Auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für den Mann auf der Seite des Fotografen
Matthias Heiderich verloren gegangen. Sind das Bilder. Sind das Farben. Ich mag die Genauigkeit seines Blickes. Ich mag, dass meine Stadt auf seinen Bildern aussieht wie ein fremder Planet, bunt und grell und eingefroren und schneeverweht. Ich mag das Verspielte bei aller Strenge der Formen. Ich mag, dass er sich reinfallen lässt in eine Idee, einen Ausschnitt, in Farben.
Matthias gemailt und gefragt, ob man bei ihm auch Prints bestellen kann. Man kann. Zu außerordentlich bezahlbaren Preisen. Drei Tage später hat er sie auch noch vorbeigebracht, heimlich, damit der Mann davon nichts mitbekommt. Wollte ihm so gerne sagen, wie großartig ich seine Bilder finde, und mich dann natürlich doch nicht getraut. Aber ein paar Fragen hab ich ihm gestellt. Hier sind seine Antworten. (Und jetzt beschere ich mal den Mann, HAPPY BIRTHDAY!).
Wie wurdest Du zum Fotografen?
Mehr oder weniger durch Zufall - jedenfalls hatte ich das nie geplant. Nach meinem Computerlinguistik und Phonetik-Studium an der Uni (2008) hatte ich plötzlich sehr viel Zeit, da ich nicht sofort einen Job gefunden habe. Zum Zeitvertreib habe ich mir eine etwas bessere Spiegelreflexkamera gekauft und angefangen, damit durch Berlin zu ziehen. Zur gleichen Zeit fing ich auch an, die Fotos ins Internet zu stellen und mich mit Bildbearbeitung zu beschäftigen. Nach und nach wurde das erfolgreicher, es gab plötzlich Menschen, die sich für die Fotos interessierten und was dazu schrieben. Irgendwann fing ich dann an, ein Portfolio zusammen zu stellen und es online zu zeigen. Plötzlich schrieben Blogger darüber, Magazine fragten nach Interviews und irgendwann schrieben mich auch Galeristen an, so dass ich mich entschied, erst einmal Fotograf zu werden. Das bin ich nun seit einem halben Jahr. Ich arbeite mit Galerien hier in Berlin, in den USA, in Istanbul und Spanien zusammen, im kleinen Rahmen natürlich, aber es wird immer spannender. Zur Zeit arbeite ich zusammen mit einem schwedischen Verlag an einem Buch.
Erinnerst Du Dich noch an Deine erste Kamera?
Das war eine Panasonic Kleinbildkamera, die ich zum 13. Geburtstag bekam. Ich glaube, ich habe sie nie benutzt.
Berlin, die Stadt, die ich so gut kenne und liebe, sieht bei Dir aus wie ein fremder Planet. Wie entstehen Deine Fotos, wie findest Du Deine Motive?
Meine Bilder sind das Resultat meiner Ausflüge, meine Beute sozusagen. Ich suche meine Motive meist nicht vorher, sondern schaue, was passiert auf meinen Trips. Natürlich habe ich ein paar bevorzugte Gegenden, Industriegebiete zum Beispiel, meistens lasse ich aber meine Stimmung entscheiden, wo ich hingehe. Wenn ich etwas sehe, was mir gefällt, versuche ich es festzuhalten, das heißt allerdings nicht automatisch, dass der Rest der Welt diese Fotos später zu sehen bekommt. Ausschlaggebend dafür, dass ich es fotografiere, sind eher Formen und Farben als das Objekt selbst. Mir ist in der Regel egal, um was es sich handelt, solange es interessante Formen und Farben hat und in einer ansprechenden Umgebung steht. Wenn man fotografiert, scannen die Augen die Umgebung ab und sehen selektiv das, was man sehen will. Ich denke, das kennt jeder, der auf der Suche nach etwas ist. Irgendwann sehe ich jedenfalls nur noch Linien, Farben und Muster - eine schöne Welt, finde ich.
Welche Rolle spielt die Stadt Berlin für Deine Arbeit?
Berlin spielt eine große Rolle, weil die Stadt der Ausgangspunkt für meine gesamte Arbeit ist. Hier habe ich angefangen zu fotografieren und die Berliner Stadtlandschaft ist das, was ich in meinen Bildern festhalte. Natürlich ist es auch so, dass sich viele Leute, besonders in den USA, für Berlin und vor allem auch deshalb für meine Fotografie interessieren. Das ist wahrscheinlich ein weiterer Grund, dass mittlerweile viele Menschen meine Bilder kennen.
Wie kommt es, dass man auf Deinen Bildern kaum Menschen sieht?
Menschen stören. Jedenfalls in meiner Art von Fotografie. Im Mittelpunkt stehen Formen und Muster. Menschen auf den Fotos würden sofort die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Außerdem mag ich die apokalyptische Stimmung, die eine menschenleere Großstadt vermittelt. Das ist aber eher der Nebeneffekt.
Woran erkennt man ein Bild von Dir?
Quadratformat, Linien, Farben, Menschenleere. Naja, das ist jedenfalls die eine Art Fotos, die ich mache. Die anderen sind monochrom, zeigen nebelige Landschaften und sind in der Regel auch menschenleer. Hin und wieder mache ich aber auch gerne Portraits. Eventuell wird es also schwer zu erkennen sein, ob das Bild von mir ist.
Der schönste Anblick überhaupt?
Natürlich meine Freundin. Und Nebel.
Das eine Bild, dass Du gern selbst fotografiert hättest?
Das ist schwer. Es gibt viele Bilder, die ich fantastisch finde. Die Achterbahn auf der Startseite von
Morlinghaus zum Beispiel.
Wie fühlst Du Dich beim Fotografieren?
Wenn alles gut geht, entsteht das
Flow-Gefühl - totales Aufgehen in der Sache, absolute Ruhe und Entspannung bei voller Konzentration auf die Tätigkeit.
Woran arbeitest Du gerade?
An meinem ersten Bildband und an den Vorbereitungen zur Ausstellung "Studien", die am 18. November in der Greifenhagener Str. 64 mit der "
Spot Galerie" startet.
Auf dem Weihnachtswunschzettel?
Ach, ich freu mich am meisten auf das Essen und die Ruhe an Weihnachten. Obwohl... eine neue Festbrennweite wäre natürlich auch nett.
Vielen herzlichen Dank!
Matthias Heiderichs
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Netlabel. Alle Fotos von Matthias Heiderich.