NEW YORK, PT. 1









New York. So lange darauf gewartet, die große alte Liebe wiederzusehen. Und jetzt sind wir da und haben so ein verdammtes Glück. Ein Haus in Jersey City in der Nähe des Hudson Rivers, das mehr Bäder hat als wir in Berlin Zimmer, und eine Holzveranda, auf der wir Memory spielen und Morgenkaffee trinken. Wenn man draußen sitzt, hört man so wenig, dass man sich nicht vorstellen kann, dass Manhattan tatsächlich nur eine Viertelstunde entfernt ist, zwei Stationen mit dem PATH-Zug. Manchmal hört man eine Polizeisirene. Manchmal hört man aus dem Tanzstudio an der Ecke Musik. Manchmal bimmelt der Eiswagen vor der Tür. Dieser Haustausch ist wie ein Samstagnachmittag, der nie aufhört, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, es ist heiß, der Sommer fühlt sich wie Sommer an und die Zeit geht einfach so vorbei. Ich bin anders, als ich es sonst so oft im Urlaub bin, wenn ich alles sehen und erleben und nichts verpassen will und meine Listen abrenne. Ich will erstaunlich wenig, es reicht vollkommen, ein wenig spazieren zu gehen, auf den Spielplatz, in den Park, zum Supermarkt, noch einen Salat und ein paar bunte Tomaten und eine große Packung Erdnussbutter-Eis besorgen, das wir uns abends auf dem Sofa teilen, wenn wir The Newsroom gucken oder Baseball, obwohl wir die Regeln nicht verstehen. Die langsamen Tage hier machen mich ruhig, sie machen mich glückssatt, obwohl das meiste, das ich mir vorgenommen habe, erst noch vor mir liegt: ein bisschen Rumbummeln, ein Ausflug nach Brooklyn, ein Frühstück im Eggein Spaziergang über die High Line, Wolkenkratzergucken. Zwischendurch kommt es mir merkwürdig vor, die meiste Zeit bloß auf Manhattan zu gucken statt mal rüberzufahren, aber dann setze ich mich zu ihm und ihr auf die Holzveranda und hole noch eine Limonade aus dem Kühlschrank und will nichts und wünsche mir nichts - außer vielleicht weniger Mückenstiche (obwohl Fanny sehr dankbar für sie ist, dann hat sie etwas Anständiges zum Arzten). Wir gehen jeden Tag am Wasser spazieren, aber das Gefühl wird nie kleiner. Ich frage mich, wie ich eine Stadt, die ich noch so wenig kenne, so unglaublich mögen, so richtig finden kann. Es ist ein Bauchgefühl, ein Bauchglück, ein großes Staunen. Der Blick auf die Stadt, die Hochhäuser, die Fähren, die hin und wieder herfahren, wir suchen und finden das Empire State Building, das Chrysler Building, die Freiheitsstatue, die man nur von hinten sieht, das One World Trade Center kann man nicht übersehen.

Von New York bisher gesehen und unheimlich gemocht: Eataly - ein riesiger Einkaufsmarkt für italienisches Essen, Regale voller Parmesan, Berge von Tomaten und frischen Kräutern, frisch gebackenes Brot, das so gut duftet, das ich mich unmöglich zwischen dem Orangen-, dem Feigen- und dem Olivenbrot entscheiden kann. (Was ist das nur mit den Supermärkten... ich kann mir gar nichts Schöneres vorstellen, als im Ausland in Supermärkte zu gehen, nächste Woche: Wholefoods). Das Naturkundemuseum, das schönste, altmodischste Museum, das ich in meinem Leben besucht habe, im Ozeanraum haben Fanny und ich uns unter den Wal gelegt, der so groß wie eine Turnhalle ist, dieses Museum bringt einem das Staunen über die Welt bei. Danach ein paar Shake Shack-Burger auf der Parkbank und ein riesiger Vanilleshake. Der Spaziergang durch den Centralpark, mittendrin eine Gruppe von Breakdancern, euphorisch beklatscht und bejubelt. Die Parkbänke im Centralpark mit den Inschriften und die Geschichten, die sie erzählen. Der versteckte Spielplatz, von dem ich bei "A Cup of Jo" gelesen habe, eine riesige Rutsche zwischen den Hochhäusern am Hudson River, daneben ein Wasserspielplatz. "Amerika ist schön", sagt Fanny. Ich finde das auch.

NEW YORK, NEW YORK - HABT IHR TIPPS?



Diese Woche fliegen wir in den Urlaub, und ich könnte mich gar nicht mehr freuen auf diese Pause, dieses Rauskommen, dieses endlich mal Durchatmen. Weil das in den letzten Jahren so super geklappt hat, machen wir wieder einen Haustausch. Ich bin gespannt. (Und musste irgendwie grinsen, als ich die Bilder unserer letzten Reise gesehen habe - damals waren wir noch zu zweit, es ist gar nicht so ewig her und kommt mir trotzdem vor wie ein ganzes Leben). Jetzt würde ich euch sehr gerne um ein paar Tipps bitten: Lieblingsorte, Entdeckungen, Shopping-Tipps oder auch gerne New York-Bücher oder Filme. Hättet ihr vielleicht welche für mich? Tausend Dank!

PS: Wow. DANKE!

DAS FRANCES HA-GEFÜHL


Ich wusste schon nach fünf Minuten, dass ich in diesen Film gerne einziehen würde. Und dass der Abspann fast ein bisschen weh tun wird (wie ich es eigentlich nur von wirklich guten Büchern kenne, bei denen ich am Ende langsamer und langsamer lese, damit es bloß nie aufhört, schade, dass das bei Filmen nicht funktioniert). Ich mag diesen Film. Ich mag ihn so sehr. Ich mag diese Frau, die eigentlich nie genau weiß, wo es lang geht, die sich andauernd verläuft und verrennt, die sich die Ellenbogen aufschrammt und immer wieder das Herz. Ich mag ihre Traurigkeit. Und ihre Albernheit. Frances Ha ist wirklich, wirklich lustig. Wann habe ich in einem Film je so viel gelacht, still vor Glück gegrinst und nicht aufgehört, das Grinsen hatte es sich im Gesicht bequem gemacht (zwischendurch habe ich nach rechts geguckt, um zu sehen, ob meine Freundin H. auch so still und glücklich grinst, und ob sie an den gleichen Stellen grinst wie ich, keine Ahnung warum, aber gemeinsames Grinsen an den richtigen, nicht ganz offensichtlichen Stellen macht mich auch immer glücklich). Ich mag die Musik in diesem Film. Ich wünschte mir, ich hätte diesen Film mit 20 gesehen, dann hätte ich mich mit meinem So-Sein nicht so allein gefühlt, sagte H. hinterher. Ich mag, dass man nach diesem Film genau solche Dinge denkt. Ich mag jeden, aber auch wirklich jeden Schauspieler in diesem Film, Greta Gerwig und Mickey Sumner als ihre beste Freundin Sophie, die es nicht aushält, dass Frances beim gemeinsamen DVD-Gucken im Bett die Socken nicht auszieht. Und Adam Driver. Ich mag diesen Satz, den Frances kurz vorm Ende sagt: "Ich mag Dinge, die wie Fehler aussehen". Ich mag, dass man nach diesem Film wach im Bett liegt und nicht einschlafen kann, weil man das Glück über diesen Film noch nicht wegschlafen will. Ich mag es, Lieblingsfilme zu entdecken, ich mag es so sehr.





Hier hat Tobias Kniebe gut aufgeschrieben, worum es eigentlich geht. Hier ist ein langes Portrait über Greta Gerwig und Noah Baumbach im New Yorker. Und hier ist Greta Gerwig bei Letterman. Habt ein schönes, glückliches Wochenende!

Fotos: MFA+ Filmdistribution

LIEBLINGSLÄDEN IN BERLIN: HÄPPIES



Wenn ich mir als Kind ein Geburtstagsessen wünschen durfte, dann war es immer nur das eine: Klöße mit Soße - weiße Hefeberge in einem Meer aus Vanillesoße mit eingekochten Pflaumen in einer kleinen Extraschüssel. Ich muss nur die Augen schließen und an diese Knödel denken und sitze wieder am Esstisch, um meinen Teller eine Geburtstagsgirlande aus dem Buchsbaum-Busch im Garten, vor meinem Teller die braune Kanne mit der Vanillesoße - dick, aber nicht zu dick, schaumig, mit klitzekleinen, schwarzen Vanillepunkten. Ich habe oft an diese Knödel gedacht, aber nie überlegt, sie selbst zu machen - die Knödel meiner Mutter sind nun einmal die Knödel meiner Mutter. Es ist eine große Liebe. Und eine sehr unerfüllte.

Bis vor ein paar Wochen bei mir im Kiez ein Germknödelladen eröffnet hat. Die Idee ist so einfach wie genial (wie ja die meisten genialen Ideen): Ein kleines Restaurant nur für Germknödel, hauptsächlich herzhaft - mit nur einer Ausnahme: meinem Lieblings-Kindheitsknödel. Ich habe mich so über diesen Laden gefreut, dass das Essen dort eigentlich nur eine Enttäuschung sein konnte. Vor zwei Wochen sind wir am Wochenende trotzdem Germknödel essen gegangen - eine vegane Variante mit Curry, Tofu, Mango-Kokossoße und Peanut-Crumble für mich (und hinterher natürlich einen mit Vanille und Pflaumen), Lachs-Frischkäse mit Kapern, Honig-Senf-Sauce und Dill-Croutons für den Mann und ein Wiener Würstchen-Germknödel für Fanny. Ergebnis: Helle Begeisterung beim Kind, riesige, fast schon gerührte Begeisterung bei mir, ziemliche Begeisterung beim Mann (was ein Wunder ist - der Mann ist Österreicher und wurde in seiner Kindheit so mit Germknödeln malträtiert wie ich mit Rahmspinat, ein leises Seufzen und ein leerer Teller sind das größte Kompliment).

Genauso toll: Besitzerin Uli Marschner, ihre ansteckend fröhliche, unglaublich herzliche Art (man fühlt sich schon beim ersten Besuch als Stammkunde, das hab ich selten), ihre Aufmerksamkeit (Bärenpflaster für eingeklemmte Kinderfinger), ihr Gespür für Einrichtung und Farben (der Laden ist schlicht, aber nicht kühl, ganz so, wie ich es mag), ihr Mut und ihre Zielstrebigkeit (bei meinem dritten Besuch erzählte sie mir, dass sie für diesen Laden ihre Karriere als Werberin aufgegeben hat und per Crowdfunding mehr als 10 000 Euro Startkapital gesammelt hat, wie toll ist es bitte, wenn jemand seine Idee auch tatsächlich Realität werden lässt?!), ihre Rhabarber-Limonade nach dem Rezept ihres Papas, das hinreißende Knödel-Logo mit dem schiefen Grinsen und der Name für den Laden und die Germknödel, der so gut beschreibt, wie man sich fühlt, wenn man hier gegessen hat: Häppies.

Häppies, Dunckerstr. 85, 10437 Berlin, Di-Fr 12-20 Uhr, Sa-So 12-18h, www.haeppies.de
Letztes Foto: Lilia Belz, alle anderen Fotos von mir.





EINE FRAGE, EINE ANTWORT: WAS KOMMT IN DEN KOFFER?



Liebe Marlene,
morgen fährst du endlich in Urlaub. Mallorca! Sonne! Meer! Was kommt mit? Und bist du auch so ein Kofferpack-Chaot wie ich? Hab´s schön!

Liebe Okka,
vollkommen egal, wohin ich verreise, am Tag vor dem Abflug passiert immer das gleiche: Ich wünschte, ich hätte noch einen Tag mehr bevor es losgeht. Noch so viel zu erledigen, schnell vier Ladungen Wäsche, 37 Mails schreiben, Nägel lackieren, Nägel noch mal lackieren, weil zu früh mit frischer Farbe ins Spülwasser gegriffen, und müsste ich nicht auch die Fenster putzen?

Als würde die Welt enden, wenn ich mal zwei Wochen abhaue.

Als Steffi, mit der ich auf Mallorca bin, mir vor ein paar Tagen schrieb: Du übrigens, kein WLAN in der Finca, habe ich erst gedacht: Wie sollen wir überleben? Und sah uns bereits mit aufgeklappten Laptops durch den Garten laufen, hysterisch auf der Suche nach einem Signal. Dann habe ich beschlossen: vermutlich ist es genau das, was wir brauchen. Sendepause. Stattdessen ein paar Bücher lesen, rumhängen, reden, schweigen, noch ein Buch lesen, kleines Nickerchen in der Hängematte, kochen, aufs Meer gucken, und irgendwann vergessen, dass man heute noch gar nicht in die Mails geguckt hat. Genau so habe ich dann für diesen Urlaub gepackt, das Wesentliche und viele (alte) Lieblingsteile:

Ein Bodenlanges Seidenkleid von Ganni - tags, abends, am Strand, in der Stadt, verlässlich gut.
"Let´s Explore Diabetes with Owls" von David Sedaris und "Die Sonne war der ganze Himmel" von Kevin Powers - das erste habe ich mir extra für diesen Urlaub aufgespart, das zweite lese ich zum zweiten Mal, weil es so verdammt schön ist.
Ohrringe von Anthropologie - für den Fall, dass man in den Beachclub geht.
Panamahut - 34 Grad!
High Heels von Mango - man braucht überall hohe Schuhe - auch wenn man die hohen Schuhe kein Mal trägt.
Tanktops, u.a. von & Other Stories und COS - kann man nicht genug mitnehmen und sie nehmen wenig Platz ein.
Badeanzug von Petit Bateau - für Bikini-freie Tage.
Sonnenbrille von Ray Ban - und dieses Mal werde ich sie nicht am Strand verlieren.
Jeansshorts von COS - gestern noch spontan eine alte Jeans abgeschnitten. Ich hatte ja sonst nichts zu tun.
Sandalen von Patrizia Pepe - die Alternative zu meinen Birkenstocks.
Bluse mit Häkelausschnitt von meiner Mama - die hat sie schon getragen, als es mich noch nicht gab, und ich werde sie weitertragen, bis sie endgültig auseinander fällt.
Clutch von James Castle - für den Fall, dass man abends in den Beachclub geht.
Sonnenschutz, u.a. von Kiehls und Biotherm, plus die Gesichtscreme von Aesop, damit sich die Haut erholen kann - 34 Grad!
Hammamtuch von Bed and Beyond - dünner als Badetücher; mehr Platz für ein zweites Paar hohe Schuhe.

Ich nehme mir auch vor jedem Urlaub vor, dass ich vernünftig packe - Schweres nach unten, Leichtes nach oben, Seidenteile ganz obenauf, Schuhe in Baumwollbeutel, mindestens ein Paar Schuhe am Ende wieder auspacken - aber als ich endlich anfing, den Koffer zu füllen, war es 23 Uhr und noch so viel zu tun. Wer weiß, womit ich auf Mallorca ankomme. So lange der Bikini dabei ist, ist es aber eigentlich auch egal. Schöne Ferien!

SLOMO-SALE



Bevor es in den Urlaub geht, habe ich meinen Kleiderschrank ausgemistet. Vielleicht sind ja ein paar Stücke für euch dabei? HIER geht´s zum Shop. Viel Spaß beim Stöbern.

UND WIE MACHST DU DAS, JULIA?



Name: Julia
Alter: 35
Mutter von: David, 16 Monate
Stadt: Berlin
Beruf: Kulturmanagerin und Geschäftsführerin von premiertone

Wie ist bei dir die Kinderbetreuung organisiert? Bist du zufrieden damit?
David teilt sich seit Januar mit einem gleichaltrigen Jungen eine Tagesmutter, die zu der anderen Familie nach Hause kommt, Montag bis Donnerstag von 8.30 Uhr bis 15 Uhr. Das klappt wunderbar, er ist da immer sehr happy und freut sich, wenn wir schon an der Tür stehen. Die Tagesmutter ist ein paar Jahre jünger als ich, und wir verstehen uns wirklich gut und schnacken auch gerne mal, was ich als sehr angenehm empfinde. Genauso ist es auch mit der anderen Mutter. Diese Betreuungssituation ist natürlich recht luxuriös mit nur einem weiteren Kind, aber ich hatte ein sehr gutes Gefühl dabei, von Anfang an. Daher haben wir uns dafür entschieden und sind sehr froh, dass wir uns das so leisten können. Bis nächstes Frühjahr wird das hoffentlich so bleiben, danach ist eine normale Kita angedacht. Nur suchen wir noch eine größere Wohnung, daher weiß ich noch nicht, wo...

Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
Als Selbstständige kann man theoretisch von überall und immer arbeiten, mit Baby funktioniert das aber leider nicht ohne Betreuung. Das habe ich mir leichtsinnig etwas einfacher vorgestellt. Als David noch kleiner war, habe ich immer mal wieder eine halbe Stunde, Stunde Arbeit dazwischen oder auf den Abend geschoben. Mittlerweile hat sich das normalisiert, was ich sehr angenehm finde, denn ich arbeite lieber mehrere Stunden konzentriert am Stück, als wenn ich immer schon weiß, dass ich nur eine Stunde habe. Mehr arbeiten könnte man ja immer, daher ist es natürlich trotz Betreuung immer wieder so, dass ich auch abends mal am Laptop sitze. In den letzten Monaten habe ich "nebenher" auch unsere Hochzeit organisiert, die Ende Juni war, daher war es etwas viel. Aber jetzt kehrt wieder normaler Alltag ein.

Wie sieht ein ganz normaler Wochentag bei dir aus?
Im Moment stehen wir zwischen 7-8 Uhr auf und machen uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Tagesmutter. Je nach Tagesplan bringt einer von uns ihn hin - je nachdem, ob ich Anrufe machen muss, Termine habe oder mein Mann mit seinem Quartett probt, er ist Musiker. Manchmal arbeite ich in einem Café dort in der Nähe oder aber auch von zu Hause. Das ist aber nicht immer gut, weil man dann gerne noch tausend andere Dinge erledigen will... (andererseits aber toll, weil wir dann auch mal in Ruhe zu zweit Mittagessen können!). Am Nachmittag ist David etwas platt, der Rest des Tages geht recht schnell vorbei mit Spielen, Spaziergängen, Spielplatz, Abendessen, Baden. Er schläft meist zwischen 7 und 8 Uhr, spätestens um halbneun ein. Danach essen wir meist in Ruhe zusammen, reden oder sitzen auf dem Sofa, mit Laptop, entweder noch arbeitend oder irgendwann auch Serien guckend. Oder einer von uns trifft Freunde oder geht ins Konzert. Bisher haben wir unsere Tagesmutter zwei Mal auch am Abend engagiert, jetzt haben wir vor, das regelmäßig zu machen, damit wir auch zu zweit ausgehen können.

Wieviel Zeit hast du für dich - jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Seit David betreut wird, ist es viel besser geworden. Alleine das Wissen, ein paar Stunden am Tag für mich zu haben und davon auch mal eine Stunde für Sport nutzen zu können, ist toll. Klar wünsche ich mir, noch mehr Zeit am Stück für mich haben zu können, mal ein paar Tage wegzufahren (was mit einer Freundin auch schon angedacht ist). Ich war Ende Mai fast drei Tage beruflich in Wien, das allererste Mal alleine, die ersten Nächte ohne mein Kind. Es war grandios, alleine im Hotelzimmer zu sein. Natürlich habe ich die beiden Jungs vermisst, trotzdem war es toll. Das mit dem Ausschlafen hat allerdings nicht funktioniert, ich war schon um halb sieben wach. Arrgh! Manchmal vermisse ich David aber schon, wenn er abends bloß schläft, sein Lachen, sein Gebrabbel. Verrückt.

Hast du dir das Muttersein so vorgestellt, wie es ist? Was hast du dir anders vorgestellt?
Ich habe mir kaum vorgestellt, wie es ist. Ich habe es mir sehr gewünscht, Mutter zu sein, aber nicht sehr viele Gedanken darüber gemacht. Es fühlt sich auf eine wunderbare Weise total natürlich und normal an. Was ich nie bedacht hatte, aber doch immer wieder auffällt: Wie viele Leute meinen, ihren Senf zur Kindererziehung beitragen zu müssen, Verwandte, Bekannte, wie viele Meinungen es zum Stillen oder Nichtstillen, zum Schlafen im eigenen Bett oder nicht gibt...

Was empfindest du als besonders anstrengend?
Die Nächte mit Unterbrechungen. Das Stillen empfand ich körperlich als wirklich anstrengend, besonders in den ersten zwei, drei Monaten. Wenn das Kind krank ist und man selber auch krank wird. Alle Eltern kennen Schlafmangel, jammern darüber, das wusste man auch schon vor dem Kind, doch wenn man es am eigenen Leib erfährt, ist es nochmal eine andere Nummer. Ich habe auch den Eindruck, zwischen dem sechsten und zwölften Monat ist es schlimmer, man wird so dauermüde, in den ersten Monaten ist man noch so hormongesteuert und alles neu und aufregend, da stört das weniger. Mittlerweile schläft David echt super und wird meist nur einmal ganz kurz wach.

Was macht dich besonders glücklich?
Dass dieser kleine Junge so gesund, so entspannt, so munter, so lustig, so neugierig, so stark und einfach wunderschön ist. Dass wir so unverschämt glücklich zusammen sind, dass alles so richtig und gut ist zu dritt (und hoffentlich irgendwann zu viert...).

Welches Verhältnis hast du zum Vater deines Kindes? Wie hat das Kind dieses Verhältnis verändert?
Wir sind ein sehr gutes Team und verstehen uns ohne viele Worte. Das war von Anfang an so. Daran hat unser Kind nichts geändert. Wir haben die Zweisamkeit immer sehr genossen und jetzt ist es fast noch schöner, dieses süße Kind zu haben - ich würde sagen, das verbindet uns noch mehr. Ich war mir irgendwie sehr sicher, dass wir gute Eltern zusammen werden, wir sind beide ziemlich ruhige, entspannte Typen, das spürt man auch bei David, er ist ein fröhliches Kind, er hat nie viel geweint. Natürlich muss man viel Verständnis füreinander haben, mein Mann ist immer mal wieder viel unterwegs, aber so konnten wir auch schon viel gemeinsam reisen. Seit David drei Monate alt war, waren wir auf einer Kreuzfahrt in der Ostsee durch sechs Länder, in der Schweiz, in verschiedenen deutschen Städten, in Ungarn und Armenien, er ist bis heute 15 Mal geflogen. Logistisch ist das natürlich ein gewaltiger Aufwand, aber es war großartig, und David hat es fast ausnahmslos sehr gut mitgemacht. Solange ich nur gestillt habe, war das sehr easy. Die Unterstützung meines Mannes in praktischen, alltäglichen Dingen ist auch ziemlich bilderbuchmäßig, ich glaube, ich habe ein Riesenglück, so einen Mann erwischt zu haben.

Hast du das Gefühl, dass die Gesellschaft, die Politik, Menschen mit Kindern ausreichend unterstützt? Was müsste deiner Meinung nach besser werden?
Tja, Stichwort: Kitas unter drei Jahren. Das ist ja in Deutschland immer noch sehr schwierig. Als ich mich auf die Suche gemacht habe (zugegeben erst nach der Geburt), wurde mir Angst und Bange, ob ich jemals irgendwo einen Platz finden würde. Es müsste einfach leichter sein, gute Betreuungsmöglichkeiten zu organisieren. Neulich trafen wir eine Mutter aus Frankreich. Die arbeitet wieder, seit ihr Baby vier Monate als ist. Dafür hat sie auch absichtlich nicht gestillt. Das finde ich wiederum recht extrem, und so ein kleines Baby abzugeben, stelle ich mir sehr schwer vor. Letztendlich muss man versuchen, für sich herauszufinden, was ein gut gangbarer (und besonders finanziell machbarer) Weg ist. Viele Informationen muss man sich an vielen verschiedenen Stellen zusammensuchen, das halte ich für einen unnötigen Zeit- und Stressfaktor. Und dass es so unterschiedlich sein kann in verschiedenen Städten - je nach Bundesland sind die Regelungen und Möglichkeiten so anders, da überlegt man sich gut, wo man hinziehen würde und wo lieber nicht.

Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, dass du vorher nicht wusstest?
Die Welt wird irgendwie zweigeteilter: in Mütter und in Nicht-Mütter. Manchmal ist das schon so ein Club-Gefühl. Das Leben ist wirklich so anders. Aber keineswegs schlechter. Nur hat man kein ganz eigenes Leben mehr. Das eigene Leben wird nicht mehr durchgedacht ohne Kind. Es ist immer automatisch in den Gedanken. Dass man so unmittelbar und bedingungslos Mutter wird, das kann man sich vorher nicht vorstellen. Da kommt ein Wesen in dein Leben, von dem man sich gar nicht vorstellen kann, wo es vorher war. Das Kind gehört so stark zu einem, wie kein anderer Mensch auf dieser Welt. Wahnsinn. Die Geburt empfand ich auch als ein unglaublich kraftvolles Erlebnis und ich bin sehr glücklich und irgendwie auch stolz, sie gemeistert zu haben.

Du hast 48 Stunden kinderfrei: was tust du?
Schlafen, natürlich. In Geschäften bummeln, shoppen, mich treiben lassen, Klamotten anprobieren. In ein Spa gehen, Beautybehandlungen und Massagen von Kopf bis Fuß genießen. Ins Kino gehen. Mit meinem Liebsten in unser altes Stammlokal Paparazzi im Prenzlauer Berg gehen und Pasta essen, Wein trinken und in alten Zeiten schwelgen.

Was würdest du einer Frau sagen, die sich fragt, ob sie Mutter werden soll?
Ich finde, das ist eine sehr persönliche und manchmal auch schwierige Entscheidung (für mich war immer klar, dass ich Kinder wollte). Auf jeden Fall muss man versuchen, sich darauf einzustellen, sich gedanklich, körperlich und seelisch mit allen Ressourcen dem Kind zu widmen und eigene Bedürfnisse hintenan zu stellen. Das ist schon sehr anstrengend. Aber ich empfinde immer noch täglich dieses Staunen und diese Grund-Freude über dieses wundervolle, kleine Wesen, das in mir gewachsen ist.

Vielen herzlichen Dank, liebe Julia. Mehr Mutterfragebögen sind hier zu finden.
Habt ein schönes Wochenende!

PS: Julia sucht eine Wohnung. Falls jemand etwas weiß: 4 Zimmer, ab 100 qm, gerne Badewanne und Balkon, in Schöneberg, Friedenau, Steglitz, Charlottenburg-Wilmersdorf, Prenzlauer Berg oder Pankow - bis Ende des Jahres... Danke!
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