GROSSE NEUIGKEITEN: MEIN ZWEITES BUCH „HERDWÄRME”


Schon so lange wollte ich euch erzählen, warum es hier in den letzten Monaten immer wieder ein wenig stiller gewesen ist. Nun kann ich es endlich: Mein zweites Buch „Herdwärme” ist (fast) fertig. Begonnen hat alles vor über zwei Jahren mit einem Wunsch. Ich koche wirklich gerne, aber leider nicht sonderlich gut und vor allem: ohne die geringste Ahnung zu haben, was genau ich da eigentlich tue. Irgendwann stand ich in der Küche und dachte: Wie toll wäre es, wenn ich mir das Kochen von Menschen beibringen lassen könnte, die wissen, was sie tun – und Lust haben, ihr Wissen mit einem Amateur zu teilen. Ich erzählte meiner Freundin Claudia von diesem Wunsch. Sie sagte: „Also wenn du im Frühling sowieso nach Paris fährst, triff dich doch mit Pierre-Olivier Lenormand, dem Cousin einer guten Freundin. Er hat eine Brasserie namens Cassenoix in der Nähe des Eiffelturms, war schon französischer Junior-Dessertmeister und zeigt dir bestimmt gerne etwas.” Ich schrieb ihm, total sicher, was er antworten würde. Warum sollte er auch einer wildfremden Berlinerin beibringen, wie man Desserts kocht? Dann bekam ich eine Email von ihm. „Total gerne”, stand da, „komm vorbei, ich freue mich”.

Ich ging mit vor Aufregung ganz zittrigen Händen hin. Weil man ja irgendwo anfangen muss, hatte ich ihm eine Frage geschickt: Kannst du mir vielleicht ein Dessert für die ganze Familie beibringen und eines für einen Abend zu zweit? Da wusste ich noch nicht, dass Pierre-Olivier berühmt für seinen Reispudding ist. Ich wusste auch nicht, was dieser Reispudding für eine Wirkung auf mich haben würde. Ich probierte ihn. Nahm mir noch mehr von der salzigen Karamellsoße. Schloss die Augen. Öffnete sie nur, um weiter zu löffeln. Ach, dieser Pudding. Cremig. Weich, mit einem letzten Rest von Knackigkeit. Süß, aber auf eine leise Weise. Auch ein wenig salzig. Unendlich tröstlich. Irgendwann sah ich wieder zur Pierre-Olivier, der kurz lächelte und dann schwungvoll die Tür zu seiner Küche öffnete. „Lass uns loslegen.” Er brachte mir bei, wie man seinen Reispudding kocht. Und die Karamellsoße. Er zeigte mir, wie man Schokoladenküchlein mit flüssigem Kern backt. „Ein Rezept für zwei Liebende”, wie er sagte. Ich schaute und probierte und rührte und schrieb und schrieb, um nur nichts wieder zu vergessen. Das Ei NICHT am Schüsselrand aufschlagen, sondern auf einem Küchenbrett, dann gibt es weniger kleine Risse und es kann keine Schale in die Schüssel fallen. IMMER ein feuchtes Tuch unter das Brett legen, dann rutscht es weniger. Die Vanilleschote nicht einfach auskratzen, sondern vorher vorsichtig mit dem Messer flach drücken, dann bekommt man mehr heraus. Wir verbrachten seine gesamte Mittagspause in der Küche. Am Ende hatte ich nicht nur das Rezept für zwei Desserts, die ich seither immer und immer wieder gemacht habe, ich hatte auch etwas über mich gelernt. Nicht immer solche Angst davor zu haben, etwas falsch zu machen, zum Beispiel. (Wie hatte Pierre-Olivier es gesagt? „Du musst viele Fehler machen. Wie im Leben. Du wirst nur ein besserer Koch, wenn du übst und übst und übst – wie ein Sportler – bis die Bewegungen deiner Hände selbstverständlich werden.”) Sich zu trauen, um Hilfe und Rat zu fragen. Nicht nur hinzusehen, sondern auch hinzuschmecken. Es hat lange gedauert, bis ich mich von dieser Begegnung wieder leergeschwärmt hatte. Wie großzügig kann ein Mensch sein?



Wieder zu Hause beschloss ich, aus dem Wunsch eine Realität (und ein Buch) zu machen und immer weiter zu fragen. All die Berliner Köche, die ich so mag und bewundere. Fast alle sagten sofort zu (ich kann es bis heute schwer glauben, aber es war wirklich so). Florian Schramm von Standard Pizza hat mir erklärt, was das Geheimnis einer neapolitanischen Pizza ist. Conny Suhr und Joel Marchand von Princess Cheesecake haben mir beigebracht, wie man einen guten Käsekuchen backt. Caroline Grinsted vom Muse hat mir gesagt, wie man es schafft, entspannt für eine große Runde zu kochen. Christoph Hauser und Michael Köhle vom Herz & Niere haben mir gezeigt, wie albern meine Angst vor Innereien ist. Petra Rimkus von deli.cat (im Foto oben zu sehen) hat mit mir zwei ihrer Lieblingssalate gemacht. Sascha Ludwig, damals noch beim Filetstück, hat mir beigebracht, wie ein anständiges Steak geht. Und Ernst Schleich, der in der österreichischen Botschaft arbeitet, wie man ein richtig gutes Schnitzel macht. Florian Mickan, Gründer des Joris und jetzt gastronomischer Leiter der Factory Kitchen Berlin, hat mich mit seiner Kartoffelliebe angesteckt. Julia Radtke, die das wunderschöne Food-Blog Tiny Spoon schreibt, hat mir erzählt, wie man Kinder glücklich kocht. Und Andreas Langholz von Colecomp, was für Dinge man wirklich in der Küche braucht (deutlich weniger, als ich dachte). Kai Michels und Lucie Babinska von der Feinen Pâtisserie Jubel haben mir verraten, wie man die Windbeutel macht, nach denen ich so süchtig bin. Food-Konzepterin Telse Bus hat mit mir darüber gesprochen, wie man es schafft, sich frei zu kochen und mir gezeigt, was man alles aus einer Roten Bete machen kann (ich habe dabei nicht nur irre viel gelernt, sondern auch eine Freundin gefunden). Und dann war da noch dieser unvergessliche Tag in Wien, als ich Eschi Fiege in ihrer lovekitchen besucht habe und wir gemeinsam Mittagessen gekocht haben, nachdem wir auf dem Naschmarkt einkaufen waren. 

Am Ende habe ich alles aufgeschrieben. All die Begegnungen, die Küchengeheimnisse, die sie mir verraten haben, und ihre Rezepte. Es geht in meinem Buch aber nicht nur um Techniken, sondern auch um das Glück des Kochens. Um das Versöhntsein, das einen manchmal überkommt, wenn man in der Küche steht und kocht und das Leben für eine Weile mal nicht an einem zerrt. Um die Zufriedenheit im Bauch, wenn man mit vielen Freunden an einem Tisch sitzt und die Zeit sich mal kurz selbst vergisst. Um die Freude, am Herd zu stehen und einem fast fertigen Reispudding beim Blubbern zuzusehen, zu warten, bis er wirklich perfekt ist und ihn abkühlen zu lassen, weil er kalt tatsächlich noch besser schmeckt als warm. Und die Kanne mit der salzigen Karamellsoße zu holen und umzurühren, und sich eine Schüssel mit Pudding zu füllen, nicht die kleine, lieber die große, und die Soße darüber zu gießen, dick und bernsteinfarben. Und dann den ersten Löffel zu nehmen.

Von all diesen Dingen erzählt „Herdwärme”. Die Fotos, noch so ein Glücksfall, hat Simone Hawlisch gemacht. Vielleicht habt ihr ja Lust, es zu lesen – ich würde mich von Herzen darüber freuen.

„Herdwärme” erscheint im Kailash Verlag. Ihr könnt es ab dem 25. September beim Buchhändler eures Vertrauens kaufen.



DER JUNI 2017 (UND WAS IHN GUT GEMACHT HAT)



WAS LOS WAR
Die letzten Wochen hatte ich einen gewaltigen Durchhänger. Gefühl ungefähr: Bleischürze vorm Röntgen. Dabei war eigentlich gar nichts Dramatisches passiert. Ich war nur müde, noch müder als sonst. Müde von den letzten Monaten, Wochen, Tagen. Auch überfordert. Vom immer noch Irgendetwas und nie nichts. Bis ich irgendwann morgens in der Küche stand, die Sonne in drei dicken Streifen auf den Küchenboden fiel und ich einfach keine Lust mehr auf Bleischürze hatte. Die Tage danach waren nicht weniger anstrengend, in letzter Zeit ist einfach irre viel los. Aber plötzlich konnte ich auch wieder all das sehen, was da ist. Und: wieviel das ist. Und wie gut ich manchmal darin bin, mich in meinen eigenen Gedanken einzudrehen. 

AUFREGENDSTER MOMENT
Als Hedi mich angrinste und loskrabbelte. Ganz eckig noch und irrsinnig aufgeregt, dass sie plötzlich irgendwo hinkrabbeln konnte. 

IMMER WIEDER GESTAUNT
über meine beiden Mädchen. Jede für sich und dann beide zusammen. Wie Hedi sich jedes Mal freut, wenn sie Fanny sieht, und diese Freude nie kleiner wird. Als würde sie Fanny jedes Mal zum ersten Mal sehen. Wie sie sich freut, wenn sie ihr morgens vor der Schule noch einen Kuss gibt, einen ganz dicken, und noch einen und einen allerletzten und ihr dann nachsieht. Wie liebevoll und aufmerksam und großzügig Fanny mit ihrer kleinen Schwester ist. Manchmal darf sie sogar Salut in die Nase beißen. 

SCHÖNSTER KLEINER MOMENT
Im Nachhinein gab es viel mehr solcher Momente, als ich diesem Monat zugetraut hatte. Ich mag es so, in dieser Wohnung anzukommen und sie immer besser kennenzulernen. Das Licht über der Straße, das kurz vorm Sonnenuntergang fast jeden Abend eine Riesenshow hinlegt. Der Ukulele-Spieler, der bei gutem Wetter auf seinem Balkon sitzt. Oder die eine Knarzdiele in der Küche. Der Samstagmorgenspaziergang, den wir uns in diesem Monat angewöhnt haben. Erst gehen wir frühstücken, dann in unseren Lieblingsbuchladen, danach butschern wir noch ein bisschen durch den Kiez oder gehen über den Markt. Und: dieser Nachmittag mit einer Freundin, die ich viel zu lange nicht gesehen hatte. Zwei Frauen, zwei Babys, sehr viele Törtchen und das Gefühl, ein Glücksschwein zu sein mit solchen Freunden. 

GRÖSSTE VERÄNDERUNG IN DER WOHNUNG
Neben jeder Menge Pflanzen (und es werden immer mehr, weil ich sie so schön finde): Wir haben unseren alten braunen Küchentisch rosa gestrichen. Die ersten Tage war ich mir nicht sicher, ob das vielleicht ein Riesenfehler war. Dann habe ich mich in unseren Schweinchentisch verliebt. Wahrscheinlich weil ich jedes Mal grinsen muss, wenn ich ihn sehe. 

GERNE GESEHEN
„The Blacklist” auf Netflix. Nicht die wertvollste Serie aller Zeiten, aber genau richtig, um abzuschalten. Jetzt bin ich durch mit den ersten drei Staffeln und suche nach einer neuen Serie. Neu auf meiner Liste: „Fleabag” und „Anne with an E”. Und außerdem war da noch dieses Video, das mich so beeindruckt hat. Musikerin Alexa Wilding über ihren Körper nach der Geburt ihrer Zwillinge: „In a strange way, I´m free now.”

GERNE GEKLICKT

DER PLAN FÜR DIE NÄCHSTEN TAGE
Endlich die letzten Kisten ausräumen und die Wohnung fertig machen. Und dann: durchatmen. Kaffeetrinken gehen mit Freundinnen. Den Gutschein für das „Treat Collection Beauty Loft” einlösen, den ich zum Geburtstag bekommen habe. Und etwas Schönes kochen. 

Und ihr so? 
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