GETRAGEN
















































































Anderthalb Jahre lang war Mode etwas für andere. Nicht für mich. Ich war etwas, das wuchs. Ich war etwas mit einer Silhouette, für die es keine Mode gibt oder wenigstens nicht viel. Ich hatte einen Körper, der nicht aufhörte, sich auszudehnen. Es war großartig. Die Beule war schließlich mein Kind. Ein bisschen Sehnsucht hatte ich trotzdem. Sehnsucht nach etwas, das keinen Gummibund hat. Sehnsucht, meine Sachen zu tragen. Sehnsucht nach meinem Ringelshirt, nach meiner Rüstung gegen schlechte Tage. Wie wichtig so ein T-Shirt plötzlich wird, bloß weil es nicht mehr passt. Ich erinnere mich noch an den ersten Tag, an dem ich es endlich wieder anziehen konnte, ein vernieselter Pariser Tag im August. Am nächsten Tag ging ich zu Printemps und kaufte mir diese blaue Jacke, ohne schlechtes Gewissen und ohne Zögern, ganz untypisch für mich. Auch aus Paris: die beigen Boots, die ich kaum mehr ausgezogen habe. Auch weil sie ein Geschenk sind. Und die Wildledertasche, nicht gesucht, aber gefunden, butterweich, groß genug für Fannys Windeln und mein Leben, das Innenfutter ist dunkelblau mit weißen Sternen. Das letzte halbe Jahr hat ihr ein paar Flecken zugefügt und ein paar Schrammen, Fanny hat sie ungefähr 5000 Mal aus- und wieder eingepackt und reingebissen, so mag ich sie sogar noch mehr. In den Sandalen habe ich den Sommer verbracht, sie sind mit mir am Strand von Mallorca spazieren gegangen und über die Champs Elysee. Vielleicht bin ich deshalb so verknallt in sie: weil sie mich durch den besten Sommer meines Lebens getragen haben. Der Duft: Chloé. Schon seit Jahren. Weil er nach großen Ferien riecht. Die Uhr: Auch schon seit Jahren. Ich mag, wie schwer und unkaputtbar sie ist. Ich mag, dass sie aussieht wie eine Männeruhr. Und schließlich der Schal, erst ein paar Wochen alt, mein Mittelfinger gegen den Berliner Winter. 

15 Kommentare:

  1. Olá Okka,

    you made my day! Liebe wie Du schreibst.

    Grüssle,
    Sandra

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  2. Die Beule und der Mittelfinger! Herrlich Okka! Du schreibst so schön.
    Und ich würde alles ausnahmslos auch tragen, bzw. tue es sogar! (Duft Ringel Schal).
    Einen wunderschönen Tag!

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  3. Echt, Du auch? (Aber wieso wundert mich das noch). Danke, liebe Isabell! Und danke, liebe Sandra!

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  4. hach, schöner text.
    und huch (mal wieder), genau die jacke hab ich mir im herbst gekauft mit dem guten gefühl, dass das eine lebensliebe wird.
    komm gut in deine woche rein!

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  5. lebensliebe, schönes wort. du auch!

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  6. Wie wunderbar! In meinem Kopf habe ich auch meine kleine Lebensliebe-Liste aus meinem "Kostümfundus" herausgeschrieben - wie sehr sie uns doch Stimmungen, Trost, Freude, einen Schutzpanzer, ein kleines Stück Freiheit und jede Menge Erinnerungen schenken können, diese Kleider.
    Manchmal denke ich, dass das albern ist. Ist es aber nicht, weiß ich.

    Meine Top 5:
    1. Eine mehr als angeschlagene Levis-Shorts, gefunden im chaotischsten Second-Hand-Laden, den ich je betreten habe (Paris, Marais, es gab noch nicht mal eine Umkleide).
    2. Mein Siegelring mit unserem Familienwappen. Weil ihn sonst keiner hat.
    3. Die kleine goldene Uhr an der langen Halskette, gefunden auf dem Flohmarkt und mit Herzklopfen auf einen Appel und ein Ei runtergehandelt.
    4. Herrliche Socken, von der Mutter meines Exfreundes selbst gestrickt, und von meinem jetzigen Freund neidlos als Lieblingskuschelstück anerkannt.
    5. Meine grauen Chelsea Boots aus Wildleder (sehen fast so aus wie deine); sie haben inzwischen die Form meiner Füße.

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  7. Liebe Rebecca, das ist ja toll. (Nein, überhaupt nicht albern!). Trost, Freude, Schutzpanzer, Freiheit, Erinnerung, mir gehts genauso. Danke fürs Teilen!

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  8. Okka, wunderschön, Text und Sachen. Danke.

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  9. Liebe Okka, schön.... Und mit jedem Stück schwingen Bilder, Eindrücke und Geschichten mit! Mein "getragen 2011": graue Lacklederpumps von COS, ein sehr lustvoller Lustkauf | ein schwarzes Tuch mit weißen Sternen, das mich fast seit Beginn der Schwangerschaft begleitet | Ein Glencheck-Mantel von H&M, ein nicht gesuchtes, aber gefundenes Schnäppchen | ein grob gestricktes Bolerojäckchen aus Rom, Anfang Januar auf der Silvesterreise erworben, unserer letzten Silvesterreise zu zweit, aber das wussten wir da noch nicht...
    Liebe Grüße!

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  10. Ui, ist die Tasche schön! Ich stelle mir gerade vor, wie mein Baby da bald reinbeißt! Magst du verraten, wo dich die Tasche gefunden hat?

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  11. Ach, Kati, das ist schön. Und bald kommen lauter Babysachen dazu (großer Stoßseufzer).

    Liebe Ute, die Tasche hab ich bei Zef in Paris gekauft, es gibt sie aber auch online (kein Schnäppchen, aber ich würde sie immer wieder kaufen), guck mal hier:
    http://www.zef.eu/index.php?route=product/category&path=39_57

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  12. Hä, Okka, wo hast du denn die Sachen aus meinem Kleiderschrank her? Ausnahme: die Uhr, leider.

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  13. PS: Der Duft! Hach, von dem kriegt man einfach nie genug..!

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  14. Danke Okka, ich war sofort überzeugt mir die zu Weihnachten zu schenken ... und dann: Out Of Stock. Ach mann. Aber ganz lieben Dank für den Tipp!

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  15. Ach nee, wie gemein. Vielleicht kommt sie ja noch mal rein?

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