RAUSSTEIGERN


Der Januar, ach, der Januar. Der Wind kam bislang nicht gerade von hinten. Ein fieser Schnupfen, anschließend eine Magen-Darm-Grippe, dazu ein dicker Knoten im Kopf, in dem nach Weihnachten doch noch so friedliche Ordnung geherrscht hatte, viel zu viele viel zu große Gedanken, und plötzlich ist sie wieder da: die Unruhe, die nicht so richtig weiß, wohin mit sich. Weil ich mich da jetzt nicht reinsteigern will, versuche ich mal, mich rauszusteigern.

Mit diesem Film: "Der große Trip – Wild". Ich mag Cheryl Strayed sehr. Deswegen war ich mir auch nicht ganz sicher, ob ihr Buch "Der große Trip" einen guten Film abgeben würde. Es funktioniert ja nicht immer, dass aus einem Buch, das einem viel bedeutet, ein Film wird, dem das gleiche gelingt. Aber dieser Film schafft das. Vielleicht weil er leise davon erzählt, wie Cheryl Strayed den Pacific Crest Trail entlang wandert, wochenlang, ohne jede Vorbereitung, wie sie sich ihren Schmerz aus dem Körper läuft, ihre Trauer über den Tod der geliebten Mutter und ihre Wut über sich selbst, ihre Heroinsucht und ihre Seitensprünge. Nach dem Film ging es mir wie nach dem Lesen ihrer "Dear Sugar"-Kolumnen, die ich so verehre. Irgendwie gerührt, irgendwie durchgeschüttelt, irgendwie gierig auf Leben.

Mit Post im Briefkasten: Ist das schön, wenn ein Paket kommt, mit dem man gar nicht gerechnet hat. Und dann sind selbstgemachte Marshmellows drin. Und die Freude darüber hält noch Tage an. Noch eine Entdeckung, die mir eine Freundin geschenkt hat: das "Oak - The Nordic Journal", wunderschön. (Danke!)

Mit gelben Tulpen.

Mit Julies Zettel zum neuen Jahr. Gedanken und Vorsätze, die auch meine sind: "Dankbar bleiben. Weniger Angsthase sein und mich über aufgeregtes Herzklopfen freuen. Richtig gute Filme schauen."

Mit einem großen Blech Ofengemüse mit Ahornsirup und Sour Creme.

Mit einem Wurm-Rennen (und sie schummelt für mich, damit ich auch mal gewinne).

Mit Ausmalbildern.

Mit diesem herzwärmenden Kurzfilm: "Kismet Dinner".

Mit Komplimenten – was für ein hinreißend schönes Blog-Projekt: "A Compliment A Day" (danke für den Tipp, Mira!).



Und mit diesem Buch: Gestern Abend habe ich "Narbenherz" begonnen, obwohl ich mit "Gone Girl" noch lange nicht fertig bin. Erzählt wird die Geschichte von Jessica Wagener, die mit Mitte 30 erfährt, dass sie Krebs hat. Während der Chemo beschließt sie, keine Zeit mehr zu vergeuden, und nach der Behandlung endlich das zu tun, was sie schon immer tun wollte: um die Welt zu reisen. Nach New York, New Orleans, Rio, Buenos Aires, Kapstadt. Ich habe erst 50 Seiten gelesen, aber ich bin unendlich beeindruckt von dieser Frau, von ihrer Kraft, ihrer Wärme, ihrem Witz, ihrer Bockigkeit und Herzlichkeit.

Und ihr so?

PS: Mein Tictail-Shop hat jetzt mal wieder geöffnet und ich verkaufe ein paar Stücke aus meinem Kleiderschrank. Hier entlang.

16 Kommentare:

  1. DANKE, liebe Okka, für die schönen Gedanken.
    Es geht mir so ähnlich. Ach, dieser Januar... Möge er bald vorbei sein!
    Noch ein Buchtipp für warme Herzen: Glückskind von Steven Uhly.

    Alles Liebe,
    Anni // kardamomzimt.de

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  2. die kritiken haben mich schon verlockt, jetzt bin ich mir sicher, dass ich ihn ansehen wollen werde, den film. das wurmrennen steht auch schon auf dem gedanklichen notizzettel. und vom krebs gibts hier viel zu viel rund um mich herum in meinem ganz echten leben, den möchte ich entschiedenermaßen nicht auch noch via fiktion in meinen kopf hereinbitten. im übrigen finde ich raussteigern ein wunderbares wort mit allerbester semantik.

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  3. Liebe Okka,

    ich freue mich jedesmal so sehr, etwas von Dir zu lesen. Ich mag Deine Ausdrucksweise sehr und nehme alle Deine Tipps so gern an.
    Ich habe "Der große Tripp" kurz vor Weihnachten gelesen und es geliebt. Merkwürdigerweise habe ich überhaupt nicht mitbekommen, dass das Buch verfilmt wurde. Jetzt läuft der Film seit einer Woche hier bei uns in Lübeck im Kino. Ich würde so gern hingehen, aber ich bin höllisch erkältet. Ich bin alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Über das Wochenende lagen wir alle flach und konnten gar nichts machen. Bis gestern waren alle drei Kinder zuhause. Heute sind sie wieder in der Schule und ich habe ein bisschen Zeit für mich. Fühle mich aber noch krank und schlapp.

    Ich wünschte, Du würdest mehr schreiben. Deine Art zu schreiben löst etwas in mir aus und berührt mich sehr.

    "Narbenherz" werde ich auch lesen. Da ich selbst vor fünf Jahren Brustkrebs hatte, habe ich bei solchen Büchern oft Berührungsängste. Aber da ich auch eine von Fernweh gepackte Person bin, bin ich eigentlich gierig auf solche Geschichten. Weltreise mit drei Kindern ist leider bei mir finanziell nicht drin. Überhaupt kein Urlaub. Aber ich will jetzt nicht jammern ;-).

    Ganz liebe Grüße
    Susa

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    1. Liebe Susa, werd ganz schnell wieder gesund! Ich schick Dir liebe Grüße und eine Extraportion Kraft!

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  4. Zum ersten Mal sind beide Kinder gleichzeitig krank. Mein Mädchen so sehr, dass ich uns schon im Krankenhaus gesehen habe. Am Wochenende deshalb neue Kinderärzte im Notdienst kennengelernt und festgestellt, unser Onkel Dr. ist doch der Beste. Und jetzt hat es mich erwischt. Ich bin noch in der Findungsphase, wie ich die grauen Gedanken vertreiben kann. Jedenfalls sind zwei kranke Kinder anstrengender als vier Wochen Weihnachtsgeschäft in der Buchhandlung. Aber es geht bergauf, die Sonne scheint endlich mal wieder und der Mann hält sich tapfer. Und Raussteigern ist ein guter Anfang...Deshalb gibts heute einen Riesenberg Kartoffelbrei mit ganz viel Butter - mein Wohlfühlessen, wenn es gerade nicht so läuft. So eine warme, weiche Pampe im Bauch tut gut!
    Und einfach mal keine Gedanken machen und mehr Gelassenheit, sofort!
    Und mindestens einmal am Tag lachen, trotz Kranksein, Pegida und anderen unschönen Dingen, die gerade so passieren.
    In diesem Sinne,
    hab einen schönen Tag,
    Angela



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    1. Ach je, ich wünsch euch allen gute Besserung! Kartoffelbrei mit ganz viel Butter ist eine fabelhafte Idee. Ganz liebe Grüße!

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  5. Und wenn ich wieder fit bin, miste ich endlich meine Messie-Ecke aus (O-Ton vom Mann).
    Angela

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  6. Hallo Okka, alleine schon Deine Überschrift "Raussteigern" liebe ich. V.a. aber Deine Ehrlichkeit, wenns mal nicht so toll läuft und Deine Tipps, was Du machst um wieder Kraft zu tanken. Ich mochte das Buch "Der große Trip" auch so gerne und bin eigentlich skeptisch wenn´s um Verfilmungen geht, aber wenn Du so schwärmst... Mich hat am Sonntag eine Sheperds Pie "gerettet". Deine Sachen im Shop sind übrigens chic, aber leider nicht meine Größe.
    Liebe Grüße, Elisabeth

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  7. Hallo Okka,
    ich habe mich heute für Bananenbrot entschieden und es hat mich sehr getröstet und beruhigt :-)
    Liebe Grüße
    Levke

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  8. Liebe Okka,

    ich verfolge so einige Blogs und mag viel davon sehr gern, aber Deinen liebe ich gerade zu!
    Ich finde, dass man bei Dir die Liebe dahinter spürt.
    Auch wenn man keine tägliche Dosis Slomo bekommt, lohnt sich das Warten immer, denn Deine Beiträge, Ideen und Anregung sind immer mit Bedacht und viel Liebe gewählt!
    Ich wünsche Dir, dass Du zu jeder Zeit glücklich bist - vielleicht nicht jeden Tag das elefantengroße Glück ( obwohl ich Dir das natürlich von Herzen wünsche würde ), aber in jedem Fall Zufriedenheit und viele kleine und große Glücksmomente, denn die schenkst Du mir ( und auch allen anderen ) auch stets mit Deinen Posts.

    Liebst, Arzu

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  9. Liebe Okka, Knoten im Kopf, das trifft es bei mir auch gerade so genau. Eigentlich ist der Februar mein absoluter Depri-Monat, aber diesmal hat es mich schon im Januar voll erwischt. Unser Kleiner wechselt demnächst in einen Sprachheilkindergarten und ich bin seit Tagen ein heulendes Elend. Obwohl ich genau weiß, dass ihm das weiterhilft, kann ich den gut gemeinten Ratschlägen gerade so gar nichts abgewinnen. Mein Mutterherz will davon einfach nichts wissen. ;-)
    Das Buch hört sich sehr spannend an und den Film möchte ich auch gerne sehen. Und das Blog-Projekt ist so was von toll.... Danke für Deine Raussteigerungsideen... Liebe Grüße, Viola

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  10. Liebe okka, auf den film freue ich mich auch schon, das buch habe ich gern gelesen.
    Denk jetzt bitte mal ganz doll daran, wie toll du cheryl strayeds texte findest. Mal ganz doll. Und weisst du was? So sehr liebe ich deine. LG, maike

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  11. ... Raussteigern. Das nehm' ich mir zu Herzen. Wie auch deine Filmtips (auf die Buchtips komme ich später zurück. Der Stapel hier wird einfach nicht kleiner.) Auf die Ruhe – nicht nur, aber auch oder vor allem – im Kopf! LG I

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  12. Liebe Okka, raussteigern - das hast du schön gesagt. Ich wollte mich auch noch bedanken. Für deine Fragen. Sie haben mir einen im positiven Sinne nachdenklichen Jahresanfang beschert. Also Danke! Bald koche ich im Blog mal mein Alleswiedergut-Essen. Tut immer gut. Dein Ofenblech bestimmt auch :)

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  13. Bei meinem Riesenstapel Mags zum lesen ist auch die Oak dabei. Ich bin verzückt, obwohl ich ein großer Kinfolk-Fan bin und da nichts drüber geht.

    Irgendwie ist der Januar auch bei mir immer ein solala-Monat gewesen. Nach dem Weihnachtstrubel und der hohen Erwartungshaltung der guten Vorsätze wegen kann so was ja nur schief gehen. Also hab ich ganz bewusst in diesem Jahr mal alles anders gemacht - und es hat funktioniert, irgendwie ohne dass ich groß rumbaldovern musste. Keine angestrengte Silvesterparty hieß auch kein Kater am Neujahrstag. Da fing der Januar schon mal schön an mit Spaziergängen und Bücher lesen und Tee. Dann die Reise nach Berlin mit ganz vielen Freundetreffen, Kultur, Andersshoppen, Bedienenlassen, WindumdieOhrengepuste. Meine beiden Jobs kriege ich bisher auch besser koordiniert - einfach, weil ich mich an meine eigenen Regeln halte und ein klares Nein im Dezember seine wunderbaren Früchte trägt. Wenn in der nächsten Woche noch das Kind hier weilt und wir unsere Mädchenzeit haben, dann kriegt der Januar eine bunte Schleife umgebunden.

    Ich staune selbst ein bisschen, aber das Zauberwort der Neuzeit* scheint Gelassenheit zu sein, diese tiefe Gewissheit, das wird schon, auch ohne zermürben und hetzen - vielleicht gerade deshalb.

    Einen unperfekten Restjanuar und einen ruhigen Februar - erstmal - dann sehen wir weiter - das wünsche ich dir!

    Herzlichst! N.

    * So unbedeutend scheint der 50. Geburtstag im letzten Jahr nicht gewesen zu sein. Mir ging es nach dem 40. schon gut, aber da war viel Aktion angesagt. Jetzt ist eher Früchte der Mühen der letzten zehn Jahre ernten ... und verarbeiten. Schließlich bin ich noch lange nicht in Rente. ;D

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