Gastbeitrag: Mein Hamburg von Marcus Luft
Es war der 14. Februar 2005, exakt um Mitternacht. Es regnete. Vor sieben Stunden hatte ich meinem holländischen Freund in Amsterdam gesagt, dass sein Leben nicht mehr mit meinem zusammen passe, ich habe meine Reisetasche gepackt, den Hund geschnappt und mich ins Auto gesetzt. Einfach so. Zurück nach Hamburg. Endlich. Zu jemandem, der mich erwartet. In eine Stadt, die mich erwartet.
Es war also Mitternacht, als ich über die Lombardsbrücke fuhr und Radio Hamburg hörte. Ein schlechter Rundfunksender. Aber wie das so ist: Man braucht das ganz Alltägliche, wenn man zur Ruhe kommen will. Gewohntes wie das: Immer um null Uhr spielt dieser unsägliche Sender "I love to live here in Hamburg". Angekommen. Geregnet hat es noch immer. Diesen Regen, den es nur hier gibt. Man sieht ihn nicht, man merkt ihn nicht. Nass wird man trotzdem.
Seitdem bin ich in Hamburg geblieben. Natürlich denke ich jedes Mal, wenn ich in Berlin bin: "Ach, was wäre es schön, in Berlin zu wohnen." Aber spätestens, wenn man über den Horner Kreisel in die Stadt hinein fährt und irgendwann die Alster sieht, ist klar: Hamburg, meine Perle. (Auch so ein Radio Hamburg-Song, den ich mag). Das hat gar nicht mal so viel mit Menschen zu tun, die ich hier kenne. In Berlin oder anderswo habe ich mehr Freunde. Aber einige wenige reichen. Vor allem aber sind es bestimmte Orte, die es nur hier gibt. Weil sie für Hamburg stehen. Oder weil ich mit ihnen etwas Besonderes verbinde. Orte eben wie diese:
Cafe Amphore
Ja, es gab eine Zeit, da stand der Chefredakteur vor der Mini-Wand und sagte: "Wir haben nächsten Monat 600 Seiten, die Post weigert sich, die Abo-Auflage als Zeitschrift zu versenden, weil die Ausgabe so schwer ist. Ach, machen wir doch noch ein 20seitiges Pizza-Special." Vielleicht war es die beste Zeit, um in Print zu machen. Seltsamerweise hatten wir trotzdem jede Menge Spaß - und freie Zeit. Mit Nadines rotem Alfa fuhren wir nachmittags in die Amphore, einem Café oberhalb der Hafenstraße, dabei hörten wir Donna Summers "Last Dance". In der Amphore tranken wir Bionade (die kam damals gerade auf), überlegten uns Themen für das 20seitige Pizza-Special, schauten auf die Elbe und hatten es einfach schön. Bis heute ist die Amphore ein wunderbarer Ort, um in angenehmer Stimmung abzuhängen.
Cafe Amphore, Hafenstraße 140, 20359 Hamburg.
Golem
Natürlich geht einem Hamburg irgendwann immer auch mal auf den Geist. Dann will man ausgehen. Ich gehe nicht oft aus. Aber wenn ich ausgehe, soll es eine Nacht werden, an die man sich erinnert. Solche Nächte kann man im Golem erleben. Bisschen ratzig, nicht zu junges Partyvolk (dafür ist ihnen der Weg bis zum Hafen vielleicht zu weit), lustige Musik, Kir Royal aus Sektschalen. Gespräche darüber, wie man mit goldenen Rolex-Uhren an tätowierten Armen umgehen soll ("Es ist wie beim Ficken. Nicht nachdenken. Einfach machen.") und ein Barkeeper mit der geilsten Fresse, die ich je gesehen habe.
Golem, Große Elbstraße 14, 22767 Hamburg.
Hasenschaukel
Ich mag keine schwulen Bars. Ich habe quasi Hausverbot im Cafe Gnosa. Die Lange Reihe ist für mich Tabu. Aber die Party "Cafe Bukarest" im Strickliesel-Ambiente der Hasenschaukel hat was. Und warum Lesben Schwule immer wie kleine Jungs behandeln ("Geh doch vor zum Tresen, Kleiner. Sonst kriegste nie ne Limo") - ja, das werde ich wohl nie verstehen.
Hasenschaukel, Silbersackstr. 17, 20359 Hamburg.
Rialto
Das Rialto gibt es schon so lange, wie ich in Hamburg wohne. Also seit - inklusive Amsterdam - mehr als 20 Jahren. Erst hingen dort rote Samtvorhänge. Dann standen helle Ikea-Stehlampen in den Ecken des Lofts. Nun gibt´s ein leichtes-modernes Ambiente und die größten Schnitzel der Stadt. Hingehen!
Rialto, Michaelisbrücke 3, 20459 Hamburg.
LUV
Man wird alt, wenn man Dinge sagt wie: "Also früher war es hier schöner!" Wenn diese Floskel stimmt, bin ich alt. Denn die Schanze war früher wirklich besser. Jeden Morgen saß ich mit Nadine im Transmontana draußen auf Bänken, die auf Sandboden standen. Heute ist der Weg gepflastert und heißt Piazza und wird von Marco-Polo-Reiseführer-Touristen bevölkert, die sich aufregen, wenn man zweite Reihe parkt. Ein Kleinod in der Schanze ist der Möbelladen LUV. In einer alten Garage, neben dem Apple-Store, auf dem Weg zu Wohnkultur 66. LUV hat ausgefallene Lampen, Sofas, Tische. Nicht sehr viel. Aber gute Stücke. Und einen Besitzer, der einen berät, wie man selten noch beraten wird. Ich mag den Laden. Und morgen gehe ich wieder hin und erzähle ihm, dass ich immer noch überlege, mir den Schreibtisch mit der Lederplatte zu kaufen. Er wird mich wieder beraten. Mir wieder Tipps geben und sagen: "Überlege es dir. Irgendwann spürst du schon, ob er zu dir gehört!".
LUV Hamburg, Ludwigstr. 11, 20357 Hamburg.
Maultaschenstand auf dem Öko-Markt Schulterblatt
Noch nicht selbst probiert. Aber da ein Freund bei jedem Treffen von den Maultaschenfrauen auf dem Ökomarkt auf der "Piazza" spricht, empfehle ich sie nun mal blind. Denn kochen kann er, der José. Vielleicht sollte er sie endlich mal für mich zubereiten.
Öko-Wochenmarkt an der Schulterblatt Piazza, Donnerstag 13.30 - 18.30 Uhr.
Lütt´n Grill
Halbes Hähnchen mit Pommes. Ein Imbiss. Klingt erstmal nicht ansprechend. In dem Fall ist das anders. Denn die Hähnchen sind Bio. Die Marinade ist umwerfend und selbst gemacht. Und die Regeln, die an der Wand hängen, sind ein Versprechen, dass hier kein Scheiß auf den Pappteller kommt. Und: Der Grill ist bei mir ums Eck!
Lütt´n Grill, Max-Brauer-Allee 277, 22769 Hamburg.
Wasserspiele in Planten un Blomen
Mein absolutes Highlight. Wenn auch das kitschigste. Spießigste. Hamburgischste. Planten un Blomen ist mitten in der Stadt und eine völlig unterschätzte Grünanlage. Angelegt für die Bundesgartenschau anno dazumal, ist sie bis heute ein kleines Paradies (inklusive Klassik-Beschallung im Rosengarten). Das Hightlight aber ist: sommerliche Wasserspiele mit Fontänen-Orgel und bunter Scheinwerfer-Illumination. Im Hintergrund geht die Sonne hinterm Fernsehturm unter. Man sitzt zwischen alten Paaren, türkischen Vorstadtkids und einigen Touristen. Und man schaut sich das alles an und weiß, warum es richtig ist, dass Radio Hamburg jeden Tag mit "I love to live here in Hamburg" begrüßt.
Planten un Blomen, hier sind die Wasserlichtkonzerte im Juli.
Marcus Luft ist Fashion Director von GALA und bloggt auf "Too Posh to Push".
Fotos: Elblicht
Eine Strickjacke, fünf Cupcakes, ein großer Film
Die Strickjacke eigentlich nur angezogen, weil ich solche Lust auf sie hatte, viel zu warm draußen für Wolle. Sie schon nach den ersten Schritten wieder ausgezogen, ist das schwül, und sie über den Kinderwagen gehängt. Rumgelaufen mit Fanny, ein paar Straßen rauf und runter, die ich nicht kannte, obwohl sie gar nicht weit weg sind, merkwürdig, dass man immer die gleichen Kreise zieht. Ein bisschen abgelenkt gewesen die ganze Zeit, an der Kita vorbeigekommen, in der wir am Dienstag ein tolles Gespräch hatten, so eine Kita, in die man reinkommt und denkt: hier kann ich mein Kind lassen. Fanny hat noch nie einen Fremden umarmt, und plötzlich krabbelt sie zur Erzieherin, guckt sie an, zieht sich an ihr hoch und legt ihren Kopf auf ihre Schulter. Auf dem Rückweg eine SZ und die Instyle gekauft, das Kind ist eingeschlafen, und ich werde bei diesem Cupcake-Laden anhalten, den ich gestern entdeckt habe, und eine halbe Stunde lesen und Mokka-Cupcakes futtern, dann sehe ich beim Bezahlen: die Jacke ist weg. Die Strickjacke, in der ich die letzten fünf Jahre gewohnt habe. Die Jacke, die ich sogar bei Fannys Geburt anhatte. Wegwegweg. Alle Straßen noch einmal abgegangen, den ganzen Weg wieder zurück. Keine Jacke, nirgendwo. So traurig gewesen, dass ich sofort zwei Cupcakes gefressen habe, und dann nochmal zwei, und dann noch einen, mich trotzdem kein bisschen besser gefühlt.
Und dann. Mit dem Fahrrad zum Kino gefahren, das erste Mal Fahrradfahren seit anderthalb Jahren. Wenn ich noch einmal schwanger wäre, würde ich mir das Fahrradfahren nicht verbieten, habe ich auch eigentlich nur, weil irgendwann im Fernsehen mal dieser Film mit Heike Makatsch lief, in der sie schwanger mit dem Fahrrad stürzt und ihr Baby verliert. Danach konnte ich nicht mehr Fahrrad fahren. Vorm Kino noch ein Papphaus für Fanny gekauft, kaum sind wir zu zweit, vermissen wir sie auch schon wieder. Jetzt aber Kino. Beginners.
Ich könnte jetzt noch heulen, über diesen Film, diesen Regisseur, der seine eigene Geschichte erzählt. Nicht einmal, weil er so traurig war, eher aus Rührung. Gerührt darüber, dass ein anderer Mensch tatsächlich genau das Gleiche denkt und fühlt wie man selbst. Diese seltsame Melancholie, die manchmal einfach da ist, sich über einen legt wie ein schwerer Wintermantel, selbst wenn man glücklich ist. Diese seltsame Skepsis dem Glück gegenüber, als hätte man es nicht verdient. Der Film. Bindungsunfähiger Grafiker findet nach dem Tod seiner Mutter heraus, dass sein Vater eigentlich schwul ist. Oder: Schon immer schwul war, über 40 Ehejahre lang. Der Vater verliebt sich und findet sein Glück, lebt endlich so, wie er immer wollte, jetzt, wo es zu spät ist, der Krebs zerfrisst seinen Körper. Nach dem Tod des Vaters verliebt sich auch der bindungsunfähige Grafiker. In eine bindungsunfähige Schauspielerin, aber es ist noch zu früh, die Traurigkeit schnürt ihm das Herz zu. Und doch: ein Film über das Glück, das Albernsein, das Loslassen, das Ankommen. Ein lustiger, süßer, irrsinnig warmer, trauriger Film. Drei Eisberge, die einander auftauen und endlich zu lieben (und leben) beginnen. Ein Film über die Liebe zwischen Mutter und Vater, Eltern und Kindern, Mann und Mann, Mann und Frau, Mensch und Hund. Und seine Hand in meiner und als wir rauskommen riecht es nach Regen.
Ein Abend im Noma
Wenn ich mir ein Abendessen in einem Restaurant irgendwo auf der Welt aussuchen dürfte, dann würde ich gerne im "Noma" essen. Nicht die alleroriginellste Idee, ich weiß. Dieses Jahr wurde das Restaurant in Kopenhagen wieder zum besten Restaurant der Welt gewählt und Chefkoch René Redzepi, gerade mal 33, zum besten Koch. Wie muss etwas schmecken, das so aussieht?
René Redzepi arbeitet ausschließlich mit Produkten aus der Region - Fisch, Fleisch, Gemüse, aber auch mit wilden Kräutern. Ein Typ, der gerne rausgeht, und seine Hände in die Erde gräbt, um zu gucken, welches Aroma Moos besitzt. Oder wilder Meerrettich. Und dann Gerichte kocht wie marinierter Steinpilz auf ausgebackener Mooswolke. Oder Wacholderzweige mit Mayonnaise. Oder Elchzunge mit Äpfeln. "Es gibt allein 159 Sorten Meerrettich in Dänemark", hat er dem "Spiegel" erzählt, "manche schmecken scharf wie Wasabi, andere mild wie Milch". Passt es zum Gericht, wird im Noma mit den Fingern gegessen. Weil man das Gericht so besser schmeckt. Weil man das Produkt so auch mal anfasst. "Da ist überhaupt kein Bullshit dabei", hat Redzepi seine Küche in "Effilee" beschrieben. "Der Geschmack ist völlig geradeheraus. Da gibt es nichts, wohinter wir uns verstecken könnten, es ist einfach da. Das ist es, was wir mit all unseren Gerichten erreichen wollen."
Was würde ich an diesem Abend anziehen? Nicht, dass das bei diesem Essen eine Rolle spielen würde, aber die Frage macht mir Spaß: Wenn man das Noma anziehen könnte - wie würde das aussehen? Schlicht, schnörkellos, kein Bullshit, nichts Grelles, Formen, die auf den Punkt kommen, aber nicht angeben wollen. Und natürlich nur nordische Produkte. Vielleicht so:
Fotos: "Noma. Time and Place in Nordic Cuisine", erschienen im Phaidon-Verlag und Ditte Isager, Fotografin dieses wunderbaren Buches.
Der Stapel
Ich liebe schöne Bücher. Ich liebe schöne Bücher so sehr, das kaum eine Woche ohne ein neues schönes Buch vergeht. Weil ich für Romane gerade wenig Zeit habe, sind es meistens Kochbücher, manchmal auch Wohn- oder Modebücher, immer machen sie mich ganz glücklich und aufgekratzt. Ich muss dann sofort eine Pavlova backen. Oder einen Schokoladen-Kuchen. Ich muss dann ganz dringend Marmelade einkochen oder Chutney. Oder die ganze Wohnung umdekorieren. Seid Ihr auch so irre, wenn es um schöne Bücher geht? Wachsen neben Eurem Sofa oder in Eurer Küche auch riesige Stapel? Hier sind ein paar Lieblingsbücher, alt und neu und gern gelesen:
"Geschenkideen aus der Küche" von Nicole Stich.
Nicole Stich kennt man von ihrem berühmten Food-Blog "Delicious Days". Ihr Buch ist genauso toll: Selbst gemachtes Müslibrot oder Pesto, superleckere Orangenbutter oder BBQ-Sauce, Trüffel oder Chutneys samt Verpackungsideen und Links. Zum Verschenken und Behalten.
Wahrscheinlich kennt ihr dieses Buch schon alle und seufzt jetzt auch: Ach, Domino. Das Buch zum allerbesten Wohnmagazin, das je gemacht (und dann grausamerweise eingestellt) wurde. Ich trauere bis heute um dieses Heft. Und liebe das Buch nur umso mehr: die Fotos, die Aufteilung nach Zimmern, die Tipps, die Ideen, die gute Laune, die man beim Lesen sofort bekommt.
"How to be a Domestic Goddess - Baking and the Art of Comfort Cooking" von Nigella Lawson.
Snickers und Erdnussbutter-Cupcakes. Passionsfrucht-Mascarpone-Baiser-Trifle. New York Cheesecake. Schokoladen-Mousse-Kuchen. Mini-Pavlovas. Zimtschnecken. Muss ich noch mehr sagen? Vielleicht noch dies: Nicht alle Rezepte haben ein Bild, aber das ist bei den ausführlichen Beschreibungen auch gar nicht nötig. Meine Back-Bibel. Halleluja.
"Babyfutter" von Jenny Carenco.
Ich habe mir einen ganzen Haufen Bücher über Beikost-Einführung besorgt, wie das ja immer so schön heißt. Und alle haben sich so furchtbar gelesen wie sie hießen: Bücher mit runtergezogenen Mundwinkeln, irgendwie entmutigend und vor allem komplett unsinnlich. Ich hab schon ganz schlechte Laune bekommen, bis ich im Buchladen dieses Kochbuch gefunden habe: 120 wunderschön fotografierte, alltagstaugliche, ins Essen verknallte Rezepte für Babys und Kleinkinder vom allerersten Möhrenpüree bis zum ersten Geburtstagskuchen.
"365 Rezepte aus der französischen Landküche" von Stéphane Reynaud.
Das französische Jahr beginnt mit einer Entgiftungssuppe am 1. Januar und endet mit einer Flasche Champagner am 31. Dezember ("Man isst nicht, man trinkt"). Dazwischen gibt es, ganz auf die Jahreszeit abgestimmt, Schinkenquiche, Brathähnchen mit Ziegenkäse, Croque Monsieur, Apfeltarte oder Crème Caramel. Ein 560 Seiten-Gigant nach dessen Lektüre man augenblicklich in die französische Provinz ziehen möchte (wo sind eigentlich meine Boule-Kugeln???).
"The Hummingbird Bakery Cookbook" von Tarek Malouf.
Wenn ich mir für mich ein anderes Leben ausdenke, dann bin ich keine Journalistin, sondern Bäckerin. Dies ist das Kochbuch zu meinem anderen Leben: Cupcakes, Brownies, Kuchen, Pies, Muffins und Kekse, wie man sie in einem New Yorker Cafe bekommen würde. (Und was für Cupcakes, die schokoladigsten Schokoladen-Cupcakes, die ich je gebacken habe). Sehr süß, sehr glücklichmachend, sehr mädchentraum.
"I Love Your Style - How to Define and Refine Your Personal Style" von Amanda Brooks.
Mein Lieblings-Mode-Buch. Die ersten Kapitel sind nach Stil-Richtungen geordnet (Classic, Bohemian, Minimal, High Fashion, Street, Eclectic samt den dazu passenden Büchern und Filmen), die zweite Hälfte des Buches beschäftigt sich mit Shopping - auf eine so smarte, amüsante Weise, wie sie mir noch in keinem anderen Modebuch begegnet ist. So viel Text muss man mögen - ich mag es sehr. Genau wie die fantastisch ausgewählten Fotos. Ihren Blog "I Love Your Style" hat Brooks mittlerweile aufgegeben, um Fashion Director bei Barney´s New York zu werden - wo sie, natürlich, auch bloggt.
"Mexikanisch Kochen ganz einfach" von Thomasina Miers.
Dieses Kochbuch hat mich süchtig nach mexikanischem Essen gemacht. Seit Frau Miers in unser Leben getreten ist, machen wir regelmäßig mexikanische Schlotzfeste. Dann kochen wir Tacos mit Kürbis und Chorizo. Und Sauce aus Rösttomaten. Und Erdbuss-Mole. Und scharfes Hühnchen. Und dazu eine riesige Schüssel Guacamole und Mango-Salsa und ein eiskaltes Bier. Und die Welt da draußen kann uns mal.
"Backen mit Leila" von Leila Lindholm.
Ein Backbuch wie ein warmer Apfelkuchen mit Schlagsahne - süß, nicht gerade kalorienverachtend, sehrsehr tröstlich. Selten so eine schöne Food-Fotografie gesehen wie in diesem Buch. Aber auch die Rezepte, die ich ausprobiert habe, haben gut funktioniert: Safranbiscotti, Karotten-Ingwer-Walnuss-Cupcakes, Focaccia mit roten Zwiebeln oder Rosmarin, Blaubeerschnecken. Ein bisschen wie "Wir Kinder aus Bullerbü" für Erwachsene.
"Apartment Therapy - Real Homes, Real People"
Ein Buch, das ich eigentlich verschenken wollte - und dann so mochte, dass ich es gleich noch einmal gekauft habe. "Real homes, real people" beschreibt es schon sehr gut: Echte Menschen und ihre Wohnungen. Man sieht den Bildern an, dass hier keine Stylisten an der Arbeit waren und nochmal eben rasch eine Schale mit polierten Zitronen auf der Küchenzeile arrangiert haben. Manche Wohnungen finde ich furchtbar, in andere will ich sofort einziehen. Spannend. Wie die Website.
"My Father´s Daughter" von Gwyneth Paltrow.
Ach, die Frau Paltrow, ich mag sie ja. Ich mag sie in "Glee". Ich mag ihren Newsletter "Goop" (wenn sie nicht gerade einen Kabbalah-Lehrer über Homosexualität in der Bibel befragt). Und ich mag ihr Kochbuch, weil die Rezepte unkompliziert und alltagstauglich sind und man nicht erst riesig einkaufen gehen muss. Ihre getrockneten Tomaten mache ich eigentlich jede Woche, von Panzanella kann ich im Sommer nie genug bekommen, ihr Hühnchen Milanese mit Tomaten-Avocado-Salat ist gerade mein Lieblingsessen. Richtig gute Köche werden über dieses Buch vermutlich ein bisschen lächeln, muss man Leuten denn wirklich erklären, wie ein Salat-Dressing geht? Mir schon. (Und es schmeckt übrigens köstlich). Die deutsche Ausgabe erscheint Anfang September.
"Decorate" von Holly Becker.
Ich liebe Holly Beckers Weblog "Decor 8". Und ich liebeliebeliebe dieses Buch. So viele tolle Fotos, so viele Ideen (sehr übersichtlich nach Räumen unterteilt). Man kann problemlos jede Seite aus diesem Buch ausreißen und sich an die Wand hängen. Man kann Wochenenden mit diesem Buch verbringen und Nächte. Im September erscheint das Buch auch auf deutsch (nicht ablenken lassen von dem etwas arg spießigen Titel "Lust auf Wohnen: Das große Ideenbuch", das Buch ist wirklich ein Knaller).
"The Selby is in Your Place" von Todd Selby.
Das Buch zur Website gefällt mir überraschenderweise besser als das Original: Tolle Fotos sehen auf einer Doppelseite einfach schöner aus als im Internet. Und die Bilder der Künstler- und Promi-Wohnungen, die The Selby fotografiert hat, sind schon sehr, sehr gut: Der Esstisch von Erin Wasson. Die Tischtennis-Platte von Jonathan Adler und Simon Doonan. Einfach alles von Lou Doillon. Das Wohnzimmer von Helena Christensen.
Welche Bücher liegen auf Eurem Stapel?
PS: Hier ist übrigens der Stapel von der tollen Jeanny bei "Ohhh...Mhhh..." - hurra, ich bin nicht allein mit meiner Kochbuchsucht.
Ein neues Büro
Mein Wohnzimmer ist zwar immer noch nicht fertig, über das nächste Zimmer denke ich aber trotzdem schon nach: Mein Büro. Nach drei Jahren am immergleichen Schreibtisch brauche ich ein bisschen Abwechslung (und vor allem: Farbe). Hier ein paar Bilder, die mir gefallen:
Das neue Office der "Lonny"-Redaktion (1), der Schreibtisch von Morgane Sezalory von "Les Composantes" (2), ein altes Foto aus meinem Archiv (3 - falls jemand die Quelle weiß) und ein Bild von Design Sponge (4).
Mein Büro stelle ich mir dann ungefähr so vor:
Post aus Hamburg (und der allerbeste Tipp)
Letzte Woche eine Email aus Hamburg bekommen, mich so gefreut. Connie, Stylistin und Mutter von Zwillingen, hat mir ihre Lieblingsläden geschickt, einfach so. Ein paar kannte ich schon, die meisten nicht. Vor allem nicht "Alice à Paris", ein Kinderladen aus Frankreich mit sagenhaft schönen Sachen zu unglaublichen Preisen (und wenn man bis 17 Uhr bestellt, ist es aus Paris am nächsten Tag da, sagt Connie). Sind die schön! Meine Favoriten (und die Liste könnte noch SEHR viel länger sein):
Shirt (19 Euro), Strampler (27 Euro), Shirt (15 Euro), Breton Shirt (17 Euro), Top (15 Euro), Rock (26 Euro), Strickjacke (18 Euro), Bluse (15 Euro), Trenchcoat (55 Euro).
Auch auf ihrer Liste (und genauso toll):
* Lillibulle (toller Onlineshop aus Paris)
* Der kleine Salon (aus Wien: Kleidung, Möbel, Spielzeug)
* Bonton (noch so ein sensationell schöner Laden aus Frankreich)
* Sostjernen (ein dänischer Shop, unbedingt die Schuhe angucken!)
Marlene (und mein Kleiderschrank)
Gestern Nachmittag hat meine Freundin Marlene für ihr Blog "Spruced" meinen Kleiderschrank fotografiert. Ein Riesenspaß. Und jetzt lese ich ihren Eintrag und bin SO gerührt und mag die Fotos, obwohl ich mich auf Fotos eigentlich immer furchtbar finde. HACH. Hier sind ein paar Bilder. Die ganze Geschichte gibt es hier.
Mein Wochenende in Bildern
Im Elbspeicher B die allerbesten Franzbrötchen von ganz Berlin gegessen (und ein bisschen Sehnsucht nach meiner alten Liebe Hamburg bekommen).
Auf dem Rückweg bunte Leder-Armbänder bei "Ting" gekauft (ach, ich liebe diesen Laden!). Nachmittags zum ersten Mal Erdbeer-Marmelade gekocht. Irgendwie hatte ich mir das komplizierter vorgestellt. So einfach, so lecker (und dieser Duft!). Abends ein paar Folgen"West Wing" geguckt. Wow. WOW. Ist das smart.
Einen superschönen Sonntag-Nachmittag mit Marlene verbracht und ganz viele Fotos gemacht. Das Ergebnis ab morgen auf ihrem Blog Spruced (ich bin ja so AUFGEREGT!).
Spielen, spielen, spielen. Zwei Dinge, die mir den Abend versüßt haben: die britische Elle. Und meine neue Nigella Lawson-App (oh ja, ich steh auf Koch-Apps!), mit der ich Schokoladenkuchen gebacken habe. Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern. Das beste Dessert aller Zeiten, sagt der Mann. Und er steht eigentlich gar nicht auf Schokolade.
Eine schöne Woche Euch allen!
Fanny
Sieben Monate.
Sie erkennt sich im Spiegel und freut sich darüber. Sie nuckelt am Daumen, wenn sie glücklich ist. Wenn sie sehr glücklich ist, steckt sie sich beide Daumen gleichzeitig in den Mund. Sie isst für ihr Leben gern Pfirsich und Banane und kann Birne überhaupt nicht leiden. (Ah, ihr Gesicht, wenn sie zum ersten Mal etwas probiert, Neugier, Überraschung, Freude, Abneigung, könnte man als Erwachsener doch auch noch so über Essen staunen). Sie versucht, sich hoch zu ziehen. Sie packt den Koffer, den sie von ihrer kleinen Freundin Karla geschenkt bekommen hat, ein und wieder aus und wieder ein und wieder aus. Sie trinkt allein aus ihrer Flasche. Sie mag extraviel kuscheln. Sie ist ganz außerordentlich verknallt in ihren Vater. Kann ich verstehen. Lieblingsbeschäftigung der Woche: Mit Papas Hilfe gehen üben. Ah, Liebe.
So ungefähr
Und aus dem Nichts heute morgen geheult wie ein Schlosshund, so müdemüdemüde von den letzten Wochen, so weich in der Birne, ich komme echt zu gar nichts mehr, nicht zum Schlafen oder zum Lesen oder auch nur dazu, mal in Ruhe über etwas nachzudenken. Nichts wirklich Dramatisches, nur so ein Morgen, an dem man in Tränen ausbricht, weil man es nicht einmal schafft, eine halbe Stunde am Stück Sport zu machen und alles ganz einfach zu viel ist, viel zu viel und überhaupt und man jetzt gern eine rauchen würde oder fünf, auf dem Balkon, geht ja nicht. Und dann. Einen richtig guten Tag gehabt. Besuch von einer Freundin, die ich schrecklich gerne mag. Kuchen gegessen. Übers Leben geredet, kurz und toll. Nebenbei gekocht für den Abend. Und das Kind saß im Hochstuhl und lutschte ganz aufgeregt seine allererste Banane. Eine Email von einer Leserin bekommen, über die ich mich ganz irre gefreut habe. Und dann der Abend. Drei Frauen, die das mal wieder gebraucht haben. Ein Tisch voller Essen, mexikanisches Fressfest, aber richtig, und allen ist ganz unendlich heiß, weil draußen schon seit Stunden in fünf Minuten ein Riesengewitter losbrechen wird, aber das macht nichts, das Bier ist kalt und der Tequila auch, und das Kind liegt auf seinem Papa und schläft, und man muss nicht fünf Minuten darüber nachdenken, worüber man redet, weil sich das ganz automatisch findet, und man erzählt, von den letzten Wochen, die anstrengend waren, ihre und ihre auch und meine, alles viel weniger schlimm, wenn man hört, dass es anderen ganz genauso ergeht und zwischendurch wacht das Kind auf und sitzt eine Weile auf dem Schoss und blinzelt ins Licht und nebenbei läuft ein bisschen Fußball, drei Tore in zwei Minuten, ah, nicht schlecht, und Wassermelonen-Salat und Mango-Salsa und scharfes Hühnchen, so ungefähr.
Die zehn besten Gerüche
1. Babyhaare
2. Frisch gerösteter Kaffee
3. Basilikum
4. Ein neues Buch
5. Ein altes Buch
6. Ein reifer Pfirsich
7.
8. Sex
9. Maiglöckchen
10. Sein Nacken
Die ich war schon wieder beim Zahnarzt-Bluse
(Und wieso braucht man eigentlich immer irgendwelche Ausreden, um sich etwas Schönes zu kaufen? Ich jedenfalls. Ich war beim Zahnarzt. Ich war schon so lange nicht mehr shoppen. Ich brauch was Schickes für diesen Termin. Ich fühl mich fett. Die war doch im Sale. So eine hab ich schon immer gesucht. Ich hab das gerade wirklich gebraucht. Da steht doch mein Name drauf. Dafür kaufe ich die nächsten drei Monate gar nichts. Lieber ein wirklich gutes, teures Stück als zwei Tüten H&M. Die passt perfekt zu meiner schwarzen Hose. Ich hab überhaupt nichts Hellblaues, jedenfalls nichts in genau diesem Hellblau. Die macht mich drei Kilo dünner. Wenn ich sie jetzt nicht kaufe, dann ist sie morgen garantiert weg.)
Eine Winzigkeit Schokolade
Auf der Suche nach einem Dessert für mein mexikanisches Essen am Donnerstag, hab ich diesen Schokoladenkuchen von der Barefoot Contessa Ina Garten ausprobiert. Nicht gerade Diätkost, aber soso gut.
Schokoladen-Kuchen
1 3/4 Becher Mehl
2 Becher Zucker
3/4 Becher Kakao
3 TL Backpulver
1 TL Salz
1 Becher Buttermilch
1/2 Becher Öl (ich habe Sonnenblumenöl genommen)
2 große Eier
1 TL Vanilleextrakt
1 Becher frisch gebrühter Kaffee
Frosting
170g Zartbitterschokolade
250g weiche Butter
1 Eigelb
1 TL Vanilleextrakt
1 1/4 Becher Puderzucker (gesiebt)
1 TL Instantkaffee
Den Ofen auf 180°C vorheizen.
Den Boden einer Springform mit Backpapier auslegen und den Rand gut einbuttern. (Frau Sand benutzt in ihrem Rezept ZWEI gleich große Springformen, weil der Kuchen aus zwei Etagen samt Cremefüllung besteht - ich besitze nur eine Form und habe deshalb in zwei Etappen gebacken).
Das Mehl, den Zucker, den Kakao, das Backpulver und das Salz in eine Schüssel sieben und gut vermischen.
In einer zweiten Schüssel die Buttermilch, das Öl, die Eier und die Vanille vermischen. Alles langsam und unter ständigem Rühren zu den trockenen Zutaten geben. Mit dem Mixer auf niedriger Stufe gut verrühren. Dann den Kaffee hinzugeben und weiter rühren bis alles vermischt ist.
Die Hälfte des Teiges für 35-40 Minuten backen.
Den Kuchen 30 Minuten ruhen lassen.
Dann den Rest des Teiges für 35-40 Minuten backen und ruhen lassen.
In der Zwischenzeit das Frosting machen:
Die Schokolade zerbröckeln und in einer Schüssel über einem Wasserbad erhitzen bis sie geschmolzen ist. Die flüssige Schokolade auf Raumtemperatur abkühlen lassen.
In einer Schüssel die Butter für etwa 3 Minuten mixen bis sie hellgelb und schön fluffig ist. Das Eigelb und die Vanille hinzugeben und noch einmal für etwa 3 Minuten alles vermischen. Den Mixer auf niedrige Stufe stellen und langsam den Puderzucker hinein sieben. Auf hoher Stufe alles glatt mischen. Das Kaffeepulver in 2 TL heißem Wasser auflösen und hinzugeben. Dann die abgekühlte Schokolade dazu geben und vermischen.
Den ersten Kuchen mit der Unterseite nach oben auf einen Teller legen und großzügig mit Frosting bestreichen. Jetzt den zweiten Kuchen mit der runden Seite nach oben darauf setzen. Alles über und über mit Frosting bestreichen. Sofort essen (und nicht drüber nachdenken).
Er und ich (und das beste Essen meines Lebens)
Ich weiß nicht, ob er mir angemerkt hat, wie sehr die letzte Woche mich geschafft hat, die Windpocken, der Fünfstunden-Marathon beim Zahnarzt, die Zahnschmerzen danach, die schlaflosen Nächte, meine Gereiztheit ihm gegenüber, was ist eigentlich so verdammt schwer daran, einen Teller zu benutzen, wenn du dir ein Brot schmierst, musst du wirklich die ganze Wohnung vollkrümeln, benutzte Kaffeebecher kann man übrigens auch in die Spülmaschine stellen und dein Kind braucht eine frische Windel oder bin dafür nur ich zuständig? Ach Liebling, sagte er nur, in diesem Tonfall, bei dem ich immer ganz wehrlos werde, weil er so weich und warm und immun ist gegen meine Rumätzereien, nächsten Donnerstag führ ich dich aus.
Heute dann so aufgeregt gewesen, als wäre es unser erstes Date, stundenlang vorm Spiegel gestanden und überlegt, was ich anziehe, Parfüm aufgetragen und Lippenstift, und dann noch einmal umgezogen und Kolibriherzflattern gehabt, nach all den Jahren, doch wirklich. Direkt vorm Losgehen dann noch die Hose mit Süßkartoffel-Brei überzogen, mich aber so gefreut, dass ich sie einfach angelassen habe. So aufgeregt. Und schrecklich traurig, als wir dann wirklich zur Tür rausgingen, ohne das Kind, ich bin keine Scheißmutter, wenn ich einen Abend ausgehe, neinneinnein. Dochdochdoch. Und was, wenn sie jetzt den ganzen Abend weint. Oder nicht schlafen kann. Oder sich ganz schrecklich allein fühlt ohne ihre Herde. Und er. Nimmt meine Hand und sagt, wie sehr er sich auf den Abend freut. Sagt, wie sehr ich sein Überraschungs-Restaurant lieben werde. Sagt, es ist okay, wenn du gehst, es ist okay, wenn wir gehen, bei mir ziept es gerade übrigens auch ganz furchtbar. Und die Ergriffenheit, die mich in solchen Momenten packt, wenn ich weiß: Der ist es wirklich. So sehr, so richtig, so alles. (So kitschig, muss auch manchmal sein).
Und jetzt liege ich im Bett, um zwei Uhr morgens und kann nicht schlafen, weil ich so glücksgeflutet und überwältigt bin, von diesem Abend, von ihm, von diesem Restaurant. Das "Reinstoff" in Berlin-Mitte, das Restaurant von Daniel Achilles. Ein schicker, moderner, gemütlicher Laden. Ein herzlicher, flexibler (bitte nichts, was aus dem Meer kommt), perfekter Service. Was nicht die geringste Rolle spielt, sobald man hier zu essen beginnt, denn ab diesem Moment wird alles unwichtig, der Raum, der Tag, die Woche, die Müdigkeit, die Zahnschmerzen. Jetzt weiß ich auch, warum dieser Laden "Reinstoff" heißt. Alles verschwindet und ist nur noch Geschmack. Das streitende Paar am Nebentisch, eben noch laut, jetzt plötzlich ganz leise. Geschmack, Geschmack. Weißer Spargel mit Kräutermilch und Wurzeln vom Weinberglauch. Gänseleber mit Holznoten der Eiche und Akazie. Rehrücken mit Rapsknospen und Ritterlingen. Als hätte jemand meine Geschmacksknospen aufgedreht. Eine Saubohne, die im Mund explodiert wie eine Silvesterrakete. Die köstliche Bitternis der Petersilienblüten. Bei der Basilikumcreme bilde ich mir plötzlich ein, Farben schmecken zu können, grün, dunkel, nein, lindgrün. Er gibt mir eine Gabel von seinem Heilbutt, und ich esse widerstandslos, ich, der allergrößte Fisch-Phobiker dieses Planeten, und erwische mich dabei, wie ich noch mehr will, so saftig und elegant, fast schon süß neben den erdigen Morcheln. Was ich an all dem vielleicht am unglaublichsten finde: kein Geschmack steht dem anderen im Weg, keiner drängelt sich vor, jeder hebt den anderen auf die Bühne. Und die Desserts. Der Minztee. Creme mit Karamellkruste. Ein winziger Kuchen aus Zuckererbsen. Hier und heute: das beste Essen meines Lebens. Ein Essen, das mir Gänsehaut macht, vier Stunden lang. Und er und ich und am Ende dieses unglaublichen Abends dann auch noch sie, ganz warm gekuschelt vom Babysitter. Einer dieser Abende, an die man bloß denken muss, auch noch in zehn Jahren, und einem wird warm.
Restaurant Reinstoff Berlin, Edison Höfe Berlin Mitte, Schlegelstr. 26c, 10115 Berlin, Reservierung: 030 - 30 88 12 14, reservation@reinstoff.eu.
Und jetzt liege ich im Bett, um zwei Uhr morgens und kann nicht schlafen, weil ich so glücksgeflutet und überwältigt bin, von diesem Abend, von ihm, von diesem Restaurant. Das "Reinstoff" in Berlin-Mitte, das Restaurant von Daniel Achilles. Ein schicker, moderner, gemütlicher Laden. Ein herzlicher, flexibler (bitte nichts, was aus dem Meer kommt), perfekter Service. Was nicht die geringste Rolle spielt, sobald man hier zu essen beginnt, denn ab diesem Moment wird alles unwichtig, der Raum, der Tag, die Woche, die Müdigkeit, die Zahnschmerzen. Jetzt weiß ich auch, warum dieser Laden "Reinstoff" heißt. Alles verschwindet und ist nur noch Geschmack. Das streitende Paar am Nebentisch, eben noch laut, jetzt plötzlich ganz leise. Geschmack, Geschmack. Weißer Spargel mit Kräutermilch und Wurzeln vom Weinberglauch. Gänseleber mit Holznoten der Eiche und Akazie. Rehrücken mit Rapsknospen und Ritterlingen. Als hätte jemand meine Geschmacksknospen aufgedreht. Eine Saubohne, die im Mund explodiert wie eine Silvesterrakete. Die köstliche Bitternis der Petersilienblüten. Bei der Basilikumcreme bilde ich mir plötzlich ein, Farben schmecken zu können, grün, dunkel, nein, lindgrün. Er gibt mir eine Gabel von seinem Heilbutt, und ich esse widerstandslos, ich, der allergrößte Fisch-Phobiker dieses Planeten, und erwische mich dabei, wie ich noch mehr will, so saftig und elegant, fast schon süß neben den erdigen Morcheln. Was ich an all dem vielleicht am unglaublichsten finde: kein Geschmack steht dem anderen im Weg, keiner drängelt sich vor, jeder hebt den anderen auf die Bühne. Und die Desserts. Der Minztee. Creme mit Karamellkruste. Ein winziger Kuchen aus Zuckererbsen. Hier und heute: das beste Essen meines Lebens. Ein Essen, das mir Gänsehaut macht, vier Stunden lang. Und er und ich und am Ende dieses unglaublichen Abends dann auch noch sie, ganz warm gekuschelt vom Babysitter. Einer dieser Abende, an die man bloß denken muss, auch noch in zehn Jahren, und einem wird warm.
Restaurant Reinstoff Berlin, Edison Höfe Berlin Mitte, Schlegelstr. 26c, 10115 Berlin, Reservierung: 030 - 30 88 12 14, reservation@reinstoff.eu.
Online-Magazine: Meine Lieblinge
Lonny Magazine (Interior)
Das Heft, das meinem geliebten Domino noch am nächsten kommt. Was kein Zufall ist: Chef-Redakteurin Michelle Adams war vor Einstellung des Magazins dort Assistentin. Ein edles, unglaublich aufwändig produziertes Heft mit schlauen Online-Features und einer sehr guten Homepage.
Rue (Interior, Lifestyle, Food)
Rue wird in San Francisco gemacht und sieht auch genauso aus, ein bisschen entspannter und bunter als die Konkurrenz aus New York. Wenn ich groß bin, möchte ich auch mal solche Gartenparties schmeißen.
Adore Home (Interior, Lifestyle)
Ganz viel Interior, ein bisschen Food und Reise. Die aktuelle Ausgabe des australischen Magazins kann man sich kostenlos ansehen, ältere Ausgaben kosten 4,95 Dollar. In der neuen Juni/Juli- Ausgabe zeigt u.a. Jen Ramos von "Made By Girl" ihre unglaubliche Wohnung.
Sweet Paul (Food)
128 Seiten Liebe: Die schönsten Kinderzimmer, Familienessen für jeden Tag, Kinder-Lieblingsessen, Eis-Rezepte und Baby-Food. Keine Ahnung, wie Sweet Paul sich all diese Sachen ausdenkt und dann auch noch so umsetzt. Einfach nur beeindruckend. Morgen kommt die neue Ausgabe (yay!).
Collected (Lifestyle)
Zwei Interior-Designerinnen aus Los Angeles haben sich ein Heft ausgedacht, das von den Dingen handelt, die sie selbst lieben: Design, Reise, Mode und Food - in einem außergewöhnlich schönen (und schlichten) Layout.
Covet Garden (Interior)
Eine einzige Wohnung, keine Stylisten, ein tolles Heft aus Toronto: "Covent Garden is for folks who are curious about real spaces. We take a peek into homes and lives of some of the city´s most interesting people - spaces that have not been styled by interior decorators." (Oh, diese Wohnung).
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