SERIEN-TIPP: RED OAKS


Die High School ist überstanden, das College und das Leben warten, aber David weiß noch nicht, was genau er von beiden will. Film studieren und sich mit der Nouvelle Vague beschäftigen, wie er es eigentlich will? Oder doch Steuerberater werden, um irgendwann die Kanzlei vom Vater zu übernehmen? Erst einmal den letzten Sommer, bevor es ernst wird, überleben. Im Country Club als Tennislehrer anheuern, herausfinden, wie viel Zukunft seine Liebesgeschichte hat und darauf hoffen, dass er von selbst herausfinden wird, was er will. Aber natürlich kommt alles anders. Denn das Leben ist kompliziert, das Leben eben.

So eine Geschichte ist „Red Oaks”. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden (und: Erwachsensein), mit allem, was dazu gehört: glühenden Träumen und zerstobenen Illusionen, mit Höhenflügen und Bruchlandungen und den ganz großen Fragen nach dem Sinn des Lebens. Natürlich auch mit jeder Menge Peinlichkeiten, Albernheiten und Fettnäpfchen – es ist ja nicht leicht zu verkraften, wenn die eigenen Eltern bei ihrer Paartherapie therapeutisches Ecstasy nehmen, um dann statt im Ehebett im eigenen Jugendzimmer zu landen. Das alles ist am Anfang ziemlich merkwürdig, und dann, ungefähr als man beschließt, vielleicht doch lieber etwas anderes zu gucken, einfach nur eine virtuose Fernsehserie. „Red Oaks” tut, als würde sie sich über die 80er-Jahre lustig machen – über die bescheuerten Klamotten und Frisuren, über die Dating-Gebräuche, das Aerobic-Gehopse, die High-School-Stecher und unerreichbaren Jahrgangs-Schönheiten und über alberne Country-Club-Rituale. Man sieht das gerne und muss oft grinsen. Aber je länger man guckt, desto näher geht einem diese Serie. Weil sie wirklich jede ihrer Figuren innig liebt und sich über keine von ihnen lustig macht. Weil sie das Erwachsenwerden so ernst nimmt, wie junge Menschen das tun. Weil sie zwar immer wieder verspielt ist, aber nicht mit der Liebe spielt. Und weil sie an den Klischees, die sie zitiert und inszeniert, vorbei schaut, in die Herzen der Menschen hinein, deren Leben sie einem zeigt. „Red Oaks” ist wie einer dieser Cocktails, bei denen das Glas einen Zuckerrand hat: zuerst unheimlich süß, dann mit Wumms. Zwei Staffeln gibt es bisher, im nächsten Jahr wird es eine dritte und letzte geben. Ich kann sie kaum erwarten.

Hier ist der Trailer:


Red Oaks läuft auf Amazon Prime. Bild: Amazon Presse.

4 Kommentare:

  1. Hallo Okka, über Film- und Serien-tipps von Dir bin ich immer dankbar. Weil viele Deiner Lieblinge auch meine wurden. Werde auf jeden Fall reinschauen! liebe Grüße Elisabeth

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  2. Freut mich, dass es Dir gefallen hat! Hoffe es kommen noch mehr Staffeln.

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  3. Auch sehr sehenswert Catastrophe:

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-neue-amazon-serie-catastrophe-15141000.html

    Liebe Grüße, Astrid*

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  4. Hach, liebe Okka. Ich freu mich so, dass du wieder mehr schreibst. Ich liebe deine Art zu schreiben, wie du die Welt siehst und wie unten "den Alltag zu feiern". Dein neues Buch ist schon auf meiner Kaufliste! Hast du nicht mal eine wunderbare Kolumne geschrieben, als dein Mann dir mal ein Abendessen gekocht hat (irgendwas langedauerndes mit Fleisch) und du noch eher ein Kochneuling warst? Erinnere ich mich richtig? Und jetzt haust du mal eben ein Kochbuch raus. Wie schön. Ich freu mich. Liebe Grüße Iris

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