LOOK ON THE BRIGHT SIDE - MIXTAPE NO. 2



Working Together - GONZALES
Radar Detector - DARWIN DEEZ
Relator - PETE YORN & SCARLETT JOHANSSON
Lisztomania - PHOENIX
Jungle Drum - EMILIANA TORRINI
Lalala - NOUVELLE VAGUE FEAT. JULIE DELPY
Age of Consent - NEW ORDER
Just Dial My Number - JEREMY JAY
Be Gentle With Me - BOY LEAST LIKELY TO
J´aime à nouveau - ZAZ
Im Garten von Gettis - PHILILIPP POISEL

Print: Monkeymindesign bei Etsy.

Ein Mixtape für gute Tage. Oder solche, die es werden sollen. Hier anzuhören. Guten Morgen!

MARLENES STILKOLUMNE: TURNSCHUHE










Wenn ich Schuhe kaufe, kommt es ungefähr nie vor, dass ich denke: Ich MUSS neue Turnschuhe haben und zwar sofort. Seitdem ich 16 bin, tausche ich alle paar Jahre die alten Chucks gegen neue aus, ungefähr dann, wenn die Löcher in den alten so groß werden, dass es reinregnet. Zuerst waren sie immer schwarz, zuletzt immer weiß (die Frage "Hi-Tops oder Lo-Tops?" ist so überflüssig wie die Frage "St. Pauli oder HSV?" - wer Geschmack hat, muss sie nicht stellen). Jetzt wäre es mal wieder Zeit für ein neues Paar und plötzlich denke ich, dass ich Chucks inzwischen entwachsen sein könnte. Ich gebe meiner Freundin Lexi und ihren Isabel Marant-Sneakers die Schuld. Da die hoffnungslos ausverkauft sind, vielleicht stattdessen welche von New Balance in grau? Doch lieber die Nike AirMax? Oder weiße von Superga? Welche Turnschuhe würdet ihr gerade kaufen?

Marlene

Bild: Marlene Sörensen.

EINE FRAGE UND WOCHENENDGLÜCK

Ein bisschen müde, ein bisschen frühlingskribbelig (bin das nur ich oder riecht es da draußen wirklich schon nach Frühling?), ein bisschen alle von vielen Terminen, ein bisschen nervös vor Fannys erstem Kita-Tag und auch ein bisschen sentimental. Das Wochenende möchte ich eigentlich nur verkuscheln. Vorher aber noch meine Frage an Steffi und natürlich an euch:

Was waren die drei besten Entdeckungen der letzten Monate?


























Meine Entdeckung Nummer eins: Freundschafts-Armbänder. 
Himmel, wie lange ist das her? Das letzte Freundschaftsarmband habe ich in der sechsten Klasse gemacht, mit meiner Freundin Mechthild (was wohl aus ihr geworden ist?). Zusammen haben wir Geld für die Rettung von Walen und Delfinen gesammelt, die Schülerzeitung vollgeschrieben, auf ihrem Bett gesessen und Freundschaftsarmbänder geknüpft, mit einer Sicherheitsnadel an der Jeans befestigt. Seit diesem Post musste ich wieder an sie denken. Und ich kann es immer noch, ich hab es nicht verlernt in all den Jahren. Was für ein Spaß.













Entdeckung Nummer zwei: die Zara-Frühlingskollektion 
Das Kind hat nichts mehr anzuziehen. Überhaupt nichts. Was natürlich total gelogen ist. Deswegen musste ich eine Runde Onlineshopping einlegen: Baby-Mokassins! Die hellblaue Bluse! Der Trenchcoat! Meine Lieblinge: die weiße Bluse mit den silbernen Sternen. Die karierte Bluse. Das bestickte Kleid. Die Strickjacke. Die roten Shorts. Die Mokassins. Der Trenchcoat. Und die hellblaue Bluse mit den weißen Elefanten.












Entdeckung Nummer drei: Süßkartoffeln. In allen Variationen.
Ich kann einfach nicht genug davon bekommen. Süßkartoffel-Wedges. Die Süßkartoffel-Galettes aus Yotam Ottolenghis "Das Kochbuch" (auf dem Foto links). Und seine gerösteten Süßkartoffeln mit Ahornsirup. Auf die ich so gierig war, dass ich nicht mehr dazu gekommen bin, ein Foto zu machen. So gut. So unglaublich gut:

Geröstete Süßkartoffeln mit Ahornsirup (aber ohne Pekannüsse wie im Originalrezept) (für vier oder zwei sehr gierige Esser)
2 Süßkartoffeln
3 EL Olivenöl
4 Frühlingszwiebeln, grob gehackt
4 EL gehackte glatte Petersilie
2 EL gehacktes Koriandergrün
1 Prise Chiliflocken
35g Rosinen
Salz und Pfeffer

Und für das Dressing
4 EL Olivenöl
2 EL Ahornsirup
1 EL Sherryessig (ich hatte keinen da und hab Rotweinessig genommen)
1 EL Zitronensaft
2 EL Orangensaft
2 TL frisch geriebener Ingwer
1/2 TL Zimt

Den Ofen auf 190°C vorheizen. Die geschälten Süßkartoffeln in Würfel schneiden (im Originalrezept werden sie nicht geschält, ich mag es so lieber), in einer ofenfesten Auflaufform verteilen, mit Olivenöl beträufeln, salzen und pfeffern. Ungefähr 30 Minuten im Ofen rösten. Nach der Hälfte der Garzeit einmal wenden.

Für das Dressing alle Zutaten verrühren, salzen und pfeffern. Die noch heißen Süßkartoffelwürfel mit den Frühlingszwiebeln, Kräutern und Rosinen vermengen und alles mit Dressing übergießen. Sofort alles aufessen.

Was ich diese Woche noch sehr liebte:

Euch. Und eure Kommentare bei denen mir jedes Mal das Herz aufgeht.

Silkes Mut und ihr neues Tattoo. Wow. (Pffff, und ich mal mir Edding-Herzen auf den Unterarm, um das mal in Ruhe auszutesten, Lusche, ich).

Joannas Blogeintrag über ihre Depression. Was für ein großer, mutiger, wichtiger Text.

Die Konfetti-Tischdecke.

Oliver Jeffers Illustrationen.

Dieser SongPhilipp Poisel, immer wieder, immer noch.

Das Kinfolk-Journal.

Selbstgemachtes Ketchup.

Wie Fanny tanzt.

Ein schönes Wochenende!

PS: Hab das allerschönste Geburtstagswochenende, liebe Steffi, du bist wunderbar!

KIRSTENS FÜNF

Gäbe es diesen Blog nicht, wäre ich Okka wohl nie begegnet. Wobei "begegnet" bisher nur im virtuellen Sinn zutrifft. Erst habe ich Slomo still gelesen, dann mich getraut, einen Kommentar zu schreiben. Über das Kommentieren entstand ein Mailwechsel. In Realität haben Okka und ich uns noch nicht getroffen. Wie groß also meine Freude, als sie mich fragte, ob ich für Slomo eine Kolumne schreiben mag. Ja! Ja! Ja! Ihr blindes Vertrauen ehrt mich wahnsinnig.

Ich bin Kirsten, 34, lebe in Köln und habe durch meinen Beruf als Dramaturgin und Producerin einer Fernsehserie das (für mich) schönste Privileg der Welt: Ich darf täglich in Geschichten abtauchen. Als Kind verschlang ich jede Woche stapelweise Bücher aus der Stadtbibliothek. Meiner Mutter war das so unheimlich, dass sie mich irgendwann mal abfragte, weil sie nicht glauben konnte, dass ich wirklich alles gelesen habe. Als Teen war der Videorekorder mein liebstes technisches Gerät. "Guckst du schon wieder einen sozialkritischen Film?" hat mein kleiner Bruder immer gefragt, wenn ich wieder das Wohnzimmer blockierte, um nachts aufgenommene Kleine Fernsehspiele oder Jim Jarmusch-Filme zu schauen. So ist eine Lebensliebe entstanden. Eine gute Geschichte entspannt mich, heitert mich auf, tröstet mich oder gibt mir eine neue Sichtweise auf ein rumgeschlepptes Problem. Sie kann geschrieben sein oder gesungen, gezeichnet oder gespielt, raffiniert gebaut oder nur angedeutet, super intellektuell oder schlicht unterhaltsam. Mal verliebe ich mich dabei in das Gesicht eines Schauspielers. Oder in seinen Gang. Oder in die Sprache eines Autors. In einen Songtext, ein Bühnenbild oder eine Comicfigur. Genauso aufregend finde ich es, diese Liebe zu teilen. Großes Glück, wenn jemand, dem ich ein Buch oder einen Film empfohlen habe, danach diesen einen Gesichtsausdruck hat, der sagt: Fand ich super.

Von den Dingen, in die ich im Kulturkosmos gerade am meisten verschossen bin, soll hier in regelmäßigen Abständen die Rede sein. Los geht´s mit fünf Frauen, die mich begeistern - neben Okka, ist ja klar:

SALLIE FORD +  THE SOUND OUTSIDE
Zuerst verguckte ich mich auf einem Foto in ihre Nerdmädchen-Brille. Ein Zeitungsbericht über ein französisches Musikfestival, auf dem Sallie mit ihrer Band auftrat. Dann habe ich sie mir angehört. Und mich gleich noch mehr verguckt. In Sallies Stimme. In die Lässigkeit, mit der sie und die Jungs rocken und swingen, jazzen und bluesen. In die Energie, mit der sie sich über den Niedergang des Radios beschwert, ihre Stadt Portland besingt oder die Komplikationen der Liebe. Ich wippe und swinge mit und freue mich drauf, was aus der noch wird, wenn sie mal groß ist. Momentan tourt sie bei uns durch die Lande.

CHARLOTTE GAINSBOURG
Die ist schon groß, in jeder Hinsicht. Nur ihre Stimme ist so klein wie bei all ihrer berühmten Verwandtschaft. Was nicht schlimm ist, weil sie Charlotte Gainsbourg ist. Die tolle Filme macht (auch wenn ich "Antichrist" nie schauen werde - zuviel Angst vorm Grusel), die so beneidenswert entspannt-gut gekleidet ist, die sich von coolen Musikern (Beck! Air! Jarvis Cocker!) Songs schreiben lässt. Dass sie sich vor zwei Jahren getraut hat, ihre Musik live zu spielen, fand ich mutig. Das Konzert werde ich nie vergessen. Wie diese sonst so kontrolliert wirkende Frau auf der Bühne aus sich herausgeht. Und dann gibt es diese eine Filmszene, die in meinem Kopf festhängt. Aus einem Film von Gainsbourgs Mann Yvan Attal (mit einem leider dämlichen deutschen Titel), der schön und mit spitzem Humor von drei Freunden erzählt, die mit sich, ihren Frauen und ihren Erwartungen an die Liebe hadern. Gainsbourg spielt eine der Ehefrauen. Sie wird von ihrem Mann betrogen und ahnt dies. Sie geht in einen Plattenladen und hört Musik. Radiohead. I´m a creep. I´m a weirdo. What the hell am I doing here? Der perfekte Soundtrack ihres Lebens. Ein Mann stellt sich neben sie und greift sich das zweite Paar Kopfhörer. Nicht irgendein Mann. Johnny Depp. Dieser Moment, der ist... hach.

MIA HANSEN-LØVE
Mia wer? Eben. Erfolgreiche Regisseurinnen haben immer noch Seltenheitswert. (Ist es wirklich erst zwei Jahre her, dass zum ersten Mal eine Frau den Regie-Oscar gewann? Unfassbar.) Seh ich einen guten Film, den auch noch eine Frau gemacht hat, freu ich mich doppelt. "Der Vater meiner Kinder" ist so ein Film. Mia Hansen-Løve porträtiert liebevoll den Filmproduzenten Gregoire. Sie erzählt davon, wie hart die Arbeit ist, kleine Filme zu machen. Wenn es nicht um Profit geht, sondern um reine Leidenschaft für die Kunst. Wenn das Familienleben mit der Frau und den Kindern zur Zerreißprobe wird durch die Arbeit. Auf halber Strecke nimmt die Geschichte eine wagemutige Wendung. Gregoire stirbt. Sylvia und die Töchter rücken ins Zentrum. Wie die Familie mit der Trauer umgeht und wie Sylvia versucht, die Firma zu retten, das ist so ehrlich und dabei mit einer solchen Leichtigkeit erzählt, dass es mich tief berührt hat.

DIE DÄNISCHE MINISTERPRÄSIDENTIN
Nein, nicht die echte. Brigitte Nyborg heißt meine und ist Heldin der dänischen Serie "Borgen". Eine leidenschaftliche Politikerin, der es nicht um Macht geht, sondern die politisch wirklich etwas bewegen will, integer und ehrlich. Als sie unerwartet Ministerpräsidentin wird, sieht sie sich mit Intrigen durch politische Konkurrenten konfrontiert. Oder auch nur mit dem Drama, nicht mehr in ihren Rock zu passen. Wahnsinnig sympathisch gespielt von Sidse Babett Knudsen (von der ich unbedingt mehr sehen will, wow!). Mein derzeitiges Seriensuchtmittel. (Die jeweils letzten beiden Folgen kann man bei Arte online gucken.)

MERYL STREEP
Gibt es überhaupt schlechte Filme mit Meryl Streep? Also richtig schlechte? Auf ihre Maggie Thatcher bin ich gespannt. In der Wartezeit bis dahin lande ich (wie so oft) bei Woody Allen und "Manhattan". Bei dem Streep echte Konkurrenz hat: Diane Keaton, Mariel Hemingway und SIE, die Stadt New York. Egal. Natürlich kann Streep mithalten. Gibt cool und wunderschön (diese Haare!) als lesbische Ex-Frau von Woodys Alter Ego die Rachegöttin. Und dieser herrlich blasiert-genervte Blick, den der arme Woody von ihr abbekommt, den sah man doch später irgendwo noch mal. Aber dann soll sie bitte singen. Nicht ABBA, sondern Country. "Last Radio Show" ist so gemütlich, die Musik so schön und selbst Lindsay Lohan akzeptier ich dort als Tochter von Meryl. Perfekter Rausschmeißer ins Wochenende (und am Freitag um 22.25 Uhr auf 3sat).

Welche Film- oder Musikfrauen findet ihr grad toll?
Kirsten

EIN NEUES KINDERZIMMER UND EINE VERLOSUNG



























Ob es daran liegt, dass Fanny ab nächster Woche in den Kindergarten geht? Seit ein paar Tagen werde ich ganz kribbelig, wenn ich Fannys Kinderzimmer sehe. Oder eher: ihr Babyzimmer. Mit viel Liebe eingerichtet, kaum je benutzt und jetzt ganz eindeutig zu baby. Es wird Zeit für ein richtiges Kinderzimmer. Hier sind ein paar Bilder, die an meiner Pinnwand hängen. Passend dazu gibt es heute eine Verlosung, über die ich mich sehr freue: denn während ich in Gedanken Fannys Zimmer neu eingerichtet habe, kam eine Email von Theresa, die für den Onlineshop "Pinkmilk" arbeitet, in dem es unheimlich Schönes zum Spielen, Wohnen und Anziehen gibt. Und zum Umdekorieren von Babyzimmern. In riesiger Auswahl und mit irre viel Liebe ausgesucht. Mag ich. Mag ich sogar sehr. Guckt doch mal:

























Meine Lieblinge aus dem Pinkmilk-Shop: die Girlande von Greengate (1), die gehäkelte Gitarre von Anne-Claire Petit (2), die Pilzlampe von Heico (3), das Eulen-Kissen von Wendekreis Berlin (5) und der Garderobenhaken in Herzform von Liv (5).

Falls ihr euch jetzt auch in Pinkmilk verliebt habt, könnt ihr einen 40 Euro-Gutschein gewinnen. Wenn ihr mir bis Sonntagabend, den 26.02. um 20 Uhr sagt, wofür euer Herz gerade schlägt. Ich bin gespannt. Viel Glück und toitoitoi! Und vielen Dank an Theresa von Pinkmilk!

Fotos:
Annaleenas HEM (1). Le Dans La (2). Kenziepoo (3 & 4). Designsponge (5). HopHopHopShop/ Etsy (6). Kenziepoo (7), Print von Mokkasin. Bloesem Kids from Artistic Living Spaces (8).

*****

Gewonnen hat dieses Mal Julia. Herzlichen Glückwunsch! Schickst du mir eine Email mit deiner Adresse?

PARIS










Fünf Tage alles eigentlich bloß immer nur in Zeitlupe gemacht. Gegangen. Weiter gegangen. Abgebogen. In diese Straße hinein. Und in diese. Keinem Plan folgend, bloß einem Gefühl. Im Café gesessen, ein paar Seiten gelesen, eine Postkarte geschrieben, noch ein paar Seiten gelesen. Einfach nur da gesessen und geguckt. Am Nebentisch sitzt ein Paar mit einem Baby. Das Baby schläft im Kinderwagen, das Paar hält Händchen und sagt nichts. Man sieht ihnen ihre Müdigkeit an und ihr Glück, ich vermisse Fanny, ich vermisse sie ganz schrecklich. Irgendwie erwartet, dass das eine ganz große Sache wird mit dem endlich wieder Ich, ganz groß und mit Ausrufezeichen, aber das Alleine-Ich ist auch gar nicht anders als in Berlin, nur weniger müde und ein bisschen entspannter, irgendwie beruhigend. Und ein bisschen langweilig. Zeit zu haben ist schön. Dinge ganz langsam zu machen ist schön. Ganz langsam zu frühstücken. Ganz lange in der Badewanne zu liegen. Überhaupt eine Badewanne zu haben und nicht nur eine Dusche. Ganz in Ruhe etwas anzuprobieren. Am Ufer der Seine entlang zu gehen und auf die Uhr zu schauen und drei Stunden sind vergangen. Das Licht und die Farben hier, als hätte jemand die Stadt ein paar Mal zu oft gewaschen, wunderschön. Jedes Mal, wenn ich die Tür aufschließe das Gefühl, nach Hause zu kommen, zu Hause zu sein. Ich liebe es, eine Küche zu haben und ein Regal voller Bildbände, eine CD-Sammlung und eine Nachbarin, die jedes Mal "Schhhhhh" sagt, sobald sie mit ihren Hunden das Treppenhaus betritt, "Schhhhhh" und sie bellen trotzdem. Bis zur Seine sind es zwei Minuten. Bis zum Louvre zehn. Bis zu meiner Lieblingsbäckerei fünf Minuten. Es ist schön, allein zu sein. Und auch merkwürdig. Die Stadt ist voller Wirs, beschrieben mit unserer Geschichte. Da vorne haben wir letzten Sommer mit Fanny im Park gesessen und gepicknickt. Hier haben wir eine Strickjacke für sie gekauft, da war sie noch in meinem Bauch. Hier haben wir immer Kaffee getrunken. Nach zwei Tagen fühle ich mich plötzlich leicht, so leicht wie schon seit Monaten nicht mehr. Keine Wolke am Himmel, keine Verantwortung, für gar nichts. Ich kaufe mir knallrote Lippenstifte und eine Bluse und zwei Hosen und ein Paar Schuhe, goldene Schuhe, und ein Armband und bereue gar nichts. Ich überlege, ins Kino zu gehen, gehe dann aber doch wieder ins Café. Zum Abendessen gibt es Brot und Ziegenkäse, Kaffee-Eclairs und Macarons. Ich schaue mir den Bildband von Carine Roitfeld an. Ich schaue mir drei Folgen "Downton Abbey" an. Der Mann zeigt mir auf Skype das schlafende Kind und ich wische mir eine Träne weg und bin sagenhaft glücklich, keine anderen Sorgen zu haben, als meine Herde zu vermissen. Ich gehe noch einmal raus, an die Seine, ich mag dieses gelbe Licht der Pariser Straßenlaternen, ich mag, wie still es mitten in der Stadt plötzlich ist, ich stelle mich auf den Pont des Arts, gucke auf die Eiffelturmspitze und versuche, diesen Moment auswendig zu lernen. Am letzten Morgen fahre ich noch hoch nach Montmartre zum Hotel Amour, der Ort, wo meine Paris-Liebe vor ein paar Jahren begann, auf einen Cheeseburger und einen Blick auf dieses eine Wort, das diese Stadt so perfekt beschreibt, und mein Gefühl und überhaupt alles. Amour.

DIES UND DAS







Weil Marlene leider krank ist (gute Besserung!) heute ein paar Bilder von mir.
Eins: Paris-Beute: ein Armband von Soeur, eine rote Hose von Swildens und eine in pink von Gap. Zwei: Goldene Schuhe? Einmal anprobiert, konnte ich sie nicht mehr ausziehen, mein Sale-Schnäppchen von Swildens.
Drei: Lippenstift "Flamenco" von Nars und "Idole" von Lancome.
Vier: Fannys Zopf.
Fünf: Ein Ausriss aus der französischen Vogue. Dieses Tattoo. Ich dachte, ich wäre durch mit dem Thema, aber über dieses Herz denke ich ernsthaft nach.
Sechs: Meine neue Lieblingsbluse von Etoile.
Morgen noch ein bisschen mehr Paris. Kommt gut in die Woche!

EINE FRAGE UND WOCHENENDGLÜCK








Zurück aus Paris und immer noch ein bisschen da, aufgeladen, glücklich, mit Fanny verklebt. Deshalb nur eine Frage diese Woche, eine Frage von Steffi, an euch, an mich. Und ein paar Dinge, auf die ich mich dieses Wochenende freue. Nächste Woche dann wieder ein bisschen mehr von mir. Und hier ist Steffis Frage:

Wofür brennst du?

Was sagt es wohl über mich aus, dass mir auf diese Frage nicht sofort eine Antwort einfällt? Nicht einmal, wenn ich länger über sie nachdenke? Ich glaube, die Sache ist die: Ich bin eher ein Glüher. Ich bin zwar leicht entflammbar, ich verknalle mich schnell in Ideen und oft auch in Menschen, aber wenn ich etwas sehr mag, etwas liebe, dann ist das eher ein stetes Glühen als das eine, ganz große Feuerwerk. Sicher, es gibt Geschichten, für die BRENNE ich, für die bin ich Feuer und Flamme und hin und weg. Ich kann mich Hals über Kopf in Songs und Filme und Fernsehserien und Lippenstiftfarben und Schuhe und Fußballvereine verknallen. Aber was die ganz großen Dinge angeht: da glüht gerade alles vor sich hin. Warm und stetig und sehr glücklichmachend. Ja, ich glaube, genau so ist das.

Worauf ich mich am Wochenende freue:

Dieses Buch weiter zu lesen. Dieses unglaublich warme, schlaue, ins Leben verknallte Buch.

Diese Serie weiter zu gucken. Ich wurde gewarnt, "Downton Abbey" sei ein gefährlicher Stoff, und tatsächlich: ich bin süchtig, ich kann nicht genug bekommen, ich BRAUCHE MEHR. Und zwar SOFORT.

Diese Ausstellung anzusehen: Gundula Schulze Eldowy. Die frühen Jahre. (Hier ist ihre Website.)

Über diese Schuhe nachzudenken. Die ich mir nach Paris eigentlich nicht leisten kann. Wäre dieses Foto nur nicht so gut.

Apple Tarte. Oh, ja.

Meine Paris-Beute anzusehen, einzuräumen, anzuprobieren. (Oh, diese Kinderläden). (Oh, und Swildens). (Und Sephora). (Dinge, die man tut, wenn man plötzlich fünf Tage allein ist: "Into the Gloss" lesen. Ganz. Von vorne bis hinten. Und hinterher drei Lippenstifte kaufen. DREI.) (Nicht aufs Konto gucken, nicht aufs Konto gucken, nicht aufs Konto gucken).

Lippenstift zu tragen.

Selbstgemachte Pizza mit Birne, Ziegenkäse, Ahornsirup und Tatort.

Wofür brennt ihr? Und worauf freut ihr euch am Wochenende?
Ich wünsch euch ein schönes!

PS: Falls jemand einen Babysitter oder eine Tagesmutter in Berlin sucht, bitte gerne bei mir melden (Email: postanslomo@googlemail.com), ich wüsste da jemanden (und sie ist DIE BESTE!).

MARLENES STILKOLUMNE: DIE WUNSCHLISTE













Wisst ihr noch? Letzte Woche? Müde von Mode? Vorbei! Und zwar in der Sekunde, als meine Freundin Lexi mir ihren neuen Lippenstift zeigte: TOR von Uslu Airlines. Entwickelt von elf heterosexuellen Männern auf der Suche nach dem perfekten Lippenstift für Frauen. Was ich erstmal einfach ziemlich amüsant finden würde. Aber die Farbe ist wirklich perfekt. Und da ich schon mal online war, um den Lippenstift zu bestellen, dachte ich: Mal gucken, was es gerade sonst noch so gibt. Gefunden und sofort bestellt habe ich dann die Sandalen von Closed. Falls ihr auch über sie nachdenkt: der Knöchelriemen ist keineswegs hellgelb, wie auf der Website abgebildet, sondern neongelb. Stört mich allerdings überhaupt nicht. Im Gegenteil, es macht die Sandalen noch besser. Eine halbe Stunde später war meine Wunschliste für den Frühling fertig. Erstaunlicherweise ist darauf nichts in dunkelblau. Der Winterschlaf scheint mir gut getan zu haben.

1. T-Shirt von Cheap Monday via Weekday.
2. Ohrringe von Isabel Marant via Net-a-porter.
3. Hose von Filippa K. 
4. Jeans von Topshop. 
5. Eyeliner von M.A.C.
6. Jacke von Sass & Bide via Net-a-porter.
7. Sandalen von Closed.
8. Lippenstift von Uslu Airlines.
9. Pullover von Ganni via You He She.
10. High Heels von Zara.
11. Pullover von Mango.

Marlene

ZEHN FRAGEN ZUM KINDERKRIEGEN (UND EIN BABYJAHR IN BILDERN)

















Diese Woche gibt es eine Zehn Fragen-Sonderausgabe: Steffi hat mir zehn Fragen zum Thema Kinderkriegen gestellt. Und ich ihr zum Thema Heiraten. Passend dazu gibt es ein paar Fotos aus den ersten Monaten mit Fanny. Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Woche! Und danke für eure Paris-Kommentare gestern. Ich hab mich so darüber gefreut.

Warst du dir zu 100 Prozent sicher, dass du schwanger werden wolltest? Nicht generell, nur zu dem Zeitpunkt? Ich finde, den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist die Hölle. Alle sagen ja immer, den gibt es nicht. Gibt es ihn?
Ganz sicher nicht. Ich glaube, es gibt immer noch tausend Dinge, die man unbedingt machen möchte, Karriere, die Welt bereisen, zu zweit sein, dieses eine Projekt. Irgendetwas ist ja immer, oder? Und dann gibt es diese Stimme in dir, die sagt: Ich würde gerne eine Familie sein. Ich würde gerne ein Kind bekommen. Ich habe einfach diesem Wunsch vertraut, diesem Gefühl, und aufgehört, mich zu fragen, ob das jetzt der richtige, der perfekte Zeitpunkt ist oder nicht. Wenn der Wunsch nach einem Kind da ist und du wirklich schwanger bist, ist jeder Zeitpunkt, und sei er noch so falsch, der richtige.

Wie ging es dir, als du dann wirklich schwanger warst?
Ich konnte es nicht glauben und hab gleich noch einen Test gemacht. Und dann noch einen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, richtig begriffen habe ich es aber erst, als ich das erste Ultraschall-Bilder gesehen habe. Man kann nicht wirklich viel erkennen, ein kleines weißes Knäuel, und doch ändert sich von einer Minute auf die nächste ALLES. Ich hab geheult vor Glück. Ich hatte ganz schön Schiss. Ich hätte nie gedacht, dass man ein kleines Knäuel so lieben kann. Tut man aber. Von der ersten Sekunde an.

Wächst man in den Gedanken einer Geburt hinein? Bereitet einen der Körper, bereiten einen die Hormone vor? Wird die Angst davor irgendwie gemildert? Je älter man wird, desto schlimmere Geschichten hört man ja...
Ich hatte unheimlich Angst vor der Geburt. Nicht nur vor den Schmerzen, sondern auch vor dem Tag, an dem man unwiderruflich zur Mutter wird. Was natürlich total merkwürdig ist, weil ich mich ja gleichzeitig so gefreut habe auf Fanny. Aber so ist das in der Schwangerschaft: man hat alle Gefühle gleichzeitig und nur noch als Superlativ. Und da waren so viele Fragen in meinem Kopf. Werde ich eine gute Mutter sein? Was, wenn ich keine gute Mutter bin? Und werde ich die Geburt überhaupt aushalten können oder werde ich das ganze Krankenhaus zusammenbrüllen? Was, wenn ich eine totale Memme bin? Oh Gott, wie peinlich wäre das denn? Ich habe Yoga gemacht und das richtige Atmen geübt. Ich habe einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht. Ich habe mit Frauen gesprochen, die schon Kinder haben. Und es hat alles nichts geholfen. Ich habe mich total verrückt gemacht. Die Geschichten, die man so hört, sind ja eigentlich alle immer nur schrecklich. Zwei Wochen vor meinem Termin saß ich mit meiner Hebamme auf dem Sofa und war völlig fertig. Sie hat mich ganz fest angesehen und gesagt: "Du kannst das. Ich weiß das. Und du weißt das auch, hör nur mal in dein Herz hinein. Es hat übrigens einen Grund, dass die Geburt im Englischen "Labour" heißt. Die Geburt ist ein hartes Stück Arbeit, aber nichts, was man nicht irgendwie hinkriegt. Und am Ende von diesem harten Stück Arbeit hältst du deine Tochter in den Armen." Von diesem Moment an wusste ich, dass ich das wirklich schaffen werde. Plötzlich hatte ich keine Angst mehr. Nicht mal, als es dann wirklich los ging.

Falls du wissen willst, wie die Geburt ist: wirklich ein hartes Stück Arbeit. Eine Dimension von Schmerz und Langstrecke, die ich vorher noch nicht kannte. Es tut einfach unfassbar weh. Und ich hab ungefähr 500 Mal gedacht, dass ich es einfach nicht mehr schaffe. Und trotzdem kriegt man es irgendwie hin. Und trotzdem würde ich es gleich morgen noch einmal machen, weil es kein größeres Glück, keinen schöneren Moment in meinem Leben gegeben hat als den Moment, in dem ich Fanny zum ersten Mal in den Armen hielt. In dieser Sekunde ist alles vergessen. In dieser Sekunde ist alles nur noch Liebe. (Und es ist dir vorher so egal, ob du das ganze Krankenhaus zusammen brüllst...).

Stimmt das Gerücht, dass sich, sobald das erste Kind da ist, die Prioritäten, die Sichtweisen auf vieles verändern, der Job einem nicht mehr so wichtig ist wie früher? Oder ist das nur kurz so und dann freut man sich auch wieder aufs Büro?
Bei mir hat das erste Jahr ganz und gar Fanny gehört. Ich liebe meine Arbeit und meinen Beruf, aber die ersten Monate wollte ich gerne bei meinem Kind sein, sie kennenlernen, uns kennenlernen. Diese Zeit gibt es nur ein einziges Mal, und ich wollte sie nicht verpassen. Hab ich meine Arbeit vermisst? Ehrlich gesagt: überhaupt nicht. Das ändert sich gerade wieder. Jetzt freue ich mich, dass Fanny ab März in die Kita kommt und ich wieder mehr arbeiten kann. Was die Prioritäten angeht: Die haben sich tatsächlich verändert. Das Muttersein hat mich entspannter gemacht. Weil jeder Tag eigentlich nie so ist, wie man ihn sich ausgedacht hat, wird man ganz automatisch ein bisschen unerschütterbarer. Früher habe ich mich immer wahnsinnig an Kleinigkeiten aufgerieben. Und mir alles reingezogen. Seit Fanny da ist, kreise ich ein bisschen weniger um mich selbst. Das hat mir ziemlich gut getan.

Wie meisterst du das mit der Müdigkeit? Akzeptiert man sie irgendwann als neue Mitbewohnerin und hasst sie nicht mehr nur?
Es gibt Tage, da könnte ich im Stehen einschlafen. Die sind aber die Ausnahme. Fanny schläft zwar immer noch nicht durch, man gewöhnt sich aber irgendwann an diesen Rhythmus und die Müdigkeit ist eher so etwas wie ein Hintergrundrauschen.

Was hättest du gerne vorher gewusst?
Wie wenig von all den Fragezeichen und Grübeleien übrig bleibt, wenn das Kind einmal auf der Welt ist. In der Sekunde, in der du Mutter bist, funktioniert alles von ganz allein. Man weiß, was zu tun ist, ohne überhaupt darüber nachzudenken.
Wie anstrengend es ist. Eine Freundin sagte mir vor der Geburt immer: "Schlaf, soviel du nur kannst. Setz dich ins Café und lies eine Zeitschrift. Leg dich zwei Stunden in die Badewanne. Geh ins Kino." So dramatisch wird es schon nicht sein, dachte ich immer. Aber sie hatte natürlich recht. Manchmal sehnt man sich wirklich nach einer Stunde für sich ganz allein. Nach einem Kaffee, der nicht kalt ist. Mal eine Email zu schreiben, ohne dass zwei Patschepfoten kommen und deine Betreffzeile in "aödfjadcaalfökadf" umbenennen. Oder danach, mal wieder in Ruhe ein Paar zu sein.
Wie unfassbar schön und richtig es sich anfühlt, Mutter zu sein. So müde, fertig, genervt ich manchmal bin: Ich habe mich auch noch nie so angekommen und ganz gefühlt.

Was würdest du Frauen, die übers Kinderkriegen nachdenken, mit auf den Weg geben?
1. Nach der Geburt fängt ein anderes Leben an.
2. Du wirst müde, fertig und völlig durch sein.
3. Und du wirst morgens um sechs in der Küche sitzen und vor Rührung heulen. Weil dich dieser kleine Mensch beim Aufwachen angelächelt hat. Oder weil er dir einen Kuss gibt und seine Arme um dich schlingt. Oder weil er "Mama" sagt.
4. Kinderkriegen verändert einen als Paar. Ihr werdet euch vermutlich nie so nah und so fern sein wie im ersten Jahr mit Kind.
5. Du wirst so mutig, stark, klar, organisiert und zäh sein, wie du es nie von dir gedacht hättest.
6. Mach dir nicht so viele Gedanken.
7. Es gibt im Kreißsaal keinen Tapferkeitsorden. Was auszuhalten ist und was nicht, entscheidest ganz allein du. Wenn es zu schlimm wird, frag nach einer PDA.
8. Das Leben ist nicht vorbei, nur weil du ein Kind bekommst. Wirklich nicht.
9. Mach es, du wirst es nicht bereuen.

Der schönste Moment mit Fanny bisher?
Die erste Nacht. Und all die ersten Male: das erste Lächeln, das erste Mal krabbeln, das erste Mal gehen. Und all die zweiten, dritten, tausendsten Male.

Sind Mütter untereinander wirklich so hart zueinander, wie man oft hört?
Es gibt Arschlochmütter. Alles andere wäre gelogen. Und man zieht sich den Scheiß rein, den die Arschlochmütter reden, man nimmt es persönlich, obwohl man weiß, dass kein Kind immer durchschläft und niemals schlechte Tage hat. Was mir aber viel öfter begegnet ist: Mütter, die so toll und warm, so hilfsbereit und beeindruckend sind, dass ich gar nicht weiß, wie ich je ohne sie auskommen konnte.

Hebst du Fanny manchmal hoch im Café und riechst an ihrer Windel, um dann laut zu sagen: "Mjoa, ich glaub, da ist was drin, ich geh mal kurz wickeln"? Wenn ja, red ich nie wieder mit dir!
Äh, nein.

PARIS













Morgen fliege ich nach Paris. Alleine. Ohne Kind, ohne Mann, nur ich, fünf Tage lang. Vor zwei Wochen kam eine Mail mit der Frage, ob wir nicht Lust auf einen spontanen Wohnungstausch hätten, Prenzlauer Berg gegen St. Germain. Ich hatte. Wie immer, wenn mir jemand Paris in mein Herz träufelt, aus keinem besonderen Grund, einfach nur, weil Paris so ist wie Paris. Der Mann hatte keine Lust mit Kind im Februar zu verreisen, zu kalt, zu ungemütlich, zu viel Zeug auf der To-Do-Liste. Stimmt ja alles, was er sagte. Vor allem, was er noch sagte: Flieg doch alleine, ich fahr mit Fanny nach Hamburg, sie muss ihre Halbgeschwister sowieso mal wieder sehen, und wo mein Schreibtisch steht, ist ja egal, schaffen wir schon. Wirklich? Wirklich. Wirklichwirklich? Ich glaube, du kannst es gebrauchen. Und auch das stimmte. Wenn ich mich nach etwas gesehnt habe in meinem Leben mit Kind, in dem so viele Sehnsüchte erfüllt sind, dann war es genau das: nach der Schwangerschaft und vierzehn Monaten mit Baby mal wieder das Gefühl zu haben, verantwortungslos sein zu dürfen. Auszuschlafen, so lange ich will, so lange der Körper will (keine Ahnung, ob er es noch kann). In meiner eigenen Zeit zu leben, ein paar Tage lang. Vor mich hinschauen, hingehen, hintrotten, hintrödeln zu können. Ohne ein Auge, ein Ohr, zwei Augen, zwei Ohren, meine Seele bei Fanny zu haben. Keine Alarmanlage sein zu müssen. Nicht die Pflicht zu haben, darauf zu achten, dass da bloß keine Ecken, Kanten, Abgründe sind, an denen sie sich verletzen könnte.

Das bekomme ich jetzt. Ich bin dankbar dafür. Ich hab Angst davor. Ich freue mich unbändig und will nicht weg. War doch noch nie länger von meinem Mädchen als ein paar Stunden getrennt. Vermisse sie schon. Obwohl sie doch noch gar nicht in Hamburg ist und ich noch nicht in Paris, sondern immer noch auf ihrem Hochstuhl sitzt und ihre Haarspange im Obstbrei badet, dadada. Wie soll ich es aushalten ohne meine Herde? Ich weiß, dass meine Herde es ohne mich aushalten wird, aber ich ohne sie? Nein, ich bin keine Rabenmutter. Ich bin nur eine Frau in den Dreißigern, die von ihrem Kind begluckt werden will. Aber wir werden skypen. Falls Mademoiselle Fanny denn Zeit für mich hat.

(Und obwohl meine Liste mit den Paris-Adressen schon lang ist, kann sie sehr gerne noch etwas länger werden. Falls jemand also noch einen guten Tipp hat: Ich würde mich so freuen).

Print: "I love Paris" von LuciusArt/ Etsy.

ZUCKERKUSS












Ah, jetzt etwas Süßes. Etwas, das knuspert. Und ein bisschen nach Karamell schmeckt. Oder doch Schokolade? Wieso hab ich jetzt plötzlich Lust auf ein Baiser? Mein letztes Baiser habe ich vor fast 30 Jahren gegessen. Es war heiß und wir machten Urlaub in Frankreich. Weil meine Mutter jeden Mittag zum Kaffee unbedingt so ein weißes Knusperstück haben musste, wollte ich das auch mal probieren. Ich mochte es. Eis mochte ich lieber. Danach habe ich Baisers einfach vergessen. Bis jetzt.

Sind die schwer zu machen? Überhaupt nicht. Sagt jedenfalls Eric Lanlard. In "Home Bake" nimmt er 4 Eiweiß und 225g Zucker, schlägt das Eiweiß so lange, bis es beginnt fest zu werden, fügt Löffel für Löffel den Zucker dazu und schlägt den Eischnee so lange mit dem Handmixer, bis die Masse schön steif ist und glänzt. Dann kommt sie auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech, das ist einfach, man muss mit einem Esslöffel bloß kleine Zuckerberge auftürmen. Die werden im vorgeheizten Ofen bei 120° C etwa anderthalb, zwei Stunden gebacken bis sich die Baisers leicht vom Backpapier lösen lassen.

Weil ich Lust auf eine feine Karamellnote hatte, hab ich statt weißem einfach braunen Zucker genommen. Und bittere Schokolade geschmolzen, eine halbe Tafel, und vorm Backen mit einem Löffel auf der Baisermasse versprenkelt. Riecht schon beim Backen so, dass man die Ofentür aufreißen und sofort alle essen möchte. Dann der erste Biss. Es knuspert. Es ist süß, aber auch karamellig. Die dunkle Schokolade ist eher eine Ahnung, ein Gruß aus der Ferne. Oh, ist das gut.

Zutaten für neun größere Baisers
4 Eiweiß
225g Zucker (weiß oder braun)
Falls Schokolade dabei sein soll: 1/2 Tafel dunkle, geschmolzene Schokolade

EIN PAAR DINGE, DIE MIR GUTE LAUNE MACHEN



Food-Porn: das Darigold-Fresh Magazine (leider nicht bei uns zu bekommen). Fotos via Trendland.

Dieses Video (danke, Mailis!). Es passt so gut zu dieser Woche, aber darüber in den nächsten Tagen mehr...


Hahaha. Baby Sleep Positions.






































Gelb. Oh ja. Via April and May (1), Jak and Jil (2) und Coastin Tumblr (3).



Nach ungefähr 250 Jahren und 73 Anläufen habe ich es endlich geschafft, Tafelfarbe zu bestellen. Und weil ich das Wohnzimmer jetzt so mag, wie es ist, zieht die schwarze Tafelwand in die Küche um, ungefähr so. Via Seesaw.













Fannys neue Kissen. Ich bin verliebt. (In überhaupt alles, was Philuko macht).

Onlinemagazine: Das Funkytime-Magazine. Und die Februar-Ausgabe von Matchbook Magazine.

Die allerschönsten Weckglas-Etiketten zum Selberausdrucken bei "The Painted Hive" via "Bodie and Fou".













Und das hier. Via "April and May".

Und was macht euch gerade gute Laune?

MARLENES STILKOLUMNE: MODEMÜDE










Es war letzten Mittwoch. Kann aber auch Donnerstag gewesen sein. Ich lag auf dem Sofa und las eine Zeitschrift. "Mode, die schlank macht" oder etwas in der Art stand über dem Artikel. Ich aß das letzte Stück Stulle und guckte mir die Hosen an, in denen man auf der Stelle eine Kleidergröße verlieren soll. Dann legte ich die Zeitschrift weg, ging ins Schlafzimmer und zog eine Jogginghose an. Ich sah nicht auf der Stelle schlanker aus. Bloß so wie ich mich fühlte: überarbeitet, müde, bocklos.

Mein Spiegelbild, blöde Sau, sagte gleich: Das ist aber nicht optimal. Willst du dir nicht wenigstens ein bisschen Mühe geben? Nö, sagte ich, heute nicht. Heute will ich mich nicht besser anziehen, als es mir geht. Heute kannst du mir mit jeglicher Selbstoptimierung gestohlen bleiben. Mir ist wurscht, ob meine Oberschenkel in einer anderen Hose zwei Zentimeter an Umfang verlieren würden. Oder ob man diese Saison überhaupt noch Jogginghosen tragen darf. Hast du mal rausgeguckt? Es stürmt, es schneit, es hat -10 Grad. Ich bin nicht in Modestimmung. Hab keine Lust darüber nachzudenken, ob man dieses Frühjahr nur Jeans in rosa oder in waldmeister trägt. Und welche Länge diese Jeans haben müssen. Welchen roten Lippenstift ich kaufen sollte, der genau zu meinem Teint passt. Ob ich nicht ein neues Brillenmodell bräuchte. Die einzige Frage, die mich gerade interessiert: Warum ist Käse gerieben immer besser als in Scheiben?

Heute ist Sonntag. Ich habe immer noch meine Jogginghose an. Nur nicht mehr mit einem verschlonzten Pullover, sondern mit einem Jeanshemd und hohen Schuhen und meinem Lieblingslippenstift, "Lady Danger" von Mac. Ich brauchte mal kurz eine Pause. Damit mir wieder aufffallen konnte, dass mir eigentlich vollkommen egal ist, ob "Lady Danger" nun der richtige Rotton für mich ist oder nicht. Ich mag ihn halt. Nebenbei passt er auch gut zu rosa Jeans. Oder doch welche in Waldmeister? Vielleicht mach ich mir erstmal eine Stulle...

Marlene

ZEHN FRAGEN (AN EUCH) UND EINE WOCHE IN BILDERN













Was für eine Woche. Anstrengend, lustig, müde, genervt, verliebt. Das Kind hat die Wohnung umgepflügt, ich hab angefangen, jeden Tag ein Foto zu schießen (zum Thema "Words" war das mein Lieblingskissen), ich war endlich mal wieder im Stadion und hab dem HSV beim Gewinnen zugeguckt, ich hab irrsinnig gefroren, ich hab mir drei Bücher gekauft ("Kippenberger", weil ich diesen Text so mochte, "Madame Hemingway", weil ich im Buchladen die erste Seite gelesen habe und nicht aufhören wollte und "Das Kochbuch"), ich hab Häagen-Dazs gefuttert, weil kalt und kalt doch warm ergeben muss (und es hat sogar einigermaßen funktioniert). Alles in allem: ziemlich gut.

Weil Steffi noch einmal eure Fragen beantwortet, hab ich mir diese Woche ein paar Fragen für EUCH ausgedacht. Fragen ohne Antworten. Einfach so, weil ich Lust darauf hatte.

Du hast ein Treffen mit deinem 17-jährigen Selbst. Wo trefft ihr euch? Worüber würdest du mit dir reden? Und was würdest du dir raten?

Dein schönstes Körperteil?

Bestellst du im Restaurant immer das Gleiche oder immer etwas Anderes?

Der beste Geruch der Welt?

Bist du manchmal neidisch? Worauf?

Welche Farbe haben deine Socken?

Und deine Gedanken?

Stell dir vor, du könntest in einem Film leben. Welcher wäre das? Oder würdest du lieber in einem Buch wohnen?

Deine liebste Kindheitserinnerung?

Was liest und hörst und siehst du gerade?

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

PS: Ihr seid ja so toll.

VERLIEBTE CUPCAKES UND TAGE WIE DIESE












Es gibt diese Tage, wie ich sie letzte Woche hatte. Alles fällt leicht, alles ist schön, das Kind ist so süß, dass ich es anknabbern möchte, ich bin wach, obwohl ich nicht irre viel schlafe, ich mag das Leben und ich mag mich, Rückenwind-Tage. Und dann gibt es so Tage wie gestern. Und wie heute. Fanny kriegt Zähne und schläft erst um drei Uhr morgens ein. Für drei Stunden. Fanny will auf den Arm. Fanny will mein Handy und die Schere und überhaupt alles, was sie nicht darf, und sie weint und schreit, bitterlich. Sie will sich die Socken ausziehen. Sie will sich überhaupt alles ausziehen. Sie will nicht gewickelt werden. Sie will die dreckige Windel aus dem Windeleimer über den Kopf ziehen. Während ich die Windeln wieder in den Windeleimer räume, wirft sie ihre Schuhe ins Klo und winkt ihnen nach. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder heulen soll, stelle aber fest, dass man durchaus auch beides gleichzeitig kann. Das Display von meinem Laptop sieht irgendwie seltsam aus, macht 300 Euro Reparatur, sagt der Mann im Laden, mindestens, das muss aber eingeschickt werden. Ein doofes Telefonat. Noch ein doofes Telefonat. Ich hab Bauchschmerzen. Ich hab Kopfschmerzen. Ich möchte jetzt bitte im Stehen einschlafen. Ich frage den Mann, was wir heute essen wollen. Er will Risotto, ich hab keine Lust auf Risotto, er sagt, dann frag doch nicht, ich sage, sehr freundlich, der Herr, als ob du nicht wüsstest, dass ich nur zwei Mal im Jahr Lust auf Risotto habe. Dann streiten wir über das gottverdammte Risotto.

Heute war wie gestern. Als ich mittags immer noch das Gefühl hatte, eine Bleiweste zu tragen, hab ich gemacht, was ich an Tagen wie diesen immer mache: ich hab gebacken. Gerührt. Noch mehr gerührt. Mehl gesiebt. Butter schaumig geschlagen. Ah, schon besser. Noch ein bisschen rühren. Das Kind rührt mit und ist plötzlich auch ganz glücklich. Wir rühren zusammen, ihre kleine Patschehand auf meiner. Am Ende gibt es Vanille-Cupcakes mit einem Herz. Verliebte Cupcakes sozusagen. Helfen ziemlich gut. Sogar gegen Risotto-Streit.

Die Anleitung hab ich bei Hannah von "Made with Love" gefunden (die übrigens darum bittet, mal hier vorbeizuschauen...). Beim nächsten Mal würde ich die Herzen ein bisschen kleiner ausstechen, für heute waren die verliebten Cupcakes genau richtig so. Viel Herz, viel Zucker, viel Liebe drin. Und morgen ist ein neuer Tag.
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