UND WIE MACHST DU DAS, ESTHER?



Name: Esther Bauer
Alter: 40
Mutter von: Ella, 9 Jahre und Martha, 6 Jahre
Stadt: Berlin
Beruf: Mit-Herausgeberin vom Himbeer-Stadtmagazin

Wie ist bei dir die Kinderbetreuung organisiert? Bist du zufrieden damit?
Meine Kinder sind bis nachmittags um 15.30 oder 16 Uhr im Schulhort. Die Abholung wird im Wechsel von mir, einem Vater von Mitschülerinnen und der Großmutter erledigt. Dass es nicht jeden Tag zu meinen Aufgaben gehört, entlastet und ermöglicht mir ein wenig mehr Flexibilität.

Unter welchen Bedingungen arbeitest du? Wie funktioniert das für dich?
An den meisten Tagen arbeite ich von 9 bis 15.30 Uhr. An einigen Tagen mag ich es, schon sehr früh in der Redaktion zu sein. Dann bringe ich die Kinder zum Bus und bin schon um 7.45 Uhr an meinem Schreibtisch. Unglaublich, wie effektiv das Arbeiten zu dieser Tageszeit ist! An einem Tag der Woche holt meine Mutter die Kinder nachmittags und ich kann bis zum Abend arbeiten. Das ist herrlich! Ansonsten heißt es flexibel sein, was bei unserem Job natürlich möglich ist und sein muss. Bei kranken Kindern und schulfrei wird auch von zu Hause aus gearbeitet. Wir haben aber auch schon Redaktionssitzungen auf dem Spielplatz abgehalten. Da wir alle Mütter sind, kennt jede die Situation der anderen sehr gut. Und wenn mal wieder ein Kind mit Krankheit überrascht, heißt es: Meeting am heimatlichen Küchentisch. Genau diese Flexibiliät wollte jede von uns und auch, wenn es manchmal sauanstrengend ist, alles unter einen Hut zu bekommen: Anders kann und möchte ich nicht mehr arbeiten. Das ist ja auch einer der Gründe, warum wir uns diesen Arbeitsplatz so geschaffen haben.

Wie sieht ein ganz normaler Wochentag bei dir aus?
6.15 Uhr: Wecker.
Stullen schmieren, Tee kochen, Kinder wecken.
7.20 Uhr: Wir müssen los! Die Kinder nehmen den Bus zur Schule. Ich drehe entweder meine Joggingrunden oder gehe früh in die Redaktion.
Arbeiten: In unseren wunderbaren Redaktionsräumen sitzen wir in einem Team zu 6-10 Frauen und kümmern uns darum, dass unser Himbeer-Magazin, unsere Webseite und unsere Bücher "Berlin mit Kind" und dieses Jahr auch "München mit Kind" entsteht. Wir kümmern uns in einem kleinen, feinen Team um alles, was so ein Redaktionsalltag mit sich bringt. Was wird das nächste Titelthema? Wer kann den Text schreiben? Wer die Fotos machen? Wollen wir bei Festival xy Medienpartner sein? Wann fängt die Praktikantin an? Wo soll "München mit Kind" überall beworben werden? Was tragen die Kinder beim Fotoshooting? Wer kümmert sich um eine neue Kaffeemaschine? Wie schaffen wir bei der nächsten Ausgabe den gleichen Umsatz wie im Heft davor? Das sind nur einige Dinge, mit denen wir uns so beschäftigen. Es ist vielseitig, spannend, und einfach wunderbar. Und manchmal fast unglaublich, dass wir bald schon die 30. Ausgabe von Himbeer in Berlin herausgeben.
16 Uhr: Kinder abholen. Klavierunterricht oder Tanz. Oder einfach mal verabreden oder auch zu Hause Zeit verbummeln. Einkaufen, Wäsche aufhängen, Frühstückstisch abräumen und überlegen, was wir abends essen.
19.30 Uhr: Bettzeit. Vorlesen, immer!
20 Uhr: Licht aus.
Dann Feierabend. Kann heißen: Spülmaschine ausräumen, Mails lesen, "Die Zeit" lesen, mit meinem Mann quatschen und vom Tag erzählen, eine Freundin zum Essen treffen, einen Film gucken.
22.30 Uhr: Schlafen. Ich brauche viel Schlaf und gehe am liebsten zeitig ins Bett. Mmmmmh!

Wieviel Zeit hast du für dich - jenseits deiner beruflichen und familiären Aufgaben? Reicht sie dir?
Ich brauche Zeit für mich und die habe ich auch. Unsere Beziehungs- und Familiendevise lautet: Happy wife, happy life. Das wird von manchen Freunden etwas belächelt, aber nach und nach kommen viele dahinter, dass es ein erstrebenswertes Konstrukt ist. Meine Yoga-Wochenenden zweimal im Jahr sind mir heilig und können nicht verschoben werden. Auch meine Zeit für Laufen, Yoga, Sauna und Reisen alleine und Freundinnen brauche ich für meine Zufriedenheit, Ausgeglichenheit und damit auch meine Leistungsfähigkeit. Ohne diesen Ausgleich würde ich es nicht gut schaffen, das alles auf die Reihe zu bekommen. Mein Mann ist zum Glück sehr unterstützend und hat natürlich ebenfalls die Möglichkeit, Zeit für sich zu haben.

Hast du dir das Muttersein so vorgestellt, wie es ist? Was hast du dir anders vorgestellt?
Ich habe mir nicht so viel vorgestellt, nur wusste ich immer schon, dass ich gerne Kinder haben wollte. Und jetzt ist es einfach unvorstellbar, ohne sie zu sein.

Was empfindest du als besonders anstrengend?
Die Anstrengung hält sich in Grenzen.

Was macht dich besonders glücklich?
Die Momente, in denen mir bewusst wird, dass wir zwei glückliche, gesunde Kinder haben. Die fröhlich sind und schlau. Das macht mich glücklich und dankbar.

Welches Verhältnis hast du zum Vater deiner Kinder? Wie haben die Kinder dieses Verhältnis verändert?
Wir haben das große Glück, Großeltern in der Stadt zu haben, die immer gerne und auch häufig unsere Kinder nehmen. So ist unser Verhältnis nicht nur vom Elternsein geprägt. Wir haben auch Wochenenden, an denen wir bis mittags im Bett bleiben können oder kleine Reisen zu zweit unternehmen. Das ist kein Garant für eine glückliche Beziehung, uns hilft es aber, ganz schön verliebt zu bleiben. Wann sollte ich denn sonst mal die hohen Schuhe tragen?

Hast du das Gefühl, dass die Gesellschaft, die Politik, Menschen mit Kindern ausreichend unterstützt? Was müsste deiner Meinung nach besser werden?
Berlin scheint doch eine Ausnahme zu sein. Hier ist das Leben mit Kind sicher, was die Betreuungssituation betrifft, einfacher, als in anderen Städten. Wir fühlen uns wohl und es passt.

Was hast du durchs Muttersein über dich und die Welt gelernt, dass du vorher nicht wusstest?
Mir war vorher nicht so deutlich bewusst, dass der etwas abgedroschen klingende Spruch "Hauptsache gesund" doch alles sagt. Und dass wir glücklich sein können, in einem Land zu leben, in dem es keinen Krieg gibt und wir in Frieden und ohne Verfolgung leben können!

Du hast 48 Stunden kinderfrei: was tust du?
Ein Wochenende nach Paris düsen. Und mir in meiner Lieblingsstadt eine wunderbare Zeit machen!

Was würdest du einer Frau sagen, die sich fragt, ob sie Mutter werden soll?
Denk nicht zu lange nach, den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Und man kann alles hinbekommen, wenn man nur will.

Vielen Dank, liebe Esther.

Das Himbeer-Magazin (von dem ich übrigens ein großer Fan bin) ist hier zu finden. Der Familienguide "Berlin mit Kind" ist hier zu finden. "München mit Kind" erscheint am 27. Mai, mehr Informationen hier. Alle weiteren Mutter-Fragebögen sind hier zu finden.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

8 Kommentare:

  1. "Happy wife, happy life" – das merk ich mir! Und das Himbeer-Magazin kannte ich noch gar nicht, danke dafür!

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  2. danke fürs interview, das gibt energie für den tag! da scheint es jemand richtig zu machen! ich lese auch das himbeer-magazin und habe darin schon einige super ideen und tipps für das leben mit kindern in berlin gefunden. schöne grüße!

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  3. Wunderschön und erfrischend zu lesen. Happy wife, happy life, happy mom, happy kids. Finde ich ja auch ;)

    Liebe Grüße,

    Isabelle

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  4. großeltern in der gleichen stadt - das ist eine meiner traumvorstellungen (von so einem traum, der nie in erfüllung gehen wird) ... und dennoch: ich sehe es auch so, alles geht irgendwie, wenn man will. tolles interview, feine ansichten.

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  5. passt du letzten post. beflügelnde leichtigkeit zieht umheR.
    ein tolles. scheinbaR unbeschweRtes. inteRview.
    mit viel kRaft. danke .... ich saug jetzt ein bisschen [kraft] ab.

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  6. Ach, das Motto ist ja echt super! Das werde ich mir merken und hier mal beifällig fallen lassen! ;o)

    Ich finde Esther ist ne starke Frau und wenn sie zufällig noch eine Sekretärin braucht für ihr tolles Mamaunternehmen, bitte sofort bei mir melden! Wer möchte nicht in so einem tollen Laden arbeiten? Meetings auf Spielplätzen oder an Küchentischen...genial!

    Viele liebe Grüße von Jenny

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  7. Es macht mich einigermaßen sprachlos und traurig, wenn Kinder einer Mutter anscheinend ausgerechnet das Gegenteil von dem beibringen, was sinnvoll, lebensbejahend und inklusiv ist. „Hauptsache gesund“ sagt nicht alles, es ist ein furchtbar ausgrenzender Spruch.

    Kinder müssen nicht gesund sein und sie müssen auch nicht schlau sein, um in Würde zu leben, und um glücklich und fröhlich zu sein. Es gibt viele kranke Kinder und Kinder mit geistigen Behinderungen, und gerade deshalb sagt „Hauptsache gesund“ eben nicht alles.

    Wenn einem die Fähigkeit fehlt, sich ein anderes Leben als ein glückliches vorstellen zu können, denkt man natürlich, man hätte viel Glück gehabt, aber es ist nur typischer Dunning-Kruger-Effekt.

    Alle, die sich darüber freuen, dass ihre Kinder schlau sind, möchte ich dazu ermuntern, aktiv Kinder in ihr Leben zu lassen, die eine geistige Behinderung haben, und alle, sie sich darüber freuen, dass ihre Kinder gesund sind, möchte ich dazu ermuntern, aktiv Kinder in ihr Leben zu lassen, die chronisch krank sind. Macht eine gemischte Kinderguppe auf, engagiert Euch ehrenamtlich. Springt über den „Hauptsache gesund“-Graben hinweg, für Euch selbst und auch für Eure Kinder.

    Was da an Erkenntnisgewinn wartet, ist viel mehr als der übliche „inspiration porn“, der neben der Ausgrenzung zu allem Überfluss ja auch noch hinter jedem „Hauptsache gesund“-Statement steckt.

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  8. Das Motto kenne ich - gibt es hier auch. Was nicht heißen soll, daß der Papa nicht auch glücklich sein soll, im Gegenteil. Aber auch bei uns ist es so, daß das ganze Organisatorische, der Alltagswahnsinn mit drei Kindern hauptsächlich an mir hängt und wenn ich am Rad drehe oder ausfalle, dann bricht doch Chaos aus.
    Ich bin auch dankbar und glücklich, daß meine Kinder gesund und fröhlich sind - was aber nicht heißt, daß ich unglücklich wäre, wenn es anders wäre oder daß ich meine Kinder dann weniger lieben würde. Ich denke, so hat das Esther auch gemeint.

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