DIE GROSSE SLOMO-GEBURTSTAGSVERLOSUNG


Eigentlich wollte ich schon im November eine Verlosung zum vierten Slomo-Geburtstag machen und bin dann nicht so ganz hinterher gekommen. Aber jetzt. Diese fünf Lieblingsdinge, die Fanny und mir in den letzten Tagen und Wochen das Leben verschönert haben, gehen alle zusammen an einen Gewinner. Ich möchte nämlich danke sagen an alle, die dieses Weblog lesen. Mein Bloggen hat sich in den letzten vier Jahren immer wieder in die eine oder andere Richtung für mich verändert, dank euch ist Slomo aber immer ein Lieblingsort geblieben, ein Ort, an dem ich mich zu Hause fühle. Das ist schön und kein bisschen selbstverständlich, habt herzlichen Dank dafür. In einem großen Paket auf die Reise gehen:

... dieses Poster von Nordliebe. Das war Liebe auf den ersten Blick mit dem Hello-Print von Mini Willa. Verguckt haben wir uns auch in den Superhero, ich glaube, den bringt der Weihnachtsmann. Auch schön: Vom 1. bis zum 7. Dezember bekommen alle Slomo-Leser ab einem Bestellwert von 40 Euro einen Rabatt von 10 Euro (dafür muss man nur ein Kundenkonto einrichten und im Bestellprozess den Code SLOMO eingeben). 

... dieses Tiger-Kissen von Anny Who, das ein Geschenk meines Bruders war. Seit Fannys Geburtstag wohnt der Tiger im Geburtstags-Zelt und ist gleichzeitig Bewacher, Kissen und Kuscheltier (er wurde nämlich schon zahm gekuschelt). Gefunden hat er ihn bei Grand Revival, einem unglaublich schönen Berliner Concept Store für Große und Kleine, der jetzt auch online verkauft. (Das Geburtstagszelt und die Sternchen-Kissen habe ich dort übrigens auch gefunden).

... dieser Pinguin. Als meine Freundin Marlene mir zum ersten Mal ein Foto von ihm und seinen Freunden gezeigt hat, konnte ich mich gar nicht mehr einkriegen. Wie süß sind die denn bitte? Hingerissen bin ich aber auch davon, dass James sich die Animarlos für seinen Sohn Arlo ausgedacht hat, weil er ihm zur Geburt etwas ganz Besonderes schenken wollte, über das er sich so richtig freut. Also hat er ihm Tiere genäht: einen Pinguin, einen Bären, einen Tiger, ein Schweinchen, einen Elefanten. Und es hat funktioniert: Jedes Mal, wenn Arlo die Tiere sieht, wird er ganz aufgeregt und lacht über das ganze Gesicht. Fanny übrigens auch, immer wenn sie diesen Pinguin sieht, deswegen darf er im Geburtstagspaket nicht fehlen. (Wer noch einen Animarlo kaufen oder verschenken möchte, muss sich übrigens ranhalten, die Animarlos sind auf nur 100 Stück limitiert und ganz so viele sind nicht mehr übrig). 

... "Kunst aufessen" von IdaFrosk. Im Kopf von Ida Skivenes wäre ich gerne einmal einen Tag zu Hause – schon um zu wissen, wie es sich mit so viel Fantasie wohl lebt. Die Norwegerin, die in Oslo und Berlin lebt, verwandelt unter ihrem Künstlernamen IdaFrosk Frühstück in Kunst. Das kann man sich auf instagram ansehen oder im gerade erschienenen Buch "Kunst aufessen", das bei Kunstmann rausgekommen ist und bei uns zu Hause nicht folgenlos geblieben ist. Eine Blaubeere ist jetzt nämlich nicht mehr bloß eine Blaubeere, sondern ein Auge. Und eine Banane ist nicht bloß eine Banane, sondern ein Flugzeug. Man kann auch gar nicht anders, wenn man sich dieses hinreißend-schöne Buch ansieht (und das sollte man un-be-dingt!).

... der "Little Seaside Waves"-Schal von Petersen. Der ist nämlich noch so ein Lieblingsstück. Dunkelblau, aus 100 Prozent Merinowolle, gefertigt in Deutschland, 190 Zentimeter lang und ein so kuscheliger Winterbegleiter, dass ich ihn nicht mehr missen möchte. (Ich mag dieses Muster auch so, das wirklich ans Meer erinnert, und ich mag das Meer doch so). Außerdem passt er immer zu allem. Ich sag ja: Lieblingsstück.

Mit ins Paket kommt auch noch mein Buch, in das ich (falls gewünscht) auch gerne etwas hineinschreibe.

Wer dieses Geburtstagspaket gewinnen möchte, hinterlässt bis zum 12. Dezember um 20 Uhr einen Kommentar (mit irgendeinem wiedererkennbaren Namen), warum er dieses Paket gerne gewinnen würde (bitte ohne Emailadresse – der Gewinner wird hier bekanntgegeben, also einfach reingucken). Ich drück die Daumen! Und bedanke mich auch herzlich bei Nordliebe, Grand Revival, James Castle, dem Verlag Antje Kunstmann und Petersen.

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Tausend Dank für eure Kommentare und fürs Mitmachen. Gewonnen hat JULIANE (Kommentar vom 1. Dezember um 16:41). Liebe Juliane, schickst Du mir bitte eine Email an postanslomo(at)googlemail(dot)com mit Deiner Adresse? Herzlichen Glückwunsch!

DREI (SUPERLEICHTE) KINDERGEBURTSTAGSREZEPTE


Ich liebe Geburtstage (außer meinem eigenen) und ihre Geburtstage ganz besonders. Nachdem ich mich letztes Jahr ein bisschen sehr in die Vorbereitungen hineingesteigert habe, war die Geburtstagsbäckerei dieses Jahr: schön simpel. Ein paar Schokoäpfel mit bunten Streuseln, ein paar Brezeläffchen und Brötchenschnecken für die beiden Partys, die wir gefeiert haben. Fanny hat es gefallen, mir hat´s viel Spaß gemacht. Hier sind die Rezepte (falls man sie denn so nennen kann):


SCHOKO-ÄPFEL
* Äpfel
* Weiße Kuvertüre
* Bunte Streusel (oder auch: Kokosraspel, Mandelsplitter, Schokostreusel...)

Die weiße Kuvertüre über einem Wasserbad schmelzen.
Eine Schale (so groß, dass die Äpfel noch gerade hineinpassen) ungefähr zur Hälfte mit der geschmolzenen Kuvertüre füllen, die Äpfel hinein tunken, mit Streuseln bestreuen und trocknen lassen (auf der schokoladenfreien Seite).
Ich habe noch Holzspieße hineingesteckt, damit man die Äpfel besser essen kann.
Nach einer Idee von Oh Joy!.

BREZELÄFFCHEN
* Eine Tüte große Salzbrezeln
* Weiße Kuvertüre
* Schokotropfen (aus der Backabteilung)
* Nasen (da kann man nehmen, was sich gerade findet – ich habe diese bunten Teilchen genommen, die "Pico-Balla" heißen, man könnte aber auch Mandeln nehmen oder saure Schnüre für Elefantenrüssel)

Die Salzbrezeln auf einem Bogen Backpapier verteilen.
Die weiße Kuvertüre schmelzen.
Mit einem Teelöffel so viel Schokolade auf jede Brezel geben, bis sie gut gefüllt ist.
Augen und Nasen drauflegen.
Gut trocknen lassen.
Nach einer Idee von Worth Pinning.

BRÖTCHEN-SCHNECKEN
* Eine Packung Knack & Back-Hörnchen (reicht für 6 Schnecken)

Den Teig in die vorbereiteten Dreiecke schneiden.
Jedes Dreieck von der Längsseite her zu einer Wurst aufrollen (ich hab die Spitze vorher eingeknickt, damit der Schneckenkopf nicht zu dünn wird und anbrennt).
Zu einer Schnecke eindrehen.
Nach Anleitung backen.

BREZELN MIT WEISSER SCHOKOLADE
* Die restlichen Brezeln
* Die restliche Kuvertüre

Weil noch ein paar Brezeln und ein wenig Kuvertüre übrig geblieben ist, habe ich die restlichen Brezeln einfach mit weißer Kuvertüre besprenkelt. Klingt jetzt wahrscheinlich schräg, aber: Salzige Brezeln mit weißer Schokolade schmecken unglaublich gut. Und sind eine schöne Zwischendurchknusperei.

Habt ein schönes Wochenende und einen gemütlichen ersten Advent (kaum zu glauben, dass es wirklich schon wieder so weit ist...).

VIER


Vier.
Vier.
Vier.
Vier.
Ich kann es noch viermal sagen, aber glauben kann ich es trotzdem nicht. Jetzt ist sie wirklich vier. Nicht mehr klein, noch nicht so richtig groß. Ein kleines Mädchen, das auf den Arm will, getragen werden, ihre kalten Hände unter meinen dicken Schal schieben will. Ein kleines Mädchen, das aus einem gemeinen Traum aufwacht und untröstlich ist, bis es wieder tröstlich ist. Ein kleines Mädchen, das sauer wird, wenn es die Knöpfe der Jacke nicht zubekommt, die blödenblöden Knöpfe der blödenblöden Jacke, die sie nienie wieder anziehen will. Ein kleines Mädchen, das seine kalten Füße zwischen meine Beine schiebt und nicht einschlafen kann, noch eine Geschichte hören will und das Einschlaflied, das wir schon so lange nicht mehr gesungen haben, "Guten Abend, gute Nacht, wer soll denn jetzt schlafen, das ist Fanny, Fannylein...", und dann soll auch der Schweinsbär schlafen, "Schwei-heins-bär", und ihr "Fu-hu-huß" und die Wand und die Tür und die Lampe, und sie muss so lachen, dass sie schon wieder hellwach ist, also singe ich "Twinkle, twinkle little star", das Lied, mit dem ich sie als Baby immer müde gesungen habe, und sie singt mit und schläft auf keinen Fall. Dann ist sie plötzlich groß. So groß, dass sie jedes Mal lächelt, wenn ich sie groß nenne, dann zeigt sie die vier Finger, die sie jetzt alt ist, und nächstes Jahr: fünf, eine ganze Hand alt, und dann, sagt sie, kommt sie fast in die Schule (ein Gedanke, der mir noch unendlich fern scheint). Sie will alles alleine machen, ich darf ihr nicht helfen, und wenn ich ihr helfe, dann helfe ich falsch. Sie will, dass ich ein Tuch über den Eingangsschlitz des Geburtstagszeltes lege, Tür zu, es ist ja ihr Zelt. Sie will nicht mehr Flöckchen genannt werden, bloß noch Fanny. Sie rennt los, schiebt den Hocker an den Kühlschrank, holt sich das Kühlpad, das ich ihr immer auf ihre Beulen lege, holt ein Handtuch, wickelt es ein, legt es auf mein Knie, das ich mir verdreht habe, pustet, streichelt meinen Kopf, mit einer Emsigkeit und Zärtlichkeit, die mich ganz weich macht.

Ich habe mir das manchmal vorgestellt, als sie noch ein Baby war. Wie sie riesengroß ist. Wie wir zusammen Kakao trinken gehen, zusammen Kuchen backen, zusammen lesen (das ist ein merkwürdiger Gedanke, aber gemeinsam mit jemandem in einem Raum zu sitzen oder herumzuliegen und zusammen zu lesen, finde ich unheimlich schön). Gedanken wie eine Karamellbonbonwerbung. Und die Realität ist trotzdem schöner, weil das Glück mit ihr ein so direktes, unkitschiges, lustiges Glück ist. Mit ihr durch den Kiez zu spazieren, und sie nimmt irgendwann meine Hand. Mit ihr einen Schritt zurückzugehen an der großen Straße, weil sie das in der Kita immer so machen, denn die große Straße, die ist voll gefährlich. Mit ihr das allererste Halloween-Kostüm zu basteln, ein Handtuch mit Löchern und einem Mund, das dann ein Gespenst ist, gefährlich und gruselig, bis ich schreiend wegrenne und sie mir hinterher, "aber Mama, das bin doch nur ich, brauchst doch keine Angst zu haben, nur ein bisschen". Mit ihr ins Café zu gehen, und sie stellt sich auf die Stange, die ein paar Zentimeter über der Erde angebracht ist, sie guckt schon einen Kopf weit über die Theke, und sie bestellt sich einen Kakao mit Strohhalm, und rührt dann ihr Kakaoschaumherz weg und meine Kakaoschaumblume und erzählt mir aus ihrem Fannyleben. Sagt, dass sie von einem roten Glitzerpferd geträumt hat, das Lulu hieß, wie gerade alle Tiere Lulu heißen, weil sie die Haustauschkatze in New York so mochte, die Lulu hieß. Sagt, dass sie auf dem roten Glitzerpferd von der Kita nach Hause geritten ist. Sagt, dass sie so ein rotes Glitzerpferd gerne zu Weihnachten hätte und es ja im Wohnzimmer wohnen könne mit dem Sofa als Bett. Vor ein paar Tagen hat sie gesagt, dass sie mal ein Renner werden will, wenn sie groß ist, jemand, der ganz schnell rennt. Vor ein paar Tagen hat sie gesagt, dass Papaland ihr Lieblingsland ist. Manchmal springt sie an mir hoch und drückt mir Küsse überall aufs Gesicht, noch einen und noch einen, und ich sage: "Womit habe ich das denn verdient?" und sie versteht die Frage gar nicht. Manchmal kriege ich keine Küsse, weil die Küsse alle noch schlafen oder gerade in der Kita sind. Vor einem Jahr hatten die Dinge noch nicht so viele Worte, die Gefühle auch nicht. Jetzt sagt sie, was sie denkt, was sie ärgert, was sie glücklich macht, was sie essen will, wovon sie geträumt hat, worüber sie traurig ist, in all diesen Worten, die sie sich hoffentlich nie abgewöhnt, Eierspiegel, Schuhfaden, Flitzschuhe, Rollsocken, Superfrau, Blödwurst.

Manchmal bin ich so alle gerade. Manchmal kriege ich so wenig auf die Reihe, was ich auf die Reihe kriegen müsste, wie sehr ich mich auch anstrenge, ich scheine doch nie hinterher zu kommen, und dann ist es schon wieder Nachmittag und ich hole sie aus der Kita, hetze los und meine schlechte Laune hinterher, und dann steht sie da und strahlt und nimmt mich an die Hand, obwohl ich mir noch nicht einmal die Schuhe ausgezogen habe, "Mamaaa, komm mit, ich muss dir was zeigen, wir haben Kreide gemacht, meine ist ROT!" So ist das gerade oft. Ich will viel und schaffe wenig. Ich bin gereizt, weil ich müde bin und das Anziehen vor der Kita eine halbe Stunde dauert, weil sie sich nicht entscheiden kann, welche Socken sie denn ganz alleine anziehen will und die Katzensocken nicht findet, die es am Ende sein sollen. Oder ich erschrecke, weil ich merke, dass mein Kopf ganz woanders ist, bei den Dingen, die mir diese Woche das Herz so schwer gemacht haben, und sie sagt mir schon zum zweiten Mal, dass das auf dem Bild ein Weihnachtsmann mit Schneeflocken ist, mit einer Schlange (die sie sich wünscht, grün, mindestens zwei Arme lang) und einem Feuer, damit der Weihnachtsmann nicht friert. Und dann sitzen wir beim Abendessen und sie isst das Brot mit ihrer Lieblingsmarmelade und freut sich darüber, dass Papa auch noch diesen Mini-Käse eingekauft hat und die Luftballons vom Geburtstag noch hängen, und ich weiß: Wenn ich in zehn Jahren zurückschaue (merkwürdig, dieses plötzliche Nachdenken über die Zeit, über die Jahre, die vergehen, das kam auch erst mit dem Muttersein), dann werde ich genau an diese Momente denken: die Marmeladenbrotmomente. Wie sie sich ihre Zebramütze aufsetzt und auf ihrem schon viel zu kleinen Laufrad die Straße herunterrast, bis zur Ecke, und wieder zurück, mit einer Vollbremsung. An die Lümmelsamstagnachmittage, wenn wir "Die Kinder von Bullerbü" gucken, und sie laut aufschreit, als Lasse beim Schlittschuhlaufen in ein Wasserloch fällt, obwohl wir uns diesen Film schon oft angesehen haben, und sie jedes Mal vorher sagt: "Pass auf, gleich fällt er ins Loch" (war das wirklich Lasse? Ich vergesse immer seinen Namen). Ich werde daran denken, wie sie jeden Sonntag mit ihrem Papa in der Küche steht und Sonntagsschnitzel klopft, und ich darf nicht mitklopfen, weil das ihr Schnitzelding ist. Ich werde an ihren Bockigblick denken, daran wie sie guckt, wenn sie so richtig sauer ist, wie neulich, als es so blödblödblöd von mir war, dass ich die Tiere auf dem Sofa weggeräumt habe, die da doch geschlafen haben. Ich werde daran denken, wie sie tanzt. Ich werde daran denken, wie sie mir Bücher vorliest, "Es war einmal eine Raupe, die hat sehr viel gegessen. Bonbons und Wurst und noch mehr Wurst, dann hatte sie einen dicken Bauch. Fertig." Ich werde an ihren Enthusiasmus denken, an ihr Talent, sich über die Dinge und das Leben zu freuen, sich in ihrer Freude völlig aufzulösen, das ist, neben so vielen anderen Dinge, so unglaublich schön. Ich werde daran denken, wie ich in der Nacht vor ihrem Geburtstag Luftballons aufgepustet habe, weil sie es so gerne mag, wenn an der Tür eine Luftballonwand hängt, durch die sie rennen kann, und wie ich ihr einen Herzkuchen gebacken habe, weil sie den vor ein paar Tagen im "Berlin mit Kind"-Heft gesehen hatte und so toll fand, ihre Wünsche sind immer sehr präzise, ein Schokoladen-Herzkuchen mit ganz viel bunten Streuseln und mit Happy-Birthday-Kerzen und mit diesen Zuckererdbeeren, die ich dann zwar noch gefunden, aber nicht mehr auf den Kuchen draufbekommen habe, weil ich so viel Teig in die Form gegossen hatte, dass der Herzkuchen eher ein Herz-Mount-Everest geworden ist, und wie ich um Mitternacht wieder Tränen in den Augen hatte, was eine ziemliche Untertreibung ist, und wie ich zu ihrem Bett gegangen bin und sie mitternachtsgeburtstagsgeküsst habe, auf ihre warme Backe, die ich erstmal freilegen musste, weil ihre Haare so lang geworden sind. Wahrscheinlich werde ich auch an diesen Satz denken, den eine tolle Frau mir neulich in einer Email geschrieben hat, ich hab  in den letzten Tagen so oft an diesen Satz gedacht: "Ich bin so sehr ich durch sie." Durch sie und durch ihn. Das bin ich wirklich.

EIN KOCHBUCH, EIN REZEPT: FEUILLETÉ MIT BIRNEN UND ZIEGENKÄSE AUS "WOCHENMARKT" VON ELISABETH RAETHER


Da ist diese Frau. Sie macht die Tür auf und umarmt einen fest, fester, als man das bei ihr erwarten würde. "Setz dich zu mir in die Küche", sagt sie, "ich koche gerade." In der Küche riecht es nach Pizza, nein, nur so ähnlich, es duftet herrlich, aber Pizza ist das nicht. "Was hast du da im Ofen", frage ich. "Feuilleté mit Birnen", sagt sie, und bevor ich fragen kann, was denn nochmal ein Feuilleté ist, grinst sie schon, als wäre das Wort irgendwie albern: "Blätterteig mit Ziegenkäse und jeder Menge Thymian. Schmeckt gut", sagt sie, "willst du ein Bier?" Sie kocht so nebenbei, dass man es fast gar nicht mitkriegt. Drückt den Teig auf das Blech und schlägt die Ränder um. Bestreicht den Teig mit Ziegenfrischkäse, als hätte sie es schon hundertmal gemacht (was wahrscheinlich daran liegt, dass sie es schon hundertmal gemacht hat). Schält die Birnen, nimmt sich ein Stück, schneidet die Birnen in dünne Streifen, legt sie auf den Teig, nimmt sich ein paar Zweige Thymian, riecht kurz, aber energisch an ihnen, zupft sie ab und verstreut das Grün auf all dem Weiß. Gerade als sie das Blech in den Ofen geschoben hat, klingelt auch schon der Wecker – vielleicht verging die Zeit auch schnell. Sie holt das Blech aus dem Ofen und tropft ein bisschen Honig darüber, "mehr", sage ich, und sie tropft noch ein bisschen mehr darüber, dann schneidet sie das große Stück in sechs kleine. Ich nehme einen Bissen. Und noch einen. Ich höre auf zu reden. Die saftige Birne, der knisternde Blätterteig, der Ziegenfrischkäse, mild, aber nicht langweilig, der Thymian, mein Lieblingskraut, diese Ahnung von Honig. "Gut?", fragt sie und ich stöhne, es klingt albern, aber das macht nichts. Dann reden wir. Über das Leben, Jobkram, Bücher, Klamotten, Fernsehserien, Müdigkeiten.


So ungefähr ist Elisabeth Raether, ich kenne sie ein bisschen und habe ihr tatsächlich schon mal beim Kochen zugesehen. Sie kocht mit einer Überzeugung und Gelassenheit, die eine Küche mit Wärme füllt. Aber das wüsste ich auch, wenn ich nur ihr Kochbuch gelesen hätte. Das ist auch etwas Schönes an ihr: Man kann dem, was sie macht, ablesen, wie sie ist, das hat man ja nicht oft. Elisabeth Raether schreibt seit drei Jahren eine wunderbare Kochkolumne für das Zeit-Magazin. Wunderbar, weil sie richtig gut schreibt, weil sie schöne und schlaue Gedanken hat ("Petersilie ist ein Kraut, das praktisch zu allem passt, zu jedem Fleisch, zu jedem Gemüse, zu jedem anderen Kraut. Gegen kein Aroma wehrt sich die Petersilie. Aber es ist leider so: Wenn man es jedem recht macht, wird man irgendwann übersehen. Undankbare Welt. Dabei hat vor allem glatte Petersilie einen schön kräftigen, leicht bitteren Geschmack (...)." Wunderbar, weil ihre Rezepte jeden Aufwand scheuen, dabei aber schmecken, als hätte man sich mächtig ins Zeug gelegt. Man könnte diese Rezepte Angeber-Rezepte nennen, weil man mit ihnen super angeben kann, aber das wollen sie gar nicht, sie wollen bloß schmecken. Wunderbar, weil diese Rezepte ihre Zutaten auf eine Weise ehren, die ich schön finde. Es werden nicht sonderlich viele Zutaten verwendet, aber jede hat ihren Sinn, ihren Platz, ihren Geschmack, ihren Auftritt. Wie der gebackene Chicorée mit Parmaschinken. Oder der gegrillte Radicchio mit Walnüssen und Ziegenkäse. Oder der Coq au vin. Oder eben dieser Blätterteig mit Birne, Ziegenkäse und Thymian. Außerdem mag ich, mit welcher Souveränität sie schreibt. Nein, das Rezept für Blätterteig verrät sie nicht, den kann man nämlich kaufen und in der gesparten Zeit lieber ein Buch lesen. Oder wie sie selbst in der allerersten Kolumne dieses Kochbuches schreibt:

"Hier werden keine Wasserbäder gemacht, es wird nicht flambiert und nicht nappiert. Man könnte das den minimalistischen Ansatz nennen, wahrscheinlich ist es aber schlicht Küchenfaulheit. Das bedeutet zum Beispiel, dass praktisch jedes Gemüse, das es gibt, bei uns einfach in den Backofen gesteckt wird, aus dem es nach kurzer Zeit in eine Schönheit verwandelt wieder hervorkommt."

Wunderbar. Wirklich. Dieses Rezept auch.

FEUILLETÉ MIT BIRNEN UND ZIEGENKÄSE (für 2-3 Personen)

1-2 Birnen (das Originalrezept verlangt nur nach einer, ich nasche immer, deshalb: zwei)
200g tiefgekühlter Blätterteig (ich habe eine Blätterteigrolle aus dem Kühlregal genommen)
100g Ziegenkäse (Frischkäse oder Ziegencamembert)
Ein paar Zweige Thymian
2 TL Honig, Salz und Pfeffer

Den Ofen auf 210°C vorheizen.
Den aufgetauten Blätterteig auf ein Blech mit Backpapier legen.
An den Rändern ca. einen Zentimeter einschlagen.
Den Ziegenfrischkäse direkt auf den Blätterteig streichen, nimmt man festeren Käse, zerbröckelt man ihn und gibt die Stückchen auf den Teig.
Die Birnen schälen, in dünne Scheiben schneiden und auf dem Käse verteilen.
Die Thymianblätter von den Zweigen lösen und auf dem Käse-Birnen-Belag gleichmäßig verteilen.
Salzen und pfeffern.
Etwa 15-18 Minuten goldbraun backen.
Vorm Servieren noch etwas Honig darüber geben.

"Wochenmarkt – Die frischen, einfachen Rezepte aus dem Zeit-Magazin" von Elisabeth Raether, Bloomsbury Berlin, 19,99 Euro.

OKTOBER 2014 (UND EIN PAAR DINGE, DIE MIR GUTE LAUNE MACHEN)


Wie viel Zeit sie sich lässt. Fürs Blättersuchen, das, nein, dieses, nein, das hier, fürs Blätteraufkleben und Blättertiermalen. Zeit haben wir uns auch für unseren Sonntagsknödel bei Häppies gelassen, für mich dieser hier mit Ziegenkäse und Cranberrys, für sie einer mit Pflaumenmus und zerlassener Butter, und er schmeckte so gut, so sonntäglich, dass ich mir auch noch einen bestellt habe. Auf dem Nachhauseweg liegt diese Straße, die ich so schön finde, die Straße mit dem Blätterdach. Noch sind ein paar Bäume grün und es war fast sommerlich warm, aber das Licht ist schon Herbstlicht. Noch eine Schönheit: der Dahlienstrauß, den ich mir nach einem blöden Tag gekauft habe, an dem ich traurig war, weil ich mich ungerecht behandelt gefühlt habe (und es manchmal so schlecht hinkriege, das Unwichtige vom Wichtigen zu trennen) – es sind ja oft die kleinen Dinge, die gegen die großen helfen. Große Freude und Aufregung über das Erscheinen meines Buches – und über die Kommentare und Texte, die mich so dankbar machen, so rühren, erstaunen, wärmen. Heiter bis glücklich hat mich auch das Zitat im Zeit-Magazin gemacht. Und das allererste Halloween mit dem kleinen Schreckgespenst, was für ein Spaß. Irgendwann wurde der Oktober dann doch noch kalt und brachte die ersten Mützentage. Sie trägt am liebsten ihr Schaf, ich suche noch nach einer Mütze für den Winter. Und immer wieder: der glühende Himmel über Berlin. Was für ein aufregender, schöner, verwirrender Monat.

Noch ein paar Dinge, die mir gute Laune machen:

* Am Samstag mache ich Kürbissuppe. Vielleicht diese Variante? Und zum Nachtisch: Zimtschnecken.
* Die Vorfreude auf Amsterdam, auf ein paar Tage ganz allein, auf eine Stadt, die mir noch ganz fremd ist.
* Die Weihnachtskarten, die ich gestern bestellt habe. Noch nie war ich so früh dran. Aber diese hier von Held & Lykke haben es mir wirklich angetan.
* Eigentlich bin ich ein Kaffee-Trinker. P & T hat mich wieder auf Tee gebracht. Am Wochenende habe ich mir eine kleine Tüte "Top of the Day" gekauft mit Apfelstücken, Hibiskusblüten, Pfefferminzblättern, Zitronengras und Rosenblütenblättern.
* Die zweite Staffel der Dokumentation über das New York City Ballet. Hier kann man sie ansehen.
* Die Herbst-Ausgabe des Chick Pea-Magazines. Hier anzusehen. Und die neue Ausgabe vom Mutti-Magazin.
* Der neu angeschaffte Pizzastein. (Und wie sie den Pizzateig über Nacht schlafen legt und zudeckt und morgens, drei Sekunden nach dem Aufwachen, in die Küche rennt, um nachzusehen, ob er denn auch gut aufgegangen ist). Diesen Flammkuchen würde ich gerne mal probieren.
* Dieses Video. Was für ein Mann.
* Zwei Filme, die ich wirklich gerne sehen möchte: "In No Great Hurry. 13 Lessons in Life with Saul Leiter." Und "The Skeleton Twins".
Dieses Sweatshirt.
* Ich glaube, am Sonntag gibt´s mal wieder Frühstück im Bett. So wäre es schön. Und diesen Karotten-Bananen-Orangen-Kuchen stelle ich mir auch sehr lecker vor, vielleicht backe ich ihn Samstagabend, ich finde es unheimlich schön, am Abend zu backen, wenn alles still und es draußen dunkel ist.
* Und dieser Song: Rainmen von Erlend Øye.

Was macht euch denn gerade gute Laune?
Schönes Wochenende!
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