Fanny schläft, ich liege im Bett und markiere mit einem weichen Bleistift meine Lieblingsstellen in einem Buch. Hab ich schon ewig nicht mehr gemacht. Und ich markiere und markiere und male große Ausrufezeichen an den Rand, was für ein hungrig und satt machendes Buch: "Die Kunst des Essens - Anleitung zum Genuss" von MFK Fisher (btb, 9,99 Euro).
"Was wir gegessen haben, weiß ich nicht mehr, bis auf den Nachtisch. Es war ein großer runder Pfirsichkuchen, noch warm von Old Marys Backrohr und von der Fahrt durch die Wüste. Er war sehr saftig und dick mit reifen Pfirsichen belegt, die am Mittag gepflückt worden waren. Vater sagte, es wären Royal Albertas. Nie zuvor hatte ich so eine schmackhafte Kruste gegessen, außer vielleicht einmal auf einem heißen Pflaumenkuchen bei Simpson´s in London. Dazu gab es Schlagsahne aus einem Glas, das wir im Fluss gekühlt hatten. Vater teilte den Kuchen in drei Teile, die er auf weiße Suppenteller gab, und löffelte dann die dicke Sahne heraus. Statt mit Gabeln, die wir bei Mutter benutzten, aßen wir mit Löffeln und schwebten im siebten Himmel. Wir aßen den ganzen Kuchen und die Sahne - ob wir auch dem Mann, der Wasser verkaufte, Sahne gaben, weiß ich nicht mehr - und dann fuhren wir schläfrig nach Los Angeles. Wir haben nie darüber gesprochen, aber für uns war es eine der besten Mahlzeiten, die wir je genossen haben. Vielleicht, weil es für mich die erste bewusste Mahlzeit war, aber ich nehme an, dass es noch andere Gründe gab, weshalb es so wichtig war. Ich glaube, dass jeder einmal so etwas erlebt. Jedenfalls hoffe ich es."
Und das hier, aus dem gleichen Buch (auf englisch, auch wenn die Übersetzung toll ist):
"People ask me: Why do you write about food, and eating and drinking? Why don´t you write about the struggle for power and security, and about love, the way others do. They ask it accusingly, as if I were somehow gross, unfaithful to the honor of my craft. The easiest answer is to say that, like most humans, I am hungry. But there is more than that. It seems to me that our three basic needs, for food and security and love are so mixed and mingled and entwined that we cannot straightly think of one without the others. So it happens that when I write of hunger, I am really writing about love and the hunger for it, and warmth and the love of it and the hunger for it."
Und das hier, aus dem gleichen Buch (auf englisch, auch wenn die Übersetzung toll ist):
"People ask me: Why do you write about food, and eating and drinking? Why don´t you write about the struggle for power and security, and about love, the way others do. They ask it accusingly, as if I were somehow gross, unfaithful to the honor of my craft. The easiest answer is to say that, like most humans, I am hungry. But there is more than that. It seems to me that our three basic needs, for food and security and love are so mixed and mingled and entwined that we cannot straightly think of one without the others. So it happens that when I write of hunger, I am really writing about love and the hunger for it, and warmth and the love of it and the hunger for it."
Hier ist eine längere Geschichte über die amerikanische Autorin MFK Fisher (1908-1991) im Tagesspiegel von Susanne Kippenberger, hier Artikel aus der New York Times und hier eine Geschichte aus Gourmet-Magazine.
Fotos: John Engstead für Look Magazine aus "Poet of the Appetites", MFK Fisher in 1942. Und Paul Fusco für Magnum Photos.