Eigentlich wollte ich hier noch so viel schreiben. Über das Fünfsein. Über das Durchhängen. Über das Jahr, das mich manchmal so mürbe gemacht und mir doch so viel beigebracht und gezeigt hat. Jetzt habe ich beschlossen: Das alles geht auch im Januar. Jetzt mag ich nur noch umfallen und ganz viel futtern. Und ein paar Weihnachtsfilme gucken, „The Holiday” natürlich und „Tatsächlich...Liebe”, mit Freunden Kakao trinken und Haselnuss-Karamell-Schnitten backen. In Ruhe überlegen, was es Heiligabend zum Nachtisch geben soll (was macht ihr?). Mit Fanny um die Welt reisen. Noch ein paar Mal diese unfassbaren „Take Flight”-Videos ansehen. Und ein paar Trailer, um ins Kino zu gehen. „Carol” klingt gut. Oder „Alle Jahre wieder”? Also mehr im neuen Jahr. Ich danke euch, dass ihr 2015 mit mir geteilt habt. Und ich wünsche euch ein frohes und gemütliches Fest mit denen, die euch lieb sind, und von Herzen ein gutes 2016. Habt es schön.
DIE BESTE FERNSEHSERIE, DIE ICH DIESES JAHR GESEHEN HABE: „RIVER” MIT STELLAN SKARSGÅRD UND NICOLA WALKER
Da ist dieser Mann. Er sitzt mit einer Frau im Auto. Sie fahren zu einem Drive-In, er bestellt sich einen Cheeseburger mit Extrakäse und vergisst, den Bananen-Milchshake zu bestellen, den sie so gerne trinken möchte. Im Radio spielen sie einen Song von Tina Charles. „Jetzt sing, du Irrer”, sagt die Frau und fängt selbst an, laut zu singen: „I Love To Love”. Aber der Mann singt nicht mit. Er lächelt. Es ist ein trauriges Lächeln, das nicht mehr die Kraft hat, die Mundwinkel nach oben zu ziehen.
Ein paar Minuten später weiß man: der Mann ist DI John River vom Metropolitan Police Service, ein schwedischer Kommissar in London. Und die Frau, die in seinem Auto sitzt, ist tot. Sie war seine Kollegin, bis jemand sie erschossen hat. Jetzt existiert Jackie Stevenson, die alle nur Stevie genannt haben, nur noch in seinem Kopf. Oder in seinem Herzen oder wo immer seine Trauer festklemmt. Sechs Folgen lang versucht River herauszufinden, wer Stevie vor seinen Augen erschossen hat, aber am Ende ist eine andere Frage viel wichtiger: Wie findet er wieder heraus aus seiner Dunkelheit?
Ich habe dieses Jahr viele Fernsehserien geschaut, und es waren einige gute dabei. „The Fall – Tod in Belfast” zum Beispiel, eine irrsinnig spannende und beklemmende BBC-Krimiserie, die man sich gerade in der ZDF-Mediathek ansehen kann. Oder „The Honourable Women” (auf iTunes). „Suits” und „Master of None” (auf Netflix) haben mir auch sehr gefallen. Aber keine Fernsehserie hat mich so berührt und beeindruckt wie die BBC-Serie „River” von Abi Morgan (die auch schon „Shame” und „Die eiserne Lady” geschrieben hat) – eine Krimiserie, deren kompliziertester Fall der Kommissar selbst ist.
Welche Serien haben euch denn dieses Jahr richtig gut gefallen? Ich freu mich über ein paar Tipps für die Weihnachtstage...
Welche Serien haben euch denn dieses Jahr richtig gut gefallen? Ich freu mich über ein paar Tipps für die Weihnachtstage...
DER NOVEMBER 2015
Der allererste Schnee, auch wenn es nur dreieinhalb Flocken waren. Zusammengekratzt ergaben sie einen kleinen Schneemann.
Mein Abend im Kino, mit H. und „Steve Jobs”. Hinterher gedacht, dass ich das wirklich öfter machen sollte: essen gehen, reden, einen Film ansehen, weiterreden (auch wenn der Film mich nicht umgehauen hat).
Ein Weihnachtsgeschenk von mir für mich: ein handbemaltes Tuch von Kemikuroj. Lange nach genau so einem Tuch gesucht, groß und weich, schwarz und weiß. Aber wie das so oft ist: Erst wenn man aufhört, danach zu suchen, findet man es, in diesem Fall bei Steffi.
Ein ganz großartiges Mittagessen im „Soupe Populaire” (was nicht nur an den sensationellen Königsberger Klopsen, sondern auch an meiner Begleiterin lag).
Das erste Weihnachtsbacken. Als Nächstes backen wir Scherzkekse. Und etwas von diesem Christmas-Cookie-Pop-Up-Blog (was für eine schöne Idee, gefunden bei Fräulein Text).
Dieses Video: 1977 beschließt Stoney Emshwiller, seinem zukünftigen Ich ein paar Fragen zu stellen. Jetzt hat er sich hingesetzt, um seinem 18-jährigen Ich ein paar Antworten zu geben: „Later that same life”.
Adele bei einem Adele-Casting inmitten von Adeles.
Das Archiv des „World Ballet Days”, das einen Blick hinter die Kulissen des Bolschoi Ballet, des Royal Ballet, des National Ballet of Canada und des San Francisco Ballet erlaubt.
„My Writing Education” von George Saunders.
Die Idee, Kunst zu malen statt sie zu fotografieren. Vielleicht probiere ich das mit Fanny auch mal aus.
„Terry Gross and the Art of Opening Up.”
Fannys Geburtstag, so sehnlichst erwartet, noch viermal schlafen, noch dreimal, noch zweimal, noch einmal, nur ein einziges Mal, und dann endlich: fünf. Mit leuchtenden Kerzen und leuchtenden Augen, mit einer wilden Party und wild bemalten T-Shirts.
Ein langer, gemeinsamer Vorgeburtstagsnachmittag, den wir damit verbracht haben, Regenbogenmiezekatzen-Muffins zu backen. Die hatte sie sich nämlich gewünscht.
Weihnachtspläne zu schmieden. Am 12. und 13. Dezember zum Green Market zu gehen, zum Beispiel. Und mein Wichtelpaket an Philuko zu schicken, eine Tradition, die ich sehr mag. Ihr Paket ist schon da, wird aber erst (falls ich das denn schaffe) am zweiten Weihnachtstag ausgepackt, damit Weihnachten noch ein bisschen länger dauert.
Das Aufstellen von Tanni, ihrem Mini-Tannenbaum, der angeschafft wurde, weil 30 Mal schlafen bis zum Heiligen Abend 29 Mal zu oft war.
Und das grenzenlose Universum.
EINE LIEBESLISTE MIT DER REGISSEURIN BIRTHE TEMPLIN
Heute gibt es eine neue Liebesliste. Ausgefüllt hat sie Birthe Templin – Regisseurin, Autorin und Mutter von zwei Jungs. Wenn ich Birthe beschreiben sollte, fallen mir nur Wörter ein, die nicht im Duden stehen. Etwa dass sie eine Mitreißerin ist, weil man in ihrer Gegenwart sofort weniger verzagt ist. Oder: dass sie lebenswarm ist, eine, die keine Angst davor hat, dem Leben zu zeigen, dass sie es mag. Oder dass sie weltwach ist.
Das merkt man auch ihren Filmen an. „The Sunshine you give” zum Beispiel über den Sänger Bobby Hebb und seinen Song „Sunny”. Oder „Was bleibt”, ein Dokumentarfilm, der davon erzählt, wie die Familien von Opfern und Tätern sich mit dem Holocaust auseinandersetzen. Birthe ist auch nach Argentinien gereist, um dort Herrn F. zu treffen, einen Nazi und Offizier der Waffen-SS, der sich nach dem zweiten Weltkrieg abgesetzt hat und seither in Südamerika ein unbehelligtes Leben führt. „Offenes Geheimnis” befindet sich gerade in der Postproduktion.
Ein bisschen mehr Welt hat Birthe dieses Jahr auch auf einer Reise entdeckt: Von Ende März bis Ende August ist sie mit ihrem Mann, ihren beiden Söhnen und einem Bulli durch Europa gefahren – von Sizilien bis hoch nach Norwegen. Hier zeigt sie ein paar Bilder dieser Reise und erzählt von den Dingen, die ihr wichtig sind.
1) Ein Buch, das dir viel bedeutet?
Ein Notizbuch von meiner Oma, in das sie ihre Gedanken, Einkaufslisten und was auch immer eingetragen hat.
2) Ein Film, der lange bei dir geblieben ist?
„Cinema Paradiso” von Giuseppe Tornatore. So etwas Schönes. Wenn ich nur den Auftakt der Musik von Morricone höre, fange ich aus Prinzip schon an zu heulen. Der Film spielt in einem kleinen Fischerdorf auf Sizilien Mitte der 50er-Jahre und erzählt von dem Verhältnis des Kinobetreibers Alfredo zu dem kleinen Jungen Toto, der im Film erwachsen wird. Aber wie er davon erzählt. Es ist eine Ode an das Leben, mit all seinen Facetten. Und eine Zelebration des Kinos. Für mich einer der größten Filme überhaupt.
3) Ein Song, der dir unendlich gute Laune macht?
„First Day of my Life” von Bright Eyes.
4) Was in deinem Kleiderschrank ziehst du immer wieder an?
Eine Strickjacke von Wolfen. Eine schwarze Second Skin von Cheap Monday. Die Jeans sitzt wie ´ne Eins, die Farbe hält sich aber leider nicht so, wie ich es gerne hätte. Macht nichts, ich färbe sie einfach alle zwei Monate nach.
5) Und was würdest du niemals wegwerfen, obwohl du es schon lange nicht mehr anziehst?
Meine geliebten Vintage-Stiefel. Ich trug sie durch meine gesamte erste Schwangerschaft und auch in dem Moment, als einen Monat vor Geburtstermin unverhofft die Fruchtblase platzte. Wir waren unterwegs zum Flohmarkt. Die Stiefel füllten sich, langsam aber sicher, und platschend stand ich zwei Stunden später an der Rezeption der Anthro-Klinik. Warum ich sie auf dem Weg nicht ausgezogen habe, ist mir immer noch ein Rätsel, die Krankenschwester jedenfalls tat so, als sei es das Normalste von der Welt. Heute liegen die seitdem getauften Fruchtwasser-Boots gut verpackt im Keller. Ich werde sie bestimmt nicht wieder anziehen, wegwerfen aber auch nicht.
6) Wonach duftest du gerne?
Nach „Coco” von Chanel. Nach Shampoo von Aveda. Nach Nivea-Sonnencreme. An besonders grauen Tagen im Herbst oder im Winter creme ich mich manchmal extra damit ein.
7) Ein Lippenstift?
Ich trage sehr selten Lippenstift und wenn einen klassisch Roten von Chanel.
8) Ein Ort, der zu Hause ist?
Für mich ist der Begriff Zuhause eine komplexe Angelegenheit. Sind es doch Menschen, Erinnerungen und Bilder, die sich zusammensetzen, Gefühle von Geborgenheit, ein ‚Alles-ist-gut’-Moment, Gerüche und Geräusche, die für mich einen Ort zu einem Zuhause machen. Meistens fühle ich mich auf Reisen besonders zu Hause. Und dennoch: Ostfriesland. Buenos Aires. Berlin. In Ostfriesland ist es ein bestimmter Straßenabschnitt zwischen Leer und Emden, wo der Horizont noch ein Stückchen weiter wird und ich dann bei meinen Eltern parke und aussteige und die geliebte Nordseebrise mir um die Nase weht. Dann ist am besten noch eine klare Nacht mit 1000 Sternen inklusive aufkommenden Orkanböen. Wat moi. In Buenos Aires habe ich einen Teil meiner Kindheit verbracht und als ich nach vielen Jahren zurückkehrte, hat mich ganz entgegen meiner Erwartung der Geruch der Strassengrills, der Parillas, umgehauen. Und ich habe mich endlich wieder komplett gefühlt.
In Berlin lebe ich jetzt seit 13 Jahren. Es gibt ein Zuhause ohne und ein Zuhause mit Familie. Ohne ist der Berlin-Klassiker: am Sonntagmorgen mit Freunden auf dem Fahrrad durch die leeren Straßen eiernd, keiner sagt was, die ersten Sonnenstrahlen blenden und es herrscht eine betörende Ruhe. Hoffentlich erlebe ich das auch noch mit 60. Mit: Ich komme die Treppe hoch. Lehne meinen Kopf ganz leise gegen die Haustür. Lausche, was meine kleine Familie im Inneren der Wohnung so macht. Home. Sweet. Home.
9) Und an welchen willst du unbedingt noch reisen?
Überall hin. Mein momentaner Favorit: eine kleine Insel im Südpazifik namens Tonga. Vor dieser Insel ziehen sich für drei Monate im Jahr Wale zurück, um ihre Nachkommen zur Welt zu bringen. Man kann sie aus nächster Nähe beobachten. Und: Seit Jahren schon möchte ich zum Burning Man Festival.
10) Was gehört zu einem guten Abend?
Meine liebsten Menschen an einem großen Tisch, mit gutem Essen, viel Crémant und dem Gefühl von Zeit.
11) Und zu einem guten Morgen?
Aufzuwachen mit meinem Mann und den Kindern in einem Bett.
Aufzuwachen mit meinem Mann ohne Kinder im Hotelzimmer.
Beides sehr gut.
12) Ein Gefühl, das du magst?
Leidenschaft. Was wäre man ohne. Dabei muss es überhaupt nicht die große Leidenschaft sein, auch die kleinen Leidenschaftsgefühle zwischendurch bereichern das Leben ungemein.
13) Welcher Gegenstand war dir mit sechs wichtig? Mit 16? Und heute?
Mit 6: Mein Pixi, ein Reststück von einem Kissenbezug. Als ich mit sechs nach Argentinien gezogen bin, hat mein Pixi mir viel Halt gegeben. Es konnte übrigens auch sprechen.
Mit 16: Meine alte Nikon.
Heute: Seitdem meine Kinder da sind hat sich vieles verschoben – unter anderem auch die Bedeutung, die ich Gegenständen zumesse. Gibt es einen, der mir wirklich wichtig erscheint? Mir fällt gerade keiner ein. Die Gesundheit, als Gegenstand verpackt.
14) Welchen Wunsch wirst du dir nie abgewöhnen?
Im Süden direkt am Strand zu wohnen.
15) Worauf fühlt sich deine Haut am wohlsten?
Auf warmem Sandstrand.
16) Schönste Sünde?
Ach, die schönste Sünde wäre eine Zigarette zu rauchen. Kann ich aber leider nicht, denn dann rauche ich den Rest meines Lebens.
17) Eine gute Entdeckung der letzten Zeit?
Als ich in diesem Jahr nach unserer fünfmonatigen Elternzeit-Reise mit dem Bulli durch Europa nach Berlin zurückkehrte, hatte ich ganz schön den Blues. Ich fand mich im Buchladen wieder, stand aber eigentlich nur wie Falschgeld herum. Da fiel mein Blick auf „Rock the Shack”, ein Architekturbuch über besondere kleine Häuser. Baumhäuser, Cabins, Cottages, etc. Ein schöner Band für Herbsttage, von dem man sich inspirieren lassen kann, wenn man mal so ein Häuschen bauen möchte. Ist doch auch eine Idee.
Und eine Wieder-Entdeckung: dass auf die Intuition immer Verlass ist.
Und eine Wieder-Entdeckung: dass auf die Intuition immer Verlass ist.
18) Beste Lehre, die dir zuteil wurde?
Dass es eine Entscheidung ist, glücklich zu sein.
19) Ein schöner Mensch, den du nicht persönlich kennst?
Bei uns in der Straße wohnt ein alter Herr. Jeden Tag führt er seine blinde Frau zum Spazieren aus, und er erzählt ihr dabei, was er sieht.
20) Große Liebe? Klitzekleine, aber unverzichtbare Liebe?
Groß: Meine Kinder. Mein Mann. Meine Familie. Klein: Das Filmemachen. Das Fotografieren. Freihändig Fahrradfahren, neuerdings mit meinem Sohn.
Herzlichen Dank, liebe Birthe.
Alle anderen Liebeslisten sind hier nachzulesen.
Ich wünsche euch eine gute Woche!
Ich wünsche euch eine gute Woche!
Fotos: Birthe Templin.
EIN RICHTIG TOLLES BASTELBUCH –
UND GEBURTSTAGSEINLADUNGEN ZUM SELBERMACHEN
Die Rennmäuse! Die wilde Tierfütterung! Nein, warte: die Geburtstagseinladungen! Eigentlich könnte ich jede Idee aus „Basteln mit der Maus” aufzählen. Denn als ich mich mit Fanny an den Küchentisch gesetzt habe, um zu überlegen, was wir zu ihrem Geburtstag machen könnten, gab es am Ende kaum eine Seite ohne Zettelchen. Überrascht hat mich das nicht. Andrea Potockis „We Like Mondays" gehört zu meinen Lieblingsblogs. In ihm (und in ihrem Buch) zu lesen ist ein bisschen so, als würde man eine Wundertüte öffnen, in der sich nur Knüller verstecken. Die Basteleien, die sich Andrea ausdenkt, sind originell, aber nie überladen. Bunt, aber nicht quietschig. Sehr nachbastelbar und vor allem ansteckend fröhlich. Als ich Andrea schrieb, wie gerne ich ihr Buch mag, mailte sie zurück, ob wir nicht mal zusammen etwas basteln wollten. Die Geburtstagseinladungen zum Beispiel. Was für ein Angebot.
Material:
Buntes Tonpapier, Fotokarton, weiße, rote und schwarze Klebepunkte (1, 2 und 0,8 cm Durchmesser), bunte Stifte, geringelte Papierstrohhalme, Masking Tape, Baumwollgarn, Buchstabenstempel und Stempelfarbe, Bleistift, Schere, Papierkleber, Zirkel, Lineal.
1) Die Trichter-Vorlage auf Tonpapier übertragen, falten und zusammenkleben.
2) Für jeden Kopf mit dem Zirkel zwei Kreise von 4 cm Radius auf den Fotokarton zeichnen und ausschneiden.
3) Jetzt werden die Gesichter passend zum Partythema und nach den eigenen Vorstellungen gestaltet. Für Haare und Wangen Kreise aus Tonpapier schneiden, aufkleben und den Überstand abschneiden. Augen und Münder werden mit Klebepunkten aufgeklebt. Der Rest wird aufgemalt.
4) Je nach Figur Federn und Stirnband, Augenklappen und Piratentücher oder Kronen aus Tonpapier zuschneiden und aufkleben.
5) Für jede Figur einen Strohhalm an einem Ende flach drücken und mit Masking-Tape auf der Rückseite des Gesichts befestigen. Soll der Kopf Haare aus Baumwollgarn bekommen, werden die Wollfäden ebenfalls mit Klebeband auf der Rückseite befestigt.
6) Nun von hinten den zweiten Kreis aus Fotokarton aufkleben. Der flache Teil des Strohhalms und die Haare liegen jetzt versteckt zwischen den beiden Papierkreisen.
7) Die Einladung mit allen Infos zur Party auf die Rückseite schreiben. Vorschul- und Schulkinder können das schon persönlich übernehmen. Kleinere Kinder stempeln mit Hilfe der Großen alles auf, was die Gäste wissen müssen.
8) Bei jedem flachen Papiertrichter auf die Vorderseite „Einladung” stempeln. Dann jeweils einen Trichter von unten über den Strohhalm und das Gesicht schieben.
9) Wenn man ihn wieder herunterzieht, schaut das Gesicht keck heraus, und man kann die Einladung lesen.
EINFACH NUR SO
Dieses Video hat mir Marlene eben geschickt. Und plötzlich mag ich diesen müden Freitag. Schönes Wochenende!
EIN PAAR GESCHENKE FÜR NICHT-MEHR-GANZ-SO-KLEINE
Nächste Woche wird Fanny fünf. Deshalb habe ich in den letzten Wochen ein paar Geschenkideen gesammelt (auch schon für Weihnachten)...
1) Wie stolz ich war, als ich mein erstes Spieleset bekommen habe. Verlieren konnte ich damit allerdings auch nicht besser (bis heute nicht). Mit diesem Spieleset von Smallable geht das Mensch-ärgere-Dich-nicht vielleicht ein bisschen besser.
2) Wenn ich auf der Suche nach Kindergeschenken bin, dann gehe ich zuerst zu d.nik, den Spielzeugladen am Kollwitzplatz, denn dort kann man immer die schönsten Entdeckungen machen. Wie dieses hinreißende Backbuch, in dem Schritt für Schritt erklärt wird, wie man Blaubeermuffins macht. Oder Himbeerschaum. „Lass uns was backen” von Clara Lidström und Annakarin Nyberg, Kleine Gestalten.
3) Entdeckt habe ich dort auch Stocs. Das sind Seile, die einen festen Teil und ein flexibles Ende haben, die zusammengeknotet werden können, um damit eine Höhle zu bauen. Oder ein Schiff. Oder was auch immer einem Kind gerade einfällt.
4) Plitsch ist eigentlich ein ganz normaler Mensch. Aber immer, wenn es regnet, wird er ganz unglücklich. Deshalb beschließt er, fortan als Regenschirm-Mann zu leben. „Plitsch, der Regenschirm-Mann” von David Sire und Thomas Baas, Kleine Gestalten.
5) Ein kleines, kuscheliges Schaf zum Kleben und geklebt wird hier gerade richtig gerne. „Little Lamb Creative Kit Bun” von Oh C´est beau! über Smallable.
6) Seit ich eine Blumenpresse an ein Geburtstagskind verschenkt habe, wünscht sich Fanny auch eine. Diese hier ist von 4M über Smallable.
7) Ein kleiner roter Vogel fliegt zum allerersten Mal in den Süden. Unterwegs macht er die erstaunlichsten Entdeckungen. Ist das da im Baumwipfel tatsächlich ein Riesenrad? Und werden in dieser wundersamen Fabrik wirklich Wolken hergestellt? Sehen kann man all das erst mit der magischen Lupe. Wie toll ist das denn? „Das magische Zauberlupenbuch" von Agathe Demois und Vincent Godeau, Fischer / Sauerländer.
8) Fannys größter Schatz ist gerade ihre Edelsteinsammlung, die jeden Tag bestaunt, gewaschen, poliert, geordnet, neu geordnet und wieder eingeräumt wird. Dieses Schatzsäckchen mit Edelsteinen von Echtkind finde ich auch sehr schön.
9) Noch so ein d.nik-Fundstück: die magnetischen Bauklötze von Tegu. Dadurch, dass die Bausteine aneinander haften, kann man die unglaublichsten Formen und Figuren bauen (ich wollte selbst gar nicht damit aufhören). Im großen Kasten sind auch Räder dabei. Magnetbausteine von Tegu über d.nik. Hier bekommt man sie auch.
10) Die ganze Welt zum Ausmalen. Perfekt für lange Winternachmittage. Von Omy über Val.
11) „Komische Vögel” ist das poetischste Malbuch, das mir je untergekommen ist. Zu den Vorlagen von Carll Cneut können die Kinder ihre eigenen Vögel malen. „Komische Vögel” von Carll Cneut, Bohem Press.
Fotos: 1, 5 und 6 Smallable, 2 und 3 Kleine Gestalten, 4 Stocs, 7 S. Fischer Verlage, 8 Echtkind, 9 tegu über d.nik, 10 Omy über Val, 11 Bohem Press.
DER OKTOBER 2015 (UND WAS IHN GUT GEMACHT HAT)
* Diese Blätter.
* Waffeln mit heißen Kirschen.
* Mein neuer Ring.
* Das kleine Schreckgespenst auf dem Fahrrad.
* Ein um- und zur Abwechslung mal aufgeräumter Schreibtisch.
* Ihr Mini-Dutt.
* Die Rückkehr der Gelassenheit. Bestimmt kein Dauerzustand, aber in den letzten Wochen ist irgendwie Ruhe eingekehrt und ich genieße sie.
* Diese Frau und ihr Spaß an Mode. Sehr ansteckend.
* Kissenspray habe ich mir schon selbst gemacht, aber Lippenbalsam? Fabelhafte Idee.
* Dieses Bild wünsche ich mir zu Weihnachten.
* Penny Walks: Das probieren wir mal aus.
* Ein schöner Song.
* 100 Jahre alte Negative, gefunden im Eis.
* So lustig: Die Spionage-Geschichten von Grundschülern – gespielt von Tom Hanks und Jimmy Fallon.
* 15 Dinge, die ich über „Harry und Sally” noch nicht wusste.
* Dieser Text über die ersten Wochen als Schulkind hat mich gerührt.
* Große Freude heute: das neue Himbeer-Sonderheft „Berlin mit Kind” ist da. Und wie immer mit ganz viel Liebe gemacht.
* Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Letzte Woche hat die Futurale begonnen – ein Filmfestival, das mit sieben Dokumentarfilmen Antworten auf diese Frage sucht und in 25 deutschen Städten gastiert. Die nächsten Stationen: Magdeburg, Mainz und Karlsruhe.
* Regenbilder.
* French Toast 3 Ways.
* Ein hübscher Onlineshop: Ink + Olive. (Hab mich ein wenig in die Keramik-Schalen verguckt).
* Ich bin so neugierig auf dieses Buch. Habt ihr es vielleicht schon gelesen?
Und: Wie war denn euer Oktober?
Kommt gut in die Woche.
FÜNF JAHRE SLOMO UND EINE GEBURTSTAGSVERLOSUNG
Heute vor fünf Jahren habe ich hier meinen allerersten Beitrag geschrieben. Ich war sehr aufgeregt damals. Und ganz schön durch den Wind, zwei Wochen vor Fannys Geburt. Wie viel seitdem passiert ist. Im letzten Jahr habe ich über vieles nachgedacht, auch darüber, ob ich das hier noch mag und will, um dann festzustellen: doch, das mag und will ich. Es gab zwar oft und immer wieder Momente, in denen anderes wichtiger und ich sprachlos und ein wenig verloren war in dieser mittlerweile riesigen Bloggerwelt. Doch die Magie des „Ich drücke jetzt einfach auf Veröffentlichen” hat sich noch immer nicht abgenutzt. Genauso wenig wie die Freude, wenn ich auf die Seite gehe und sehe, dass mir jemand etwas geschrieben hat zu dem, was ich geschrieben habe. Danke also von Herzen. Danke fürs Lesen, Wiederkommen, Kommentieren, Schreiben und immer wieder Herzlichsein.
Danke sage ich dieses Mal auch mit Blumen und einer Uhr, die so ist, wie ich Uhren mag: schlicht und zeitlos (was ein beknacktes Wort ist, um eine Uhr zu beschwärmen, aber ihr wisst schon, was ich meine). Wer die „Classic Sheffield Lady” in Silber mit einem schwarzen Armband von Daniel Wellington gewinnen möchte, der hinterlässt bis zum 15. November um 20 Uhr einen Kommentar, warum er diese Uhr gerne gewinnen würde (bitte ohne Emailadresse – der Gewinner wird hier bekanntgegeben, also einfach mal wieder reingucken). Bis Ende November gibt es dazu 15 % Rabatt auf alle Produkte im Webshop von Daniel Wellington, wenn ihr den Rabattcode „slomo” eingebt. Ich wünsche euch viel Glück!
***
Vielen Dank für all eure herzlichen Kommentare und Wünsche.
Die Uhr hat Nanne Kick gewonnen (Kommentar: 5. November und 9:17 Uhr). Liebe Nanne, schickst du mir an postanslomo(at)googlemail(dot)com deine Adresse, damit ich sie dir schicken kann?
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Vielen Dank für all eure herzlichen Kommentare und Wünsche.
Die Uhr hat Nanne Kick gewonnen (Kommentar: 5. November und 9:17 Uhr). Liebe Nanne, schickst du mir an postanslomo(at)googlemail(dot)com deine Adresse, damit ich sie dir schicken kann?
CANDLES – MIXTAPE NO. 7
Ein paar Lieder für den Herbst. HIER anzuhören, falls euch gerade auch danach ist.
1) City and Colour: The Girl
2) Bon Iver: Skinny Love
3) Neil Halstead: Spin the Bottle
4) Daughter: Candles
5) Sarah Jaffe: Clementine
6) The Honey Trees: To Be With You
7) The Narrative: Eyes Closed
8) Bombay Bicycle Club: You Already Know
9) The Paper Kites: Bloom
10) Emily and The Woods: Steal His Heart
11) Wolf Larsen: If I Be Wrong
12) Surfjan Stevens: Concerning The Ufo Sighting Near Highland, Illinois
13) Iron & Wine: Such Great Heights
MITTWOCHSKUCHEN, ZWEI BAISERS UND EIN GUTES BUCH
Als wir im Frühjahr in Paris waren, habe ich für Fanny ein Kinderkochbuch gekauft, das den schönen Titel „Meine Mittwochskuchen” trägt und hinreißend ist. Weil es fast nur mit Illustrationen auskommt. Und weil man darin Rezepte findet, die gegen Fernweh helfen, für Madeleines zum Beispiel oder für Chouquettes, diese kleinen, mit Hagelzucker bestreuten Windbeutel, die wir immer in der Bäckerei gegenüber unserer Wohnung gekauft haben). Ich mag dieses Buch aber auch für die Idee, den Mittwoch zu feiern. (In Frankreich hat das Mittwochskuchenbacken wohl Tradition, wie eine Freundin mir erzählte und hier jemand kommentierte, weil die Kinder am Nachmittag schulfrei haben). Gerade wenn viel los ist und bei uns ist gerade irgendwie immer viel los. Mal einen Nachmittag in der Küche zu verbringen, mit etwas Süßem, einem Kaffee oder Kakao und einem guten Buch.
Mit Baisers zum Beispiel und Steffis neuem Buch. Nachdem mein Vorrat an Schokoladenbaisers genau für einen Tag gereicht hat, habe ich letzten Mittwoch die Variante aus „Herzlich Willkommen” ausprobiert: mit Vanillesahne, Schokoladensoße und Physalis (mein Ersatz für die im Rezept verlangten Kirschen). Himmel, sind die gut. Wie sagte Nelja neulich so schön auf Instagram? „Gut gegen und für alles”. Hier sind beide Rezepte: für die einfachen Schokoladenbaisers der BBC und für die luxuriösen Pavlovas von Steffi. Dazu ein Blick in „Herzlich Willkommen” – ein Buch, das mir Lust gemacht hat, mal wieder ein großes Essen für Freunde zu kochen. Oder in Ruhe mit einer Freundin zu kaffeesieren (wie meine Mama es immer nennt). Vielleicht nächsten Mittwoch?
SCHOKOLADENBAISERS
Zutaten
3 Eiweiß
150g Zucker
50g gute, dunkle Schokolade, fein gehackt
2 TL Kakao
* Den Ofen auf 140°C vorheizen.
* Ein Backblech mit Backpapier auslegen.
* Das Eiweiß in einer fettfreien, trockenen Schüssel mit einem Handmixer aufschlagen bis es allmählich schaumig wird.
* Nach und nach den Zucker dazu geben bis der Eischnee so fest wird, dass man die Schüssel umdrehen kann.
* Vorsichtig die Schokolade und den Kakao unterheben.
* Mit einem Esslöffel größere runde Portionen auf dem vorbereiteten Blech formen und für ca. 40 Minuten bei 140°C im Ofen trocknen lassen.
MINI-PAVLOVAS MIT VANILLESAHNE, PHYSALIS UND SCHOKOLADENSOSSE
(nach einem Rezept aus „Herzlich Willkommen” von Stefanie Luxat)
Zutaten
Für die Baisers:
3 Eiweiß
150g Puderzucker
Für die Schokoladensoße:
100g Edelbitterschokolade
200g Sahne
20g Butter
Für die Vanillesahne:
1 Vanilleschote
200g Sahne
1 EL Zucker
400g Physalis (oder im Sommer: frische Kirschen – wie im Originalrezept)
* Den Ofen auf 110°C vorheizen.
* Die Eiweiße mit dem Puderzucker langsam im Standmixer verrühren, bis es keine Klümpchen mehr gibt. Dann auf höchster Stufe so lange schlagen, bis die Masse steif ist und schön glänzt.
* Auf einem Backblech mit Backpapier kleine runde Portionen verteilen und bei 110 Grad 1 Stunde lang trocknen lassen, dabei einen Löffel in die Backofentür stecken, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.
* Für die Schokoladensoße die Schokolade in grobe Stücke brechen und zusammen mit der Sahne im Wasserbad schmelzen. Immer schön mit dem Schneebesen rühren, bis die Masse homogen ist. Dann die Butter schnell unterrühren. Die Schokoladensoße beiseite stellen.
* Für die Vanillesahne das Mark der Vanilleschote auskratzen.
* Sahne mit Zucker und Vanillemark steif schlagen. Auf den abgekühlten Baiserschalen verteilen.
* Die Physalis auf den Pavlovas mit der Sahne anrichten und die Schokoladensoße darüber träufeln (in meinem Fall eher: gießen).
Die Baisers lassen sich übrigens gut vorbereiten – trocken verpackt halten sie einige Tage. Und mit dem übrig bleibenden Eigelb könnte man Mayonnaise, Nudelsalat oder Spaghetti Carbonara machen.
Die Baisers lassen sich übrigens gut vorbereiten – trocken verpackt halten sie einige Tage. Und mit dem übrig bleibenden Eigelb könnte man Mayonnaise, Nudelsalat oder Spaghetti Carbonara machen.
Jetzt noch ein Blick in Steffis Wohnbuch „Herzlich Willkommen”, das vom Gastgeben handelt, von Tischdekorationen für die verschiedensten Anlässe (ob es nun ein Essen zu zweit, eine Hochzeit, ein Kindergeburtstag oder Weihnachten ist), aber auch erfahrene Gastgeber nach ihren Tipps und Rezepten fragt oder danach, mit welchem Drink man seine Gäste zum Tanzen bringt. So viele Ideen, so viele Anregungen, so sensationell schöne Bilder. Aber schaut doch selbst:
Fotos: 1-3: Slomo, 4: Callwey Verlag, 5+6+7: Bernd Ebsen, 8: Brita Sönnichsen, 9: Our Food Stories. Video: Einblick in mein neues Buch „Herzlich Willkommen – mit Gästen Zuhause, Tischdekoration & kreative Ideen” from Stefanie Luxat.
„Herzlich Willkommen” von Stefanie Luxat, Callwey Verlag, 192 Seiten, 29,95 Euro.
Herzlichen Glückwunsch zum vierten (!) Buch, liebe Steffi!
UND WIE MACHST DU DAS, MARCELLA?
EIN MUTTERFRAGEBOGEN
Heute mal wieder ein neuer Mutterfragebogen. Beantwortet hat ihn Marcella, die in einem Dorf bei Bremen wohnt und auf ihrem Weblog „Anders und doch normal” vom Leben mit ihrem Sohn Evan schreibt.
Name: Marcella
Alter: 32
Mutter von: Evan (4)
Stadt: ein Dorf bei Bremen
Wie ist bei dir die Kinderbetreuung organisiert?
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mittlerweile zum Glück sehr gut. Mein Sohn Evan ist vier Jahre alt und geht in einen heilpädagogischen Kindergarten. Er ist mit einem sehr schweren Herzfehler auf die Welt gekommen und hat schon einige Operationen hinter sich bringen müssen. Zudem haben wir mit drei Jahren die Diagnose „Frühkindlicher Autismus” erhalten. Er spricht fast gar nicht und sieht das Leben aus einer ganz besonderen Sicht. In Evans Welt gehören alle Gitarren – oder was ihnen ähnlich kommt, wie Bratpfannen, Klobürsten oder Handfeger – ihm. Eine Welt, in der es nur Laugengebäck und Nudeln gibt. Eine Welt, in der die Reihenfolge der Autos eine größere Rolle spielt als die Autos selbst. Eine Welt voller Kikaninchens und Gummibären. Eine Welt, in der Musik eine große Rolle spielt. Evans Welt. Diese besondere Welt mit dem realen Alltag organisatorisch unter einen Hut zu bekommen, ist relativ schwierig. Zum Glück geht Evan sehr gerne in den Kindergarten und freut sich jeden Morgen aufs Neue, wenn unser lieber Busfahrer ihn von zu Hause abholt. Ich arbeite halbtags, manchmal auch am Nachmittag. Mittlerweile habe ich ein sehr gutes Netzwerk. Einmal die Woche kommt Elisabeth vom ambulanten Kinderhospizdienst und betreut Evan am Nachmittag, und einmal die Woche verbringt Evi von „Gemeinsam e.V.” einen Nachmittag mit ihm. Evan hat auch ganz wunderbare Großeltern, die sich gerne und viel um ihn kümmern, so dass ich am Wochenende auch mal etwas alleine unternehmen kann.
Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
Ich arbeite 25 Stunden die Woche als Fremdsprachenkorrespondentin an der Uni Bremen. Meistens am Vormittag, aber hin und wieder bin ich auch am Nachmittag bei der Arbeit anzutreffen. Mir ist meine Arbeit sehr wichtig. Ich habe lange in Brüssel gelebt und gearbeitet und war in meinem Job sehr glücklich. Aus Brüssel ist mittlerweile ein kleines Dorf bei Bremen geworden, und auch beruflich musste ich mich sehr verändern. Ich konnte früher in meinem Beruf sehr viel reisen und verschiedene Veranstaltungen der Europäischen Kommission und des Europaparlamentes besuchen. Ich habe im Bereich Public Affairs (Öffentlichkeitsarbeit) für eine schwedische Firma gearbeitet. Früher stand mein beruflicher Werdegang an erster Stelle. Heute ist es Evan. Nichtsdestotrotz möchte ich die Arbeit nicht missen, denn das ist mein Ausgleich. Sonntagabends denke ich nicht „Oh nein, morgen ist schon wieder Montag”, ich freue mich und fahre jeden Morgen mit einem Lächeln zur Arbeit. Ich glaube, wenn ich diesen wichtigen Ausgleich nicht hätte, würde ich den Alltag mit meinem Sohn nicht meistern.
Wieviel Zeit hast du für dich – jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Ich habe mittlerweile gelernt, mir meine Inseln zu schaffen. Das sind manchmal nur kleine Momente. Auf dem Spielplatz in der Sonne zu sitzen und dabei Sushi zu essen und einen Sekt aus der Dose zu trinken. Ich nehme auch gerne weite Autofahrten in Kauf, um einen verlassenen Spielplatz oder ein Waldgebiet zu finden. Sich Inseln zu schaffen und zu haben ist lebenswichtig. Mittlerweile habe ich auch gelernt, mir meinen Raum – auch mit Evan – zu nehmen. Was ich früher als „mich aufgeben” empfunden habe, ist mehr zu einer Art Hingabe oder Aufgabe geworden. Mit Evan zusammen ich selbst zu bleiben, musste ich erst lernen, und ich lerne immer wieder dazu. Durch die tolle Unterstützung, die ich mittlerweile erhalte, kann ich meiner großen Leidenschaft nachgehen: dem Reiten. Zudem habe ich auch noch eine zweite Leidenschaft entdeckt: das Bloggen. Ich habe seit einigen Wochen einen Blog, in dem ich über unseren einzigartigen Alltag berichte.
Wie sieht euer Alltag aus?
Es ist oft schwierig zu beschreiben, wie Evans Autismus-Erkrankung unseren Alltag bestimmt. Wenn ich ihn ansehe, sehe ich nicht die Erkrankung, sondern ein einzigartiges und besonderes Kind mit einzigartigen und sehr besonderen Bedürfnissen. Heutzutage ist es allerdings schwierig, diese Bedürfnisse ausleben zu können und in unseren Alltag zu integrieren. Evan liebt sein Gummibärchen und seine Kikaninchen. Meistens sind sie mit dabei, wenn wir das Haus verlassen. Manchmal muss aber auch noch das Bobbycar oder sein Laufrad mit, sonst können wir nicht losfahren. (Es gibt Tage, da können wir wirklich nicht losfahren, weil ich Evan nicht überreden kann, in seinen Kindersitz zu gehen). Das Auto ist also eigentlich schon vor dem Einkauf voll (ich habe einen Kleinwagen). Wenn der Rehabuggy dann auch noch im Kofferraum ist, sieht es schon fast so aus, als ob wir in Urlaub führen. Evan und ich haben einen Lieblingswald, in dem wir sehr gerne spazieren gehen oder Evan Laufrad fährt. Leider dürfen wir immer nur den gleichen Weg gehen. Seit knapp zwei Jahren.
Evan schwimmt sehr gerne. Er liebt Wasser. Egal welches, ob See, Fluss, Pfütze, Teich oder Regentonne. Wenn er Wasser sieht, will er hineingehen. Leider lassen ihn meine Argumente, nicht in jedes Gewässer zu jeder Jahreszeit gehen zu können, kalt. Ich habe ihn schon aus etlichen Teichen oder Regentonnen holen müssen. Evan schmeißt auch mit Vorliebe Gegenstände in die Luft oder von der Treppe, ganz egal, wo wir sind. Am liebsten mag er zerbrechliche Gegenstände, weil die so schön laut sind, wenn sie den Boden berühren. Meine Heißklebepistole ist mittlerweile mein bester Freund geworden. Ich glaube, es gibt fast keinen Dekogegenstand mehr, der nicht geklebt worden ist, und das sieht man ihnen leider auch an. Neuerdings hat er auch das Autofenster für sich entdeckt. Nachdem Evan auf der Autobahn angefangen hatte, Gegenstände aus dem Fenster zu werfen, habe ich sehr schnell erkannt, dass ich meine Fensterkurbel abbauen muss. Evan ist, was seine Freunde betrifft, nicht gerade zimperlich. Meistens laufen sie vor ihm weg. Leider mag er dieses Spiel und freut sich, wenn sie schreien. Evans Lieblingsgebärde ist fertig. Er ist allerdings der festen Überzeugung, dass auch wirklich alles gleich – sofort – fertig sein muss, wenn er diese Gebärde benutzt. Die Gebärde Warten kennt er noch nicht. Anstehen und Warten existieren in Evans Welt nicht. Eigentlich bestimmt der Autismus unser ganzes Leben. Der Autismus gehört zu Evan. Es ist unser Leben und nicht nur eine Diagnose. Es ist der Alltag, der mich und Evan immer wieder aufs Neue fordert. In einer Welt zu bestehen, die nicht autistengerecht ist.
Hast du dir das Muttersein so vorgestellt, wie es ist? Was hast du dir anders vorgestellt?
„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet”: Dieser Spruch von Joseph Campbell begleitet mich jetzt schon seit einiger Zeit – eigentlich seit dem Tag, als ich von Evans Herzfehler erfahren habe. Durch seine Herzdiagnose und seinen Autismus hat sich mein Leben von heute auf morgen geändert. Jetzt werden viele Eltern mit gesunden Kindern sagen, dass jeder, der Kinder hat, diese Einschränkungen kennt und hat. Und das stimmt auch. Allerdings sind sie mit einem behinderten Kind viel einschneidender. Oftmals hat man das Gefühl, dass man sich komplett aufgeben muss. Und ich glaube, dass passiert auch zum Teil. Früher hatte ich die Vorstellung, dass sich mein Kind an mein Leben anpassen muss und nicht andersherum. Ich habe mich mit meinem Kind schon auf tollen Konzerten gesehen (mit riesigen Kopfhörern versteht sich). Museen besuchen, zusammen auf Reisen gehen, einfach gemeinsam die Welt entdecken. Reisen könnte ich jetzt nach Schweden in ein einsames Landhaus, und bei unserem letzten und einzigen Museumsbesuch hat Evan einem ausgestopftem Tier den Kopf abgerissen. Seine Kinderpsychologin sagte einmal etwas sehr Ehrliches zu mir: „Ihr Kind wird ihr Leben bestimmen und nicht andersherum.” Damals wollte ich es nicht wahrhaben, aber sie hatte recht. In erster Linie bestimmt Evan, was wir wann, wo und vor allem WIE machen. Natürlich gibt es Regeln und ich entscheide, wann wir einkaufen gehen, aber seine Autismus-Erkrankung bestimmt unser ganzes Leben und ganz besonders unseren Alltag.
Manchmal überkommt es mich, und ich reiße voller Elan und Enthusiasmus das Ruder an mich – ich fahre in eine Shopping Mall oder gehe in ein völlig überfülltes Freibad – um es dann wieder ganz schnell abgeben zu können. Viele meiner Freundinnen oder sogar Evans Therapeuten fragen mich, warum ich mir diesen Stress immer wieder antue und nicht einfach mit ihm zu Hause bleibe. Aber ich möchte mich nicht völlig zurückziehen. Auch wenn gewisse Situationen stressig sind, überwiegt noch immer der Moment. Und solange das so bleibt, werde ich auch weiterhin nach Italien in den Urlaub fahren und nicht nach Schweden.
Trotz all dieser Einschränkungen könnte ich mir mein Leben mittlerweile nicht mehr anders vorstellen. Durch Evans Erkrankung habe ich einzigartige und ganz besondere Menschen kennengelernt, die ich mit einem gesunden Kind nie kennengelernt hätte und dafür bin ich sehr dankbar. Ich wurde schon oft gefragt, ob ich mir nicht ein gesundes Kind wünschen würde. Ich kann diese Frage gar nicht beantworten. Natürlich würde ich mir wünschen, dass Evan gesund ist. Aber so ist es nun einmal nicht. Und sich sein Kind anders vorzustellen? Das kann und will ich nicht!
Hast du das Gefühl, dass die Gesellschaft, die Politik, Menschen mit behinderten Kindern ausreichend unterstützt? Was müsste deiner Meinung nach besser werden?
Meinem Sohn sieht man seine Behinderung nicht an. Evans Behinderung wird oft als ungehorsam oder einfach nur als frech abgestempelt. Egal, ob ich einkaufen, auf den Spielplatz, zu einer Hochzeit, in die Stadt, ins Café oder ins Schwimmbad gehe. Überall fallen wir auf und werden gleich erkannt. Erkannt als nicht ins System passende Menschen. Ich muss zugeben, dass das auch nicht schwer ist. Wir betreten einen Raum und es wird schlagartig laut bzw. lauter. Evan bleibt nicht an der Hand und ist generell sehr schwer lenkbar, wenn viele Leute um ihn herum sind und er keine Begrenzung mehr hat. Ich habe fast immer unseren Hilfsbuggy dabei, allerdings kann ich ihn mittlerweile nicht mehr so oft überreden, sich freiwillig dort hineinzusetzen und bei fast 20 Kilo Gewicht ist es ohne seine Zustimmung nicht einfach, ihn dort hineinzusetzen. Evan kann kaum bzw. gar nicht sprechen. Er lautiert sehr viel und versucht auch nachzusprechen, oftmals versteht er aber die Bedeutung des Wortes nicht. Wir haben also fast keine Möglichkeit zu kommunizieren, außer unsere Gebärden und Bildkarten. Bis jetzt versteht Evan ein paar einzelne Gebärden sowie Bildkarten.
Mit Evan an normalen Gruppenaktivitäten teilzunehmen ist außerordentlich schwierig, weil er sich einfach anders verhält. Dieses Verhalten erfordert viel Verständnis und Toleranz. Das Thema Inklusion ist für mich schwierig. Meistens hört es sich in der Theorie sehr gut an, im alltäglichen Leben kann ich es aber leider nicht ausleben. Wenn ich ehrlich bin, ist es mir schlichtweg zu anstrengend oder zu anstrengend geworden. Ich ziehe Sportgruppen für Behinderte oder Behindertencafés mittlerweile vor, dort fühle ich mich wohler. Das mag nicht richtig sein. Ich finde Inklusion toll und richtig, wenn sie funktioniert. Ich merke, dass Mitmenschen auf Personen mit gut sichtbarer Behinderung anders reagieren als auf Menschen, bei denen man es nicht sofort erkennt. Ich kann nachvollziehen, dass es am Anfang irritierend und schwierig nachzuempfinden ist, aber ich kann und möchte mich nicht ständig rechtfertigen. Ich lebe mit Evan alleine. Es erfordert höchstes Organisationstalent, alle Termine, den Haushalt, die Therapien und meinen Beruf unter einen Hut zu bekommen. Ich würde mir von der Politik mehr Unterstützung bezüglich der Kinderbetreuung wünschen. Zudem habe ich bis dato auch noch keinen Sportverein gefunden, der Evan aufnehmen könnte bzw. würde und das macht mich traurig. Abschließend möchte ich erwähnen, dass wir trotzdem noch gerne einkaufen, ins Schwimmbad oder ins Café gehen. Evan und ich lieben das Leben, denn das Leben ist schön!
Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, das du vorher nicht wusstest?
Wie bedingungslos, ehrlich und rein Mutterliebe ist.
Ein Gegenstand deiner Kinder, den du ewig aufbewahren wirst?
Evans Gitarrensammlung – inklusive Klobürste, Handfeger und Bratpfannen.
Vielen herzlichen Dank, Marcella. Alle anderen Mutterfragebögen sind hier nachzulesen.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten mittlerweile zum Glück sehr gut. Mein Sohn Evan ist vier Jahre alt und geht in einen heilpädagogischen Kindergarten. Er ist mit einem sehr schweren Herzfehler auf die Welt gekommen und hat schon einige Operationen hinter sich bringen müssen. Zudem haben wir mit drei Jahren die Diagnose „Frühkindlicher Autismus” erhalten. Er spricht fast gar nicht und sieht das Leben aus einer ganz besonderen Sicht. In Evans Welt gehören alle Gitarren – oder was ihnen ähnlich kommt, wie Bratpfannen, Klobürsten oder Handfeger – ihm. Eine Welt, in der es nur Laugengebäck und Nudeln gibt. Eine Welt, in der die Reihenfolge der Autos eine größere Rolle spielt als die Autos selbst. Eine Welt voller Kikaninchens und Gummibären. Eine Welt, in der Musik eine große Rolle spielt. Evans Welt. Diese besondere Welt mit dem realen Alltag organisatorisch unter einen Hut zu bekommen, ist relativ schwierig. Zum Glück geht Evan sehr gerne in den Kindergarten und freut sich jeden Morgen aufs Neue, wenn unser lieber Busfahrer ihn von zu Hause abholt. Ich arbeite halbtags, manchmal auch am Nachmittag. Mittlerweile habe ich ein sehr gutes Netzwerk. Einmal die Woche kommt Elisabeth vom ambulanten Kinderhospizdienst und betreut Evan am Nachmittag, und einmal die Woche verbringt Evi von „Gemeinsam e.V.” einen Nachmittag mit ihm. Evan hat auch ganz wunderbare Großeltern, die sich gerne und viel um ihn kümmern, so dass ich am Wochenende auch mal etwas alleine unternehmen kann.
Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
Ich arbeite 25 Stunden die Woche als Fremdsprachenkorrespondentin an der Uni Bremen. Meistens am Vormittag, aber hin und wieder bin ich auch am Nachmittag bei der Arbeit anzutreffen. Mir ist meine Arbeit sehr wichtig. Ich habe lange in Brüssel gelebt und gearbeitet und war in meinem Job sehr glücklich. Aus Brüssel ist mittlerweile ein kleines Dorf bei Bremen geworden, und auch beruflich musste ich mich sehr verändern. Ich konnte früher in meinem Beruf sehr viel reisen und verschiedene Veranstaltungen der Europäischen Kommission und des Europaparlamentes besuchen. Ich habe im Bereich Public Affairs (Öffentlichkeitsarbeit) für eine schwedische Firma gearbeitet. Früher stand mein beruflicher Werdegang an erster Stelle. Heute ist es Evan. Nichtsdestotrotz möchte ich die Arbeit nicht missen, denn das ist mein Ausgleich. Sonntagabends denke ich nicht „Oh nein, morgen ist schon wieder Montag”, ich freue mich und fahre jeden Morgen mit einem Lächeln zur Arbeit. Ich glaube, wenn ich diesen wichtigen Ausgleich nicht hätte, würde ich den Alltag mit meinem Sohn nicht meistern.
Wieviel Zeit hast du für dich – jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Ich habe mittlerweile gelernt, mir meine Inseln zu schaffen. Das sind manchmal nur kleine Momente. Auf dem Spielplatz in der Sonne zu sitzen und dabei Sushi zu essen und einen Sekt aus der Dose zu trinken. Ich nehme auch gerne weite Autofahrten in Kauf, um einen verlassenen Spielplatz oder ein Waldgebiet zu finden. Sich Inseln zu schaffen und zu haben ist lebenswichtig. Mittlerweile habe ich auch gelernt, mir meinen Raum – auch mit Evan – zu nehmen. Was ich früher als „mich aufgeben” empfunden habe, ist mehr zu einer Art Hingabe oder Aufgabe geworden. Mit Evan zusammen ich selbst zu bleiben, musste ich erst lernen, und ich lerne immer wieder dazu. Durch die tolle Unterstützung, die ich mittlerweile erhalte, kann ich meiner großen Leidenschaft nachgehen: dem Reiten. Zudem habe ich auch noch eine zweite Leidenschaft entdeckt: das Bloggen. Ich habe seit einigen Wochen einen Blog, in dem ich über unseren einzigartigen Alltag berichte.
Wie sieht euer Alltag aus?
Es ist oft schwierig zu beschreiben, wie Evans Autismus-Erkrankung unseren Alltag bestimmt. Wenn ich ihn ansehe, sehe ich nicht die Erkrankung, sondern ein einzigartiges und besonderes Kind mit einzigartigen und sehr besonderen Bedürfnissen. Heutzutage ist es allerdings schwierig, diese Bedürfnisse ausleben zu können und in unseren Alltag zu integrieren. Evan liebt sein Gummibärchen und seine Kikaninchen. Meistens sind sie mit dabei, wenn wir das Haus verlassen. Manchmal muss aber auch noch das Bobbycar oder sein Laufrad mit, sonst können wir nicht losfahren. (Es gibt Tage, da können wir wirklich nicht losfahren, weil ich Evan nicht überreden kann, in seinen Kindersitz zu gehen). Das Auto ist also eigentlich schon vor dem Einkauf voll (ich habe einen Kleinwagen). Wenn der Rehabuggy dann auch noch im Kofferraum ist, sieht es schon fast so aus, als ob wir in Urlaub führen. Evan und ich haben einen Lieblingswald, in dem wir sehr gerne spazieren gehen oder Evan Laufrad fährt. Leider dürfen wir immer nur den gleichen Weg gehen. Seit knapp zwei Jahren.
Evan schwimmt sehr gerne. Er liebt Wasser. Egal welches, ob See, Fluss, Pfütze, Teich oder Regentonne. Wenn er Wasser sieht, will er hineingehen. Leider lassen ihn meine Argumente, nicht in jedes Gewässer zu jeder Jahreszeit gehen zu können, kalt. Ich habe ihn schon aus etlichen Teichen oder Regentonnen holen müssen. Evan schmeißt auch mit Vorliebe Gegenstände in die Luft oder von der Treppe, ganz egal, wo wir sind. Am liebsten mag er zerbrechliche Gegenstände, weil die so schön laut sind, wenn sie den Boden berühren. Meine Heißklebepistole ist mittlerweile mein bester Freund geworden. Ich glaube, es gibt fast keinen Dekogegenstand mehr, der nicht geklebt worden ist, und das sieht man ihnen leider auch an. Neuerdings hat er auch das Autofenster für sich entdeckt. Nachdem Evan auf der Autobahn angefangen hatte, Gegenstände aus dem Fenster zu werfen, habe ich sehr schnell erkannt, dass ich meine Fensterkurbel abbauen muss. Evan ist, was seine Freunde betrifft, nicht gerade zimperlich. Meistens laufen sie vor ihm weg. Leider mag er dieses Spiel und freut sich, wenn sie schreien. Evans Lieblingsgebärde ist fertig. Er ist allerdings der festen Überzeugung, dass auch wirklich alles gleich – sofort – fertig sein muss, wenn er diese Gebärde benutzt. Die Gebärde Warten kennt er noch nicht. Anstehen und Warten existieren in Evans Welt nicht. Eigentlich bestimmt der Autismus unser ganzes Leben. Der Autismus gehört zu Evan. Es ist unser Leben und nicht nur eine Diagnose. Es ist der Alltag, der mich und Evan immer wieder aufs Neue fordert. In einer Welt zu bestehen, die nicht autistengerecht ist.
Hast du dir das Muttersein so vorgestellt, wie es ist? Was hast du dir anders vorgestellt?
„Wir müssen bereit sein, uns von dem Leben zu lösen, das wir geplant haben, damit wir das Leben finden, das auf uns wartet”: Dieser Spruch von Joseph Campbell begleitet mich jetzt schon seit einiger Zeit – eigentlich seit dem Tag, als ich von Evans Herzfehler erfahren habe. Durch seine Herzdiagnose und seinen Autismus hat sich mein Leben von heute auf morgen geändert. Jetzt werden viele Eltern mit gesunden Kindern sagen, dass jeder, der Kinder hat, diese Einschränkungen kennt und hat. Und das stimmt auch. Allerdings sind sie mit einem behinderten Kind viel einschneidender. Oftmals hat man das Gefühl, dass man sich komplett aufgeben muss. Und ich glaube, dass passiert auch zum Teil. Früher hatte ich die Vorstellung, dass sich mein Kind an mein Leben anpassen muss und nicht andersherum. Ich habe mich mit meinem Kind schon auf tollen Konzerten gesehen (mit riesigen Kopfhörern versteht sich). Museen besuchen, zusammen auf Reisen gehen, einfach gemeinsam die Welt entdecken. Reisen könnte ich jetzt nach Schweden in ein einsames Landhaus, und bei unserem letzten und einzigen Museumsbesuch hat Evan einem ausgestopftem Tier den Kopf abgerissen. Seine Kinderpsychologin sagte einmal etwas sehr Ehrliches zu mir: „Ihr Kind wird ihr Leben bestimmen und nicht andersherum.” Damals wollte ich es nicht wahrhaben, aber sie hatte recht. In erster Linie bestimmt Evan, was wir wann, wo und vor allem WIE machen. Natürlich gibt es Regeln und ich entscheide, wann wir einkaufen gehen, aber seine Autismus-Erkrankung bestimmt unser ganzes Leben und ganz besonders unseren Alltag.
Manchmal überkommt es mich, und ich reiße voller Elan und Enthusiasmus das Ruder an mich – ich fahre in eine Shopping Mall oder gehe in ein völlig überfülltes Freibad – um es dann wieder ganz schnell abgeben zu können. Viele meiner Freundinnen oder sogar Evans Therapeuten fragen mich, warum ich mir diesen Stress immer wieder antue und nicht einfach mit ihm zu Hause bleibe. Aber ich möchte mich nicht völlig zurückziehen. Auch wenn gewisse Situationen stressig sind, überwiegt noch immer der Moment. Und solange das so bleibt, werde ich auch weiterhin nach Italien in den Urlaub fahren und nicht nach Schweden.
Trotz all dieser Einschränkungen könnte ich mir mein Leben mittlerweile nicht mehr anders vorstellen. Durch Evans Erkrankung habe ich einzigartige und ganz besondere Menschen kennengelernt, die ich mit einem gesunden Kind nie kennengelernt hätte und dafür bin ich sehr dankbar. Ich wurde schon oft gefragt, ob ich mir nicht ein gesundes Kind wünschen würde. Ich kann diese Frage gar nicht beantworten. Natürlich würde ich mir wünschen, dass Evan gesund ist. Aber so ist es nun einmal nicht. Und sich sein Kind anders vorzustellen? Das kann und will ich nicht!
Hast du das Gefühl, dass die Gesellschaft, die Politik, Menschen mit behinderten Kindern ausreichend unterstützt? Was müsste deiner Meinung nach besser werden?
Meinem Sohn sieht man seine Behinderung nicht an. Evans Behinderung wird oft als ungehorsam oder einfach nur als frech abgestempelt. Egal, ob ich einkaufen, auf den Spielplatz, zu einer Hochzeit, in die Stadt, ins Café oder ins Schwimmbad gehe. Überall fallen wir auf und werden gleich erkannt. Erkannt als nicht ins System passende Menschen. Ich muss zugeben, dass das auch nicht schwer ist. Wir betreten einen Raum und es wird schlagartig laut bzw. lauter. Evan bleibt nicht an der Hand und ist generell sehr schwer lenkbar, wenn viele Leute um ihn herum sind und er keine Begrenzung mehr hat. Ich habe fast immer unseren Hilfsbuggy dabei, allerdings kann ich ihn mittlerweile nicht mehr so oft überreden, sich freiwillig dort hineinzusetzen und bei fast 20 Kilo Gewicht ist es ohne seine Zustimmung nicht einfach, ihn dort hineinzusetzen. Evan kann kaum bzw. gar nicht sprechen. Er lautiert sehr viel und versucht auch nachzusprechen, oftmals versteht er aber die Bedeutung des Wortes nicht. Wir haben also fast keine Möglichkeit zu kommunizieren, außer unsere Gebärden und Bildkarten. Bis jetzt versteht Evan ein paar einzelne Gebärden sowie Bildkarten.
Mit Evan an normalen Gruppenaktivitäten teilzunehmen ist außerordentlich schwierig, weil er sich einfach anders verhält. Dieses Verhalten erfordert viel Verständnis und Toleranz. Das Thema Inklusion ist für mich schwierig. Meistens hört es sich in der Theorie sehr gut an, im alltäglichen Leben kann ich es aber leider nicht ausleben. Wenn ich ehrlich bin, ist es mir schlichtweg zu anstrengend oder zu anstrengend geworden. Ich ziehe Sportgruppen für Behinderte oder Behindertencafés mittlerweile vor, dort fühle ich mich wohler. Das mag nicht richtig sein. Ich finde Inklusion toll und richtig, wenn sie funktioniert. Ich merke, dass Mitmenschen auf Personen mit gut sichtbarer Behinderung anders reagieren als auf Menschen, bei denen man es nicht sofort erkennt. Ich kann nachvollziehen, dass es am Anfang irritierend und schwierig nachzuempfinden ist, aber ich kann und möchte mich nicht ständig rechtfertigen. Ich lebe mit Evan alleine. Es erfordert höchstes Organisationstalent, alle Termine, den Haushalt, die Therapien und meinen Beruf unter einen Hut zu bekommen. Ich würde mir von der Politik mehr Unterstützung bezüglich der Kinderbetreuung wünschen. Zudem habe ich bis dato auch noch keinen Sportverein gefunden, der Evan aufnehmen könnte bzw. würde und das macht mich traurig. Abschließend möchte ich erwähnen, dass wir trotzdem noch gerne einkaufen, ins Schwimmbad oder ins Café gehen. Evan und ich lieben das Leben, denn das Leben ist schön!
Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, das du vorher nicht wusstest?
Wie bedingungslos, ehrlich und rein Mutterliebe ist.
Ein Gegenstand deiner Kinder, den du ewig aufbewahren wirst?
Evans Gitarrensammlung – inklusive Klobürste, Handfeger und Bratpfannen.
Vielen herzlichen Dank, Marcella. Alle anderen Mutterfragebögen sind hier nachzulesen.
EIN (EINFACHES) KISSENSPRAY
Manchmal würde ich gerne meinen Kopf abschalten. Gerade vorm Einschlafen, wenn er nicht aufhört, herumzurattern und nachzudenken, über Wichtiges und Unwichtiges, über gestern und heute und morgen, über Klein- und über Großkram. Meistens hilft lesen (gerade dieses Buch). Mit einem Kissenspray wollte ich es aber auch mal probieren. Das kann man viel einfacher machen, als ich dachte – und es duftet herrlich. Anleitungen gibt es im Internet einige, ich habe eine Variante von „Apartment Therapy” auf 150 ml Flüssigkeit herunter gerechnet. Dafür braucht man:
* Eine Sprühflasche (falls ihr nicht noch eine alte übrig habt, bekommt man die zum Beispiel in der Apotheke)
* 120 ml destilliertes Wasser
* 30 ml Wodka
* Ätherische Öle (ganz nach Geschmack), zum Beispiel Lavendel- und Orangenöl
Als Erstes das destillierte Wasser mit dem Wodka vermischen (ich habe dafür ein altes Marmeladenglas genommen). Dann tropfenweise die Öle dazu geben – da habe ich mich einfach herangetastet, mit wenigen Tropfen angefangen und so lange nachdosiert, bis es mir gefallen hat. Für meine erste Mischung habe ich 12 Tropfen Lavendelöl und 12 Tropfen Orangenöl genommen, für die zweite ein fertig gemischtes Öl aus Orange und Limette – davon habe ich nur 10 Tropfen genommen, das muss man einfach ausprobieren. Alles kräftig schütteln und vorsichtig in die Sprühflasche gießen.
Hier findet man die Originalanleitung von „Apartment Therapy", hier noch eine Variante von "A Beautiful Mess" und eine von „Duft(t)traum” (wo in den Kommentaren erklärt wird, wieso es sinnvoll ist, Wodka zu verwenden).
Kommt gut in die Woche!
EIN PAAR DINGE, DIE ICH GERADE GERNE ANZIEHE
(UND EIN HERBSTWUNSCHZETTEL)
Vor ein paar Tagen habe ich einen interessanten Satz gelesen. Marlene hat mit Leanne Shapton über ihr Buch „Frauen und Kleider” gesprochen, und auf die Frage, wonach sie heute entschieden hat, was sie anzieht, antwortet Shapton: „Man schreibt eine Kurzgeschichte mit seinen Kleidern, um sich auf das Bevorstehende einzustimmen.” Erst habe ich mich gefragt, wonach ich morgens eigentlich entscheide, was ich anziehe (ich richte mich auch oft nach bestimmten Anlässen, aber auch nach meiner Stimmung oder nach der Stimmung, die ich gerne hätte, nach Bequemlichkeit, nach dem Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Mut, nach einem Bild von der Frau, die ich gerne wäre). Dann habe ich darüber nachgedacht, welche Kurzgeschichten wohl meine Kleider erzählen. Und wie sich diese Geschichten in den letzten Jahren verändert haben mit den Dingen, die ich noch und nicht mehr trage. Die blauen Dr. Martens, die ich mir zusammen mit meinem Bruder gekauft habe, auch (aber nicht vor allem) um meine Eltern zu ärgern. Die Wildlederjacke mit Teddykragen, auf die ich so lange sparen musste und die ich dann zum ersten Mal bei der Party nach der Verkündung der Abi-Ergebnisse anzog. Die Jeansjacke, mit der ich von zu Hause ausgezogen bin. Oder die roten Heels, die ich mir gekauft habe, nachdem ich meinen ersten festen Job bekommen hatte. Wenn ich in zehn Jahren zurückschaue, werden mir wahrscheinlich auch die Geschichten zu den Dingen einfallen, die ich gerade gerne trage. Hier sind jedenfalls ein paar Lieblinge, viel Altes und auch ein wenig Neues:
Meine Tasche. Ich habe lange überlegt, als ich mir vorletztes Jahr diese Tasche gekauft habe, normalerweise setze ich immer auf Schwarz – wie gut, dass ich mich am Ende für Karamell (oder ist das Cognac? Egal!) entschieden habe, denn seitdem trage ich sie fast jeden Tag. Diese Liebe sieht man ihr mittlerweile auch an. Sie hat ein paar Flecken und Kratzer und ist nachgedunkelt, Fanny schmeißt auf unseren Spaziergängen immer alles hinein, was sie gerade so findet, Blätter, Kastanien und Stöcke, die aussehen wie ein F, aber so mag ich sie eigentlich nur noch mehr. Von Closed.
Noch so ein treuer Begleiter ist meine Cabanjacke. Ich mag ihre kleinen Details, die man auf den ersten Blick gar nicht sieht: das taubenblaue Innenfutter und die beige Unterseite des Kragens. Außerdem ist sie unglaublich weich. Von Filippa K.
Sobald es kälter wird, sehne ich mich nach Dingen, in denen ich versinken kann. In diesem Schal versinkt man sehr gut. Und ich mag dieses Weinrot. Von & Other Stories
Fanny nennt ihre neuen, gefütterten Herbstschuhe „Pelzer”, dieser Pullover ist mein „Woller”. Von Arancrafts.
Diese Boots sind noch ziemlich neu. Normalerweise überlege ich bei Schuhen immer umständlich hin und wieder her, dieses Paar habe ich gesehen, sofort anprobiert und mitgenommen. Und es bislang kein bisschen bereut. Von & Other Stories.
Gerne begleiten dürfte mich jetzt noch...
Gerne begleiten dürfte mich jetzt noch...
1. ... dieser graue Mantel von Zara (diesen hier finde ich auch toll, allerdings gibt es ihn gerade nicht mehr in meiner Größe). 2. ... dieser Ringelpullover von Mango. 3. ... dieser Rucksack von James Castle. 4. ... diese Strickjacke aus der Kollektion von Lemaire für Uniqlo. 5. ... und dieser Pullover von Edited.
Was sind denn eure treuesten Begleiter? Oder Wünsche für den Herbst?
Was sind denn eure treuesten Begleiter? Oder Wünsche für den Herbst?
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