du dich zufrieden? Und wie gut kann schon etwas sein, für dass du dich nicht irrsinnig quälen musst, dass du einfach schreibst und auch noch Spaß dabei hast?

Die Zweifel begleiten mich schon mein ganzes Leben. Damals in der Schule und beim Geigespielen (das ich schließlich, kurz vor dem Musikstudium, aufgegeben habe), immer wieder beim Muttersein und beim Schreiben, vor allem beim Schreiben. An manchen Tagen funktioniert es ganz gut. Dann sind die Zweifel ein Hintergrundrauschen, so leise, dass ich sie manchmal glatt überhöre. Dann schaffe ich viel und bin zufrieden mit dem, was ich geschrieben habe, zufrieden mit mir. An den anderen Tagen, es sind viele, stehen mir die Zweifel im Weg, da kämpfe ich mit den Sätzen und gegen mich, weil ich beim Nachdenken über das Nachdenken nachdenke, weil ich jeden Satz, den ich hinschreibe, gleich wieder lösche, weil mir das Schreiben, dass ich doch so liebe, vorkommt wie die größte Qual.

Alles. Nur. Mist.
Sowas. Von. Mist.

Schreibe ich einen guten Text, halte ich das für einen Ausrutscher. Oder für Glück. Komme ich nicht in einen Text rein und finde nicht die richtigen Worte, halte ich das für Prinzip. Wie anders würde es sich wohl ohne diese Zweifel leben? Wie wäre es, einfach seine Arbeit zu machen und gut zu finden, was man tut? Wie anders würde ich schreiben, wenn mir nicht die Angst im Nacken säße, die verdammte? Aber gehören die Zweifel nicht auch zu mir? Und sind die Zweifel am Ende nicht vielleicht sogar gut, weil sie einen ja doch immer irgendwo hinbringen?

Ach, ja.

Es gab diese Woche aber auch viel Gutes. Dinge, die mir gute Laune gemacht haben, über die ich mich gefreut habe, die mich glücklich gemacht haben:

* Pinke Tulpen.

* Weihnachten im Januar. Weil meine Freundin Marlene über die Feiertage in Spanien war, hat sie beschlossen, dieses Wochenende noch einmal Heilig Abend zu feiern. Im Januar. Mit den Rezepten ihrer Großmutter. Und Freunden. Ich bin dafür, dass das eine Tradition wird.

* Soviel Vorfreude. Als hätten sich alle meine Lieblingskünstler dieses Jahr verabredet: Ein neues Justin Timberlake-Album. Und eins von Phoenix. Und "Before Midnight", der dritte Kinofilm um die Geschichte von Celine und Jesse, die in Wien mit "Before Sunrise" begann, in Paris mit "Before Sunset" eine Fortsetzung fand und nun mit "Before Midnight" endet. Wie gerne würde ich diesen Film jetzt sofort sehen. Auf den neuen Film von Sofia Coppola freue ich mich auch sehr.

* Wie das kleine Mädchen mir "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" vorliest: "Sonne aufgang. Kopf macht. Warst du? Nein, ich mach so. Hund war." Womit das Wichtigste auch schon gesagt wäre.

* Das Tumblr "Pure & honest", das genauso aussieht, wie es heißt. Wunderschön.


* Dicke, warme Islandsocken.

* "Say yes".

* "Don´t bite the dentist".






Habt ein frohes Wochenende.

UND WIE MACHST DU DAS, JENNI?



Name: Jenni
Alter: 34
Mutter von: Oskar
Stadt: Berlin
Beruf: Museologin

Wie ist bei dir die Kinderbetreuung organisiert? Bist du zufrieden damit?
Wir sind erst seit knapp einem Jahr in Berlin. Davor haben wir in Schottland gewohnt, wo wir Oskar schon vor seiner Geburt in einem Kindergarten angemeldet hatten. Mit dem Umzug nach Berlin, der relativ plötzlich kam, mussten wir den Platz natürlich aufgeben und die Suche hier neu starten. Wir hatten großes Glück und haben relativ kurzfristig einen Kita-Platz bekommen. Zuerst war Oskar nur ein paar Stunden am Tag dort, während ich auf Arbeitssuche war, seit ich arbeite, geht er nun für länger hin. Die Kita macht zwar schon um 17 Uhr zu, aber so lange ich nicht ganztags arbeite, ist das kein Problem. Er scheint dort sehr glücklich zu sein, also bin ich auch zufrieden. Das Einzige, was ich mir wünschen würde: dass die Kita nicht in entgegengesetzter Richtung zu meiner Arbeit läge - aber unter den Umständen wollen wir mal nicht wählerisch sein.

Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
Bevor Oskar auf die Welt kam, habe ich ganztags bei den "National Museums Scotland" gearbeitet, und wahrscheinlich wäre ich auch wieder ganztags eingestiegen. Jetzt arbeite ich nur noch Teilzeit bei den "Staatlichen Museen zu Berlin" - allerdings nicht, weil ich es so wollte. Es gab trotz der Museumsdichte in Berlin einfach keine vollen Stellen. Dafür sind meine Arbeitsbedingungen sehr gut. Ich arbeite fünf kürzere Tage die Woche, statt z.B. zwei oder drei längere, was Routine in die Woche bringt und sich gut mit den Kita-Abholzeiten vereinbaren lässt. Und wir haben Gleitzeit, was bedeutet, dass ich zwar Kernzeiten habe, aber ansonsten viel Spielraum, falls ich mal später komme oder früher gehen muss. Bisher funktioniert es sehr gut.

Wie sieht ein ganz normaler Wochentag bei dir aus?
Wie stehen meist um kurz nach 7 Uhr auf. Mein Mann geht dann duschen, während ich Oskar fertig mache und wir schon mal mit dem Frühstück anfangen. Dann frühstückt mein Mann mit Oskar zu Ende, während ich mich fertig mache. Ich bringe Oskar zur Kita und laufe von dort aus ungefähr 45 Minuten zur Arbeit. Ich arbeite dann meist bis 14 oder 15 Uhr, je nachdem, wie spät es ist, gehe ich vorher noch einmal nach Hause, um ein paar Dinge zu erledigen, oder hole Oskar direkt von der Arbeit aus ab. Wenn ich ihn zu früh abhole, meckert er. Auf dem Weg nach Hause kaufen wir oft noch fürs Abendessen ein, dann koche ich, während Oskar spielt und danach bleibt meist noch Zeit, vorm Abendessen gemeinsam etwas zu spielen. Mein Mann kommt gegen halb sieben nach Hause, und dann essen wir zusammen. Das ist uns wichtig. Danach heißt es baden, Buch lesen, Milch trinken und ab ins Bett für den kleinen Mann. So ab 21 Uhr haben wir dann Zeit für uns, oder wir arbeiten an unseren Blogs oder anderen Projekten. Oft komme ich nicht vor Mitternacht ins Bett.

Wie viel Zeit hast du für dich - jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Natürlich wäre mehr Zeit immer schön, aber ich kann mich eigentlich nicht beklagen. Dass ich neben beruflichen Museumsprojekten und anderen ehrenamtlichen Museumstätigkeiten jede freie Minute mit Bloggen ausfülle, daran bin ich ja selbst schuld...

Hast du dir das Muttersein so vorgestellt, wie es ist? Was hast du dir anders vorgestellt?
So lange ich mich erinnern kann, wollte ich eines Tages Mutter werden, aber ich glaube, egal, was man sich vorher vorgestellt hat: Nichts kann einen darauf vorbereiten, wie es wirklich ist. Oskar war ein geplantes und absolutes Wunschkind, daher war es für mich besonders schwer, dass die "Liebe auf den ersten Blick", die ich mir vorgestellt hatte, wenn ich mein Kind zum ersten Mal in den Armen halte, nicht einsetzte. Meinem Mann floss das Herz fast über, ich dagegen stand diesem neuen Wesen etwas apathisch gegenüber - und war enttäuscht, ich hatte mich doch so auf diesen Moment gefreut. Es ist schwer, sich in solch einem Moment nicht als schlechte Mutter zu fühlen. Und es zuzugeben, scheint eher noch ein Tabu-Thema zu sein, was einem auch nicht gerade weiterhilft. Natürlich habe ich mich dann doch in meinen Sohn verliebt, nur war es eine Liebe, die langsam gewachsen ist. Heute geht mir, schon seit langem, das Herz genauso über und ich kann mir ein Leben ohne Oskar gar nicht mehr vorstellen.

Was empfindest du als besonders anstrengend?
Auf jeden Fall den Schlafmangel. Oskar wacht immer noch fast jede Nacht auf. Mein Mann schläft nach der nächtlichen Unterbrechung sofort wieder ein, aber ich liege dann leider noch eine Zeit wach. Ich konnte schon als Kind nur sehr schlecht einschlafen. Anstrengend finde ich auch, was zum Glück nicht so oft vorkommt, dass man sich zum Beispiel bei einer Erkältung nicht einfach mal drei Tage ins Bett legen und auskurieren kann - besonders, wenn es beide Eltern erwischt hat. Irgendwer muss ja das Kind versorgen. Da bedarf es dann schon mal der letzten Willenskraft, um auf den Beinen zu bleiben.

Was macht dich besonders glücklich?
Am Wochenende als Familie etwas zusammen zu unternehmen. Manchmal gehen wir einfach nur auf den Spielplatz hinterm Haus oder in der Nachbarschaft spazieren, bei schlechterem Wetter auch mal ins Kindercafé oder in eines der vielen Berliner Museen. Oskar ist wie alle Kinder sehr neugierig, bleibt an jeder Ameise stehen. Er ist auch ein ausgesprochen fröhliches Kind, lacht viel und gerne. Egal, ob er gerade aufgeregt ist, weil er hinter dem Haus einen Tannenzapfen gefunden hat, stolz, ganz alleine die Treppen im Jüdischen Museum gemeistert zu haben, oder sich wie eine mexikanische Hüpfbohne auf einem Gummipferd im Kindercafé austobt - es macht mich einfach glücklich, ihm dabei zuzusehen und seine Freude zu teilen.

Welches Verhältnis hast du zum Vater deines Kindes? Wie hat das Kind dieses Verhältnis verändert?
Mein Mann und ich haben ein sehr gutes Verhältnis, wir kennen uns seit acht Jahren und sind seit drei Jahren verheiratet. Als Museologin arbeite ich derzeit im Bereich Internet und Social Media, er ist Web-Developer mit einer Liebe für Museen und Kultur, also ergänzen wir uns sehr gut. Auch was die Kindererziehung angeht, haben wir ähnliche Vorstellungen, so dass es bei uns im Großen und Ganzen selten Konflikte gibt. Das entspannt das Familienleben. Unser Verhältnis hat sich aber in dem Sinne verändert, dass wir kaum noch Zeit füreinander haben, also ohne Kind. Uns fehlt bisher noch das Netzwerk an Freunden und Familie, dass wir in Schottland hatten, um einfach mal etwas alleine zu machen, während jemand für ihn vertrautes auf Oskar aufpasst. Aber das wird sich mit der Zeit bestimmt noch geben.

Hast du das Gefühl, dass die Gesellschaft, die Politik, Menschen mit Kindern ausreichend unterstützt? Was müsste deiner Meinung nach besser werden?
Soweit wir das in Deutschland bisher miterlebt haben, geht es Eltern hier relativ gut. Sicher könnte einiges besser sein, aber wir sehen das immer im Vergleich zu Schottland. Dort gibt es z.B. keine Trennung zwischen Mutterschutz und Elternzeit, man bekommt insgesamt bis zu zwölf Monate "maternity leave" (Mutterschaftsurlaub), allerdings nur neun Monate bezahlt. Viele arbeiten bis kurz vor ihrem Stichtag, um so viel Zeit wie möglich nach der Geburt mit dem Kind zu haben. Ich habe das auch so gemacht, und meinen "maternity leave" erst zehn Tage vorher angetreten - allerdings kam Oskar dann acht Tage zu spät. Ein gesetzlich vorgeschriebenes Arbeitsverbot gibt es lediglich für die zwei Wochen nach der Geburt. Väter bekommen zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Kindergartenplätze scheinen zwar in beiden Ländern Mangelware zu sein, aber in Schottland hätten wir fast das Vierfache an Betreuungskosten gezahlt - dabei ist das Kindergeld fast die Hälfte weniger als in Deutschland. Als Familie fühlen wir uns in Deutschland auf jeden Fall besser unterstützt.

Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, dass du vorher nicht wusstest?
Ich bin von Natur aus ein recht ungeduldiger Mensch und habe mich selbst überrascht, wie relativ leicht es mir fiel, die Geduld an den Tag zu legen, die als Mutter oft erforderlich ist. Und ich habe gelernt, dass ich, abgesehen von den Anfangsschwierigkeiten, nicht zur "stay at home mum" geboren wurde. Auch hier fühlte ich mich zuerst als Rabenmutter, weil ich lieber wieder arbeiten gehen wollte als den ganzen Tag mit meinem Kind zu verbringen. Aber ich habe meine Arbeit zu sehr vermisst und schließlich eingesehen: "Ich bin keine schlechte Mutter, ich bin einfach nur ein Mensch." Zum Glück ist Oskar das geborene Kindergartenkind, wie gesagt, wenn ich ihn zu früh abhole, dann meckert er. Und die gemeinsame Zeit am Abend und am Wochenende genießen wir dann umso mehr. Von der Welt - und besonders von Müttern untereinander - würde ich mir wünschen, dass sie toleranter untereinander wären...

Du hast 48 Stunden kinderfrei: was tust du?
Das hört sich jetzt vielleicht verrückt an, aber ich würde mich gerne mal so richtig beim Sport auspowern. Bevor Oskar geboren wurde, habe ich in Schottland ein bis zwei Mal die Woche Bodycombat gemacht und war mehrmals in der Woche schwimmen. Jetzt habe ich einfach keine Zeit mehr dazu. Ich laufe zwar fast überall zu Fuß hin, aber das ist halt eine andere Art von Bewegung. Danach würde ich mich in einem gemütlichen Café mit Tee und Kuchen einnisten und ohne Unterbrechungen in einem Buch schmökern. Oder vielleicht fahre ich doch lieber für 48 Stunden nach Hamburg oder Dresden und schaue mir die vielen tollen Museen dort an, das steht schon lange auf meiner Wunschliste!

Was würdest du einer Frau sagen, die sich fragt, ob sie Mutter werden soll?
Ich glaube, das kann jede Frau nur für sich selbst entscheiden. Manchmal kommt es einem so vor, als gäbe es nie den richtigen Zeitpunkt, aber man muss einfach auf sein inneres Gefühl hören. Und ja, es ist sehr, sehr viel harte Arbeit, und Tränen sind nicht immer Tränen des Glücks. Aber es macht einen auch glücklich und erfüllt und stolz. Ich habe es jedenfalls, auch in den schwierigen Stunden, noch nie bereut.

Vielen herzlichen Dank, liebe Jenni! Die anderen Mutter-Fragebögen sind hier nachzulesen.

MEIN BÜRO (UND EIN PAAR LIEBLINGSSCHREIBTISCHE)






Eins: Elisabeth Heier vom gleichnamigen Blog.
Zwei: Ein Schreibtisch von "In My House".
Drei: Eine von fünf Schreibtischvarianten vom "Stylizmo Blog" (übrigens richtig toll!).
Vier: Nette-Natalias Schreibtisch von "Lily".
Fünf: Ein Fundstück von "Bodie and Fou".

Manchmal, wenn ich solche Schreibtisch-Schönheiten sehe, seufze ich ein bisschen. Mein Schreibtisch steht bei uns im Flur, direkt neben der Garderobe und dem Schuhregal. Jeder Gast, der vorbei kommt, steht zuerst in meinem Büro. Und das nächste Fenster ist ein Zimmer weiter. Trotzdem liebe ich mein kleines Büro. Es ist ein Durchgangszimmer, aber meins - voller Kleinigkeiten und Erinnerungen, die mir gute Laune machen. Und seit ich vor ein paar Tagen alles umgestellt und neue Bilder aufgehängt habe, seit ich Kerzen und frische Blumen besorgt habe, fällt mir das Arbeiten auch wieder deutlich leichter. Hier sind ein paar Bilder:


Eins: Die Lampe ist schon viele Jahre alt (und ich mag sie immer noch so wie am ersten Tag).
Zwei: Mein Kalender und mit Washi-Tape beklebte Notizbücher.
Drei: Gut, öfter mal daran zu denken: "After Rain Comes Sun" von Philuko.
Vier: Vor ein paar Monaten eine schwarze Magnet-Klebefolie gekauft, die man auch mit Kreide beschreiben kann, ich mag sie sehr. Davor eine Kerze aus Paris (die nach Urlaub riecht) und zwei silberne Dosen für Tesafilm und Büroklammern, die ich in einem Second-Hand-Laden gefunden habe.
Fünf: Meine Eiffelturm-Sammlung. Jedes Mal, wenn wir in Paris sind, kaufe ich einen neuen.
Sechs: Zwei schwarze Klemmbretter an die Wand gehängt, die seit Ewigkeiten unter meinem Tisch herumflogen. Jetzt schau ich immer auf das Meer und auf den Wald (auch von Philuko).
Sieben: Mein Poster von "Good Fucking Design Advice". Vor einer ganzen Weile gekauft, endlich aufgehängt.
Acht: Manchmal muss ich sehr laut Musik hören. Am liebsten mit diesen Kopfhörern.
Neun: Diese Postkarte habe ich von Anoushka Matus zu Weihnachten bekommen, sie erinnert mich an meinen Plan, dieses Jahr ein bisschen weniger hektisch anzugehen.
Zehn: Hinter dem Schreibtisch stehen Regale, für alles, was untergebracht werden muss. Vier weiße Kisten sind auch dabei, in die ich gnadenlos alles reinstopfe, was herumliegt. Mit meinen Stiften und Quittungen halte ich es ähnlich: die verschwinden allesamt in einem weiß angemalten Besteckkasten.

PS: Eine Tumblr-Entdeckung der letzten Woche: "Write Place, Write Time" - ein Blog über die Schreiborte von Schriftstellern.

BLOGLIEBE: JUST LITTLE THINGS







Ein Blog über die kleinen, großen Dinge des Lebens: Just Little Things. Das Buch "Just Little Things: A Celebration of Life´s Simple Pleasures" von Nancy Vu erscheint im Mai 2013 bei Penguin.

Ein paar kleine Dinge, die mir das Leben schöner machen:
Der Duft von frischem Basilikum.
Wenn der Kaffee morgens schon fertig ist.
Wenn sich das Kind hundert Mal vor Lachen kugelt, bloß weil man "Apfelstrudel" sagt.
Hören, wie das Kind "Appeltudel" sagt.
Etwas abgeben, an dem man ewig rumgefeilt hat.
Etwas anfangen, vor dem man sich ewig gedrückt hat.
Eine Postkarte im Briefkasten.
Eine heiße Dusche.
Und ein Becher heißer Kakao.
Die schnelle Schlange im Supermarkt zu erwischen.
Jemanden anzurufen, der einen in dieser Sekunde auch anrufen wollte.
Wenn über Nacht eine Blume aufgegangen ist.
Etwas gleich beim ersten Mal haargenau richtig abzumessen.
Einen Fünf-Euro-Schein in der Hosentasche zu finden.
Hören, wie der Regen gegen die Fensterscheibe prasselt.
Ein Teller Spaghetti Bolognese.

PS: Auch schön: Die "1000 Gefühle" von Mario Giordano.

EINE FRAGE, EINE ANTWORT: WAS TUN GEGEN GRAUE TAGE?

Liebe Marlene, ich würde dir heute gerne eine schöne Modefrage stellen, aber in Wahrheit will ich mir gerade eigentlich nur die Decke über den Kopf ziehen. Ich bin so müde. Und so maulig. Und ich würde jetzt gerne bis April Winterschlaf machen. Kennst du das? Und was tust du gegen Tage, an denen die Stimmung so grau ist wie der Himmel über Berlin?

Marlene: Gerade heute ist so ein Tag. Ein Sonntag. Also ein Tag, an dem man eh nichts vor hat, was man nicht muss, und deshalb alles machen könnte. Aber wenn ich von hier im Bett aus dem Fenster gucke, sehe ich nur Wolken. Wenn ich den Fuß unter der Decke herausstrecke, fühle ich nur Hundskälte. Beides drückt mich zurück in die Kissen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, ich gebe mich der Melancholie mit aller Konsequenz hin. Dann bleibe ich mit dem Laptop auf dem Bauch im Bett und hole mir meine Lieblingsfilme mit Meryl Streep dazu, Kramer vs. Kramer, Silkwood und, ich könnte jetzt schon flennen: Jenseits von Afrika. Vielleicht geb ich´s mir aber noch härter und hol mir Sandra Bullock dazu. Oder die fünfte Staffel von Grey´s Anatomy (Izzie! George! Nein, nicht Geeeeoooooorge!). Mit Glück liegt noch eine Tafel Rittersport Erdbeer-Joghurt im Kühlschrank und es sind noch ein paar Löffel von der Dolfin Trinkschokolade übrig. Aber vorher gibt es noch ein Avocado-Sandwich mit Rührei. Dann leg ich mich in die Badewanne mit einem Buch, in dem ich versinken kann. American Wife von Curtis Sittenfeld ist so ein Buch. Schon drei Mal gelesen, jedes Mal verzaubert gewesen. Zurück im Bett lese ich noch ein paar Stunden Blogs und verplempere Zeit in Designshops. Kennt ihr Artilleriet? Ich glaube, ich habe mir gerade das New York Poster von David Ehrenstråhle gekauft, um es übers Bett zu hängen. Für das schönere Träumen, wenn man nach solchen Tagen vor lauter Nichtstun erschöpft einschläft.

Wenn dieser graue Tag aber zufällig auf einen Montag fällt, bleibe ich ein paar Minuten länger liegen und diskutiere mit mir, ob es wirklich nötig ist, aufzustehen. Ist es. Also, in die Küche, Joghurt mit Ymerdrys essen, eine Art dänisches Kraftfutter, dazu Florence + the Machine bis zum Anschlag aufdrehen, entweder Ceremonials ab "No Light, No Light" oder "Lungs" mit "Dog Days Are Over". Dann eine Stunde Sport mit Tracy Anderson. Die Frau ist eine elende Schinderin, aber graue Tage erfordern harte Gegenmaßnahmen. Und allein, die Stunde überlebt zu haben, setzt bei mir Glückshormone frei. Glücklich, wenn auch auf andere Weise, macht mich an solchen Tagen ein Lippenstift wie TOR von Uslu Airlines. Und hohe Schuhe auf denen man sich über alles erhaben fühlen kann. An solchen Tagen nehme ich mir etwas vor, das hart wird: eine Mail, ein Telefonat, ein Text, den ich schon ewig vor mir her schiebe. Und eine schöne Verabredung für später in der Woche. Nach all dem ist dieser Tag schneller vorbei als die schlechte Stimmung mich einholen kann.

APFELKUCHEN









Warmer Apfelkuchen. Mit Schlagsahne. Gegen das Wetter da draußen. Und das Januar-Gefühl. Das Rezept für diesen Kuchen habe ich auf Nicole Franzens Blog "La Buene Vida" entdeckt, die es wiederum von David Lebovitz hat, der es sich von Dorie Greenspan abgeguckt hat. Es ist simpel, ich musste nicht einmal einkaufen gehen, weil ich alle Zutaten noch im Haus hatte. Und es ist gut, sehr gut sogar - nicht sehr süß, dafür sagenhaft saftig, ein richtiger Sonntagskuchen.



APFELKUCHEN

ZUTATEN
110g Mehl
3/4 TL Backpulver (3g)
Prise Salz
4 große Äpfel (ich habe Braeburn genommen, man kann die Äpfel aber auch mischen)
2 große Eier (Raumtemperatur)
150g Zucker
3 EL Rum (ich habe das durch 1,5 TL Vanillearoma ersetzt)
1/2 TL Vanilleextrakt (habe ich dafür weggelassen)
115g geschmolzene, auf Raumtemperatur abgekühlte Butter

Den Ofen auf 180° C vorheizen.
Eine 20-23cm große Springform großzügig einbuttern.
In einer Schüssel Mehl, Backpulver und Salz vermischen.
Die Äpfel schälen und entkernen und in nicht allzu dünne Stücke schneiden.
In einer zweiten Schüssel die Eier mit einem Mixer aufschlagen bis sie schaumig sind, dann den Zucker dazu geben, den Rum und die Vanille und alles gut vermixen.
Die Hälfte der Mehl-Mischung dazugeben und verrühren.
Dann vorsichtig die Hälfte der Butter.
Dann den Rest des Mehls und den Rest der Butter bis alles gut verrührt ist.
Die Apfelstücke unterheben und alles in die Springform geben und für 50-60 Minuten backen. (Ich hab den Kuchen nach ungefähr einer halben Stunde mit Alufolie abgedeckt, damit er nicht zu dunkel wird).

Nach dem Backen fünf Minuten abkühlen lassen und mit einem Messer am Rand entlang fahren, bevor die Springform geöffnet wird. Habt ein schönes Wochenende!

DREI ENTDECKUNGEN


Heute beginnt auf Slomo eine neue Serie, auf die ich mich sehr freue: Drei Entdeckungen. Wann immer ich etwas entdecke, das mir Spaß und gute Laune macht, das ich schön, rührend, aufregend, spannend oder sonstwie interessant finde, werde ich es hier vorstellen.

Den Anfang macht ein Magazin, das ich zu Weihnachten geschenkt bekommen habe und hinreißend finde: Cereal ist ein neues Magazin aus England, das vom Essen und Reisen handelt. Die erste Ausgabe erzählt von Kopenhagen und Karotten, von Matcha und Müsli. Klingt erstmal nach einer wilden Mischung, ergibt aber absolut Sinn, wenn man es sieht und liest. Die Bilder sind übrigens so schön, dass man sie sich direkt an die Wand hängen könnte. Hier ist die Website. Hier ist das Cereal-Blog. Und hier gibt´s das Heft zu bestellen.


Vor ein paar Tagen habe ich einen Weihnachtsbaum-Rappel gekriegt, lustig irgendwie. Wochenlang kann ich von Weihnachten gar nicht genug bekommen und dann wache ich morgens auf und weiß: der Tannenbaum muss raus. Jetzt sofort. Ich brauch was Frisches, Unweihnachtliches, ich brauche etwas, das nach Frühling aussieht: Hyazinthen. Beim Blumenhändler um die Ecke entdeckt und mit nach Hause genommen. Eine ganze Schüssel voll.


Being Erica - noch ein Weihnachtsgeschenk und eines, mit dem ich erst gar nicht so viel zu beginnen wusste. Irgendwann im Dezember hatte ich mal erwähnt, wie sehr ich mich nach durchsumpften Wochenenden sehne, nach Fernsehserien-Tagen auf dem Sofa, an denen man eigentlich nur aufsteht, um sich noch mehr Essen zu holen. Der Mann hat sich das tollerweise gemerkt und mir zu Weihnachten Being Erica geschenkt. Seltsames DVD-Cover, dachte ich, und eine noch seltsamere Serien-Ideen: Erica Strange bekommt von Therapeut Dr. Tom die Chance, vergangene Fehler wieder gut zu machen, indem sie in die Vergangenheit reist. Erster Gedanke: Ich hasse Zeitreisen-Geschichten. Zweiter Gedanke: Aber die Idee ist super. (Wie lang wäre bitte die Liste der Momente, zu denen ich gerne nochmal reisen würde? Wie schön wäre es, dieser gemeinen Schnepfe aus der Siebten mal ordentlich und total schlagfertig die Meinung zu sagen, statt auf dem Schulklo in Tränen auszubrechen? Und wie schön wäre es, den richtigen Jungen zum ersten Mal zu küssen statt den völlig falschen - aber gut, anderes Thema). Die erste Folge mochte ich. Die zweite Folge fand ich gut. Ab der dritten Folge war ich komplett süchtig. Being Erica ist die merkwürdigste, warmherzigste Fernseh-Serie, die ich je gesehen habe. Nicht so kunstvoll wie Homeland, oder so opulent wie Downton Abbey, rein optisch ist die Serie nicht gerade umwerfend. Aber sie bringt einen zum Nachdenken, noch während man vor Lachen heult. Oder vor Rührung. Sie bringt einen dazu, darüber nachzudenken, was Fehler für das eigene Leben bedeuten. Und welche man lieber nicht gemacht hätte. Und welche am Ende gut für einen waren. Ach, ich schweife aus. Was ich eigentlich nur sagen will: Das ist eine wirklich gute Fernsehserie und genau das richtige für graue Januar-Tage, an denen der Regenhimmel drei Zentimeter über der Straße hängt.

DIE LISTE, DIE KEINE IST. UND HALLO.


Da bin ich wieder. Geschlafen, Vanillekipferl gebacken, gelesen, Memory gespielt, Downton Abbey geguckt, Wunderkerzen angezündet, Magnetfische geangelt, eine lang vermisste Freundin wiedergetroffen, Mozart gehört, und Bombay Bicycle Club, neue Notizbücher begonnen, Croissants aufgebacken und mit Honig gegessen, ein Riesenpuzzle auf dem Küchenboden gelegt und die Nase vom Elefanten auch nach langem Suchen nicht wiedergefunden, gemalt, Neujahrsburger gegessen und es so schön gefunden, dass ich daraus gerne eine Tradition machen würde, getanzt, dankbar gewesen, für das, was gut war, es war so vieles, noch mehr für das, was sich als doch nicht so schlimm herausgestellt hat, ein Speed-Motorrad im Überraschungsei-Orakel gehabt und "Patience is the best remedy for every trouble" im Glückskeks, was auch immer das in der Kombination bedeutet, mich gefreut, an nichts gedacht, an vieles gedacht, die Stille gemocht, liegen geblieben. Eine Liste geschrieben, keine To-Do-Liste, nichts zum Abhaken oder Abarbeiten, eine Liste mit Dingen, auf die ich mich dieses Jahr freue und die ich nicht vergessen möchte, vorne, in meinem Kalender.

* Die Hochzeit planen.
* Rausfinden, wie man anständigen Butterkuchen backt. Und einen Apple-Pie, so richtig amerikanisch, mit Gitter obendrauf und allem drum und dran.
* Nach Amsterdam reisen.
* Die Relationen sehen. (Und mich nicht zu sehr über Blödsinn und Schlechtmacher ärgern. Vor einer Weile etwas Schlaues gelesen, ich glaube, es war bei "A Cup of Jo" und ging ungefähr so: Frag dich, ob du dich in einem Jahr auch noch darüber ärgern würdest - oder ob du dich überhaupt noch daran erinnern würdest. Gute Frage.)
* Und den Moment.
* Gute-Nacht-Cocktails trinken. In einem schönen Glas, mit Eiswürfeln, die klirren.
* Stricken lernen.
* Es lassen. Die Welt geht nicht unter, wenn die Wohnung mal ein paar Tage schlimm aussieht. Oder wenn ich nicht blogge. Oder. Oder.
* Zum Phoenix-Konzert gehen. Falls es eins gibt.

Ich wünsche euch ein glückliches und vor allem gesundes 2013. Ich glaub, es wird ein gutes Jahr.

Bild: "Enjoy it. Because it´s happening" von Melanie Petersen.
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