DAS EINE BUCH


Neulich habe ich eine sehr hübsche Website entdeckt: „GAL: Girls at library – Portraits of and interviews with women who love to read”, eine Seite also, die bücherliebende Frauen zu ihrer Bücherliebe befragt. Meine Lieblingsfrage: Erinnerst du dich noch an das erste Buch, in das du dich verliebt hast und das dich für immer zu einer Leserin gemacht hat? Ich habe zuerst an „Die rote Zora” gedacht. So ganz genau kann ich die Geschichte nicht mehr wiedergeben, aber es gab eine gefährliche Bande und ein rothaariges Mädchen namens Zora, und als ich dieses Buch las, habe ich mir gewünscht, genauso stark zu sein wie sie. Dann habe ich an „Der Herr der Ringe” gedacht, das ich einem Dänemarkurlaub fast pausenlos gelesen habe, meine Mutter musste mich überreden, mal ans Meer zu gehen, obwohl ich das Meer so liebte. Und „Dshamilja”, das mir nicht nur die Liebe zum Lesen, sondern auch die Liebe für die Liebe beibrachte, lange bevor ich mich zum ersten Mal so richtig verknallte. Oder ist es „Der große Gatsby”, das mich so hingerissen und umgehauen hat mit seiner Sprache und Wucht, aber da war ich schon 25, ich habe das Datum vorne ins Buch geschrieben. Der erste dicke Bleistiftstrich findet sich schon auf Seite zehn: „Diese Sensibilität hatte nichts mit der läppischen Aufgeschlossenheit zu tun, der man den Namen „schöpferisches Temperament” umgehängt hat – es war eine ungewöhnliche Begabung, immer etwas zu erhoffen, eine romantische Bereitschaft, wie ich sie bei keinem Menschen sonst gefunden habe und wohl nie wieder finden werde.” Doch, ich glaube es ist „Der große Gatsby”, schon für das Umhängen und die „romantische Bereitschaft”.

14 Kommentare:

  1. Das Tagebuch der Anne Frank, in der fünften Klasse gelesen, seitdem ein großes Interesse für die NS-Zeit.
    Das Spiel ist aus von Sartre, späte Teenie-Zeit, schwarze Klamotten und hochgesprayte Haare.
    Gottes Werk und Teufels Beitrag von John Irving, auf einer dreitägigen Busfahrt nach Griechenland mit meiner ersten richtigen Liebe. Nach dem Urlaub war es zwar vorbei aber das Buch ist für immer in meinem Herzen.

    Deine Anregungen tun immer wieder gut, liebe Okka.

    Herzliche Grüße
    Angela

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  2. Die grüne Wolke. Heimlich bei meinen Eltern aus dem Regal genommen und unter der Bettdecke gelesen. Man befand mich noch zu jung dafür und sicherlich habe ich nicht alles verstanden. Aber die Idee fand ich so großartig!
    Ein Mädchen tanzt ins Leben. Jung verschlungen und während des Studiums bei einer Freundin im Kinderzimmerregal entdeckt. Noch mal gelesen und Tränen gelacht. Aber ich konnte mich so gut erinnern...
    Legende vom Glück ohne Ende. Was war ich später vom Film enttäuscht.
    Aber das Buch, das ich heute mit auf eine einsame Insel nehmen würde? So richtig weggeblasen hat mich schon lange nichts mehr.
    Was bleibt? Weiterlesen - neugierig bleiben.
    Juhu!
    Susanne

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  3. *romantische Bereitschaft* - ein Stichwort, wie eine Blume im Knopfloch als geheimes Erkennungszeichen.

    Ich war ein Lesekind. Das erste Buch, an das ich mich erinnere, ist das Kinderbuch *Die Wawuschels mit den grünen Haaren*. Das war mächtig dick und ich mächtig stolz, es ganz gelesen zu haben.

    Dann kamen die Bücher von Friederike de Cesco, allen voran *Das Sternenschwert* (in der Pupertät) - so wie sie, die Hauptfigur, wollte ich auch sein.

    Und nun begleitet mich einfach seit vielenvielen Jahren *Die Wahlverwandtschaften* von Goethe (zuletzt zum xten Mal gelesen nun in Madagaskar), und stets entdecke ich andere Zeilen, die mich besonders anreden. Viele kann ich mittlerweile * par cœur*: *Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand, und wie wäre der möglich ohne Liebe.*

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  4. Ich weiß leider nicht mehr was mein erstes Buch war, aber ein Liebling war "Das Sams". Seitdem habe ich sicherlich mehrere Tausend Bücher gelesen und meine Lieblinge sind: Die Liebe in den Zeiten der Cholera von Gabriel Garcia Márquez, Jane Austen's Stolz & Vorurteil, My Berlin Kitchen von Luisa Weiss, Harry Potter natürlich....ach und so viele mehr....eigentlich kann ich mich gar nicht entscheiden!

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    1. Ich weiß noch, dass mein erstes Buch "Marco Polos Reisen" war... ein dickes Comicheft, das ich verschlungen habe. Geliebt bis heute: Die Brüder Löwenherz!
      Danach folgte Jane Austin... und ihr bin ich bis heute verfallen - kein Jahr ohne mindestens zwei drei ihrer Bücher wieder und wieder zu lesen...

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  5. In meinem Schrank da sitzt ein Regenbogen und Die Nebel von Avalon waren meine Lieblinge. Aber wenn ich so darüber nachdenke, fallen mir noch viele andere Bücher ein, die Spuren in meinem Gedächtnis hinterlassen haben. Dazu gehört auch "Die Rote Zora". Das Buch steht sogar schon bei meiner Tochter im Bücherregal. Hoffentlich wird sie auch mal so viel Spaß am Lesen haben wie ich...
    "Den großen Gatsby" habe ich nie gelesen. Das muss ich wohl unbedingt nachholen...
    Lieben Gruß,
    Tina

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  6. Liebe Okka, mein erstes Buch, das mich als Kind total beschäftigt hat, war "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr, da lag ich mit roten Backen im Bett und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen......dann war da noch "Homo faber", ein Geschenk zum 17. Geburtstag, ich hab kein Buch öfter gelesen als dieses. Und "Owen Meany" von John Irving, das mittlerweile auseinander fällt, weil ich es so oft in der Hand hatte.....und "Paula" von Isabel Allende, weil ich damals genauso alt war wie ihr Tochter, die im sterben lag. Mit vielen lieben Grüßen, Josefine

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  7. Ah, Der große Gatsby. Da war ich glaub ich auch Mitte 20, als ich den zum ersten Mal gelesen habe. "So fuhren wir durch das kühler werdende Zwielicht weiter auf den Tod zu." Hing dann als Zitat lange über meinem Schreibtisch. Die romantische Bereitschaft ist toll, taucht aber in meiner Ausgabe (übersetzt von Bettina Abarbanell) gar nicht auf. Stattdessen bloß "außergewöhnliche Gabe der Hoffnung" und "romantische Sinnesart" - nunja.

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  8. Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich kann mich nicht an ein bestimmtes Buch als Auslöser erinnern, ich lese gerne solange ich zurückdenken kann. Bibliothekarin wollte ich werden, aber dann kam es doch anders... Dshamilja haben wir damals im Unterricht gelesen, das mochte ich auch. Der große Gatsby ist toll, ein Klassiker. Effi Briest habe ich gern gelesen, schon mehrmals. Ich liebe John Irving und habe (leider) schon fast alle seine Bücher gelesen. Meine persönliche Neuentdeckung der letzten Jahre ist Sandor Marai, seine Sprache finde ich ganz wunderbar...
    Sehr gerne lese ich auch Das Magazin (es heißt tatsächlich genau so), darin hab ich schon als Kind bei meinen Großeltern immer gerne mal geschmökert und heute ist es die einzige Zeitschrift, die ich abonniert habe.
    Ach ja, was gibt es schöneres als Lesen? Außer vielleicht in einem kleinen, gemütlichen Buchladen in aller Ruhe das nächste Buch auszusuchen...

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  9. Ich habe als Kind viele hundert Kinderbücher gelesen. Sehr viele schrottige (was der Schneider Verlag allein an Mädchenbüchern produziert hat: Marie Louise Fischer, Enid Blyton)... Und einige sehr sehr gute. Die besten, liebsten, am häufigsten gelesenen lese ich meinem Sohn vor. Er ist zehn, alleine liest er ausschließlich "Bravo Sport" und "Lustige Taschenbücher". Aber er liebt es, wenn ich ihm meine alten Bücher vorlese.
    Aktuelle Favoriten:
    Louise M. Fitzhugh: Harriet - Spionage aller Art (das war mein absolutes Lieblingsbuch mit 10)
    Paula Busch: Nina vom Zirkus
    Lisa Tetzner: Die Kinder aus Nr. 67
    William Judson: In den Wäldern am Kalten Fluss
    Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
    und jetzt gerade Christine Nöstlinger: Maikäfer, flieg.

    Ich fühl mich wie früher, weil mir die Figuren so wahnsinnig vertraut sind und die Bücher so irre zerlesen und ich mich dann nicht nur erinnere, was im nächsten und übernächsten Kapitel passieren wird, sondern plötzlich auch wieder weiß, woher die großen Flecken kommen oder wann der Umschlag so zerfetzt wurde und all so was. Bücher sind wie gute Freunde und das Tolle an ihnen ist: sie bleiben das, auch wenn man älter wird.

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  10. Das ist eine schöne Frage. Die ersten beiden Lieblingsgeschichten an die ich mich sofort erinnere heißen "Bummel der Zug" und "Frederick" und sind - glaube ich - sehr bekannt. Absolute Kinderbücher, doch ich erinnere immer noch viele Sätze ganz genau. Das Wort "bummeln" lebe ich jeden Tag; es hat mich also geprägt. Beide Bücher wurden mir und meiner Schwester - in meiner Erinnerung meist von meinem Vater - vorgelesen, der aber eigentlich lieber Dr Dolittle vorlas, den wir erst später zu schätzen wussten, aber trotzdem geduldig zuhörten, weil es meinen Vater so freute. Nach dem Lesen der Inhaltsangaben, werde ich beide Bücher suchen und meine Erinnerung etwas auffrischen. Sie klingen immer noch lesenswert.

    »Die Geschichte von der Maus, die nicht wie die anderen für den Winter Körner und Nüsse, sondern Sonnenstrahlen, Farben und Wörter sammelt, die Träume also und die Hoffnungen.«

    "Bummel fährt auf einer gemütlichen Strecke und freut sich seines Daseins. Doch er wird zu einem Schnellzug umgebaut. Er fährt nun in hohem Tempo durch die Landschaft und kann nicht mehr sehen, was um ihn herum geschieht. Er stellt sich die Dinge vor, die er nur noch als verblassende Erinnerung kennt aus der Zeit, als er noch bummeln dürfte.
    Über all die Hektik wird er so traurig, dass er schließlich nicht mehr fahren kann. Die Techniker beraten, was zu tun ist und kommen überein, dass Bummel nicht zum Schnellzug taugt. Alle Umbauten werden rückgängig gemacht und Bummel darf wieder wie früher auf seiner alten Strecke dahinbummeln - glücklich und zufrieden.

    Geliebt habe ich auch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer". Ich habe es vor einigen Jahren nochmals gelesen und versteh seitdem gar nicht so richtig, dass es "nur" ein Kinderbuch sein soll. "Scheinriesen" und der Umgang mit ihnen - so ein schönes Wort und so schön erzählt.

    Mein Vater ist vor einigen Jahren verstorben. Als wir uns das letzte Mal sahen, hat er mich zum Bahnhof gefahren. Wir waren spät und hatten es eilig. Trotzdem hat er mir zum Abschied noch zwei von ihm ausgelesene Bücher - die in seinem Kofferraum lagen, was viel über die Selbstverständlichkeit von "Lesen" in unseren Leben aussagt, aber wohl auch über unser alltägliches Chaos - in die Hand gedrückt. Ich wollte eigentlich schon loslaufen, wir waren zu spät. "Zwei Krimis - total spannend, wirklich gut, die musst Du unbedingt lesen." Er sagte dann noch "Ich rufe gleich den Lokführer an, damit er Dich sicher nach Berlin fährt". Das hat er immer gesagt, wenn er mich zum Bahnhof brachte. Danach haben wir uns nie wieder gesehen. Ich habe über ein Jahr gebraucht, bis ich die beiden Bücher lesen konnte. Das Erste hatte ich schnell durch, für das Zweite habe ich sehr lange gebraucht. Manche Seiten waren eingeknickt, was ja manche hassen, ich auch tue und in jedem Fall auch weiterhin tun werde. Als ich sie ausgelesen hatte, war ich erleichtert, aber auch traurig. Sie waren "nur" Bücher, Krimis; wirklich spannend, aber mehr nicht und trotzdem irgendwie alles. Mein Vater hat mich zu einer Leserin gemacht. Kein Buch. Und wenn doch, dann natürlich nur Dr Dolittle ;-)

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    1. Ich hab solche Gänsehaut beim Lesen deines Kommentars bekommen, Lexi. Danke, dass du das mit mir teilst.

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    2. Liebe Lexi, ja "Bummel der Zug", hab ich auch vorgelesen bekommen. Und kürzlich bei meinen Eltern wiederentdeckt und meinem Sohn vorgelesen. Das Gefühl ist unbeschreiblich....wenn man umblättert und die Bilder sieht, die einem so vertraut sind....danke Dir für Deine schöne Antwort, liebe Grüße, Josefine

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  11. Als Kind konnt ich nur mit was mit Mal- oder Kinderbüchern anfangen.
    Konnte mit diesen staubtrockenen Buchstaben nichts anfangen.
    War nicht zu ahnen, wieviel Trost, Hilfe, Motivation ich durchs Lesen noch erfahren würde...
    Mein erstes selbgekauftes Buch war jedensfalls "Carrie". Da hat`s mich gepackt!
    Daraus folgte ne lange Stephen King - Phase, die dann von Hermann Hesse abgelöst wurde.
    "Steppenwolf" hat viel aufgewühlt. Das Gefühl kannt ich ja soo gut.
    Momentan lese ich von Joachim Meyerhoff 2Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke".
    Nur zu empfehlen. an einigen Stellen musste ich so laut und lange lachen,
    dass die Nachbarn bestimmt dachten "Jetzt is sie komplett durchgedreht, wir haben es ja geahnt.."
    Danke jedenfalls fürs Erinnern.
    Was ich noch loswerden muss, was mich tierisch nervt, sind Leser, die in Büchern aus der Bibliothek Kommentare hinterlasse. Am besten mit Kugelschreiber und vielen Ausrufezeichen. Wer Bibliotheken nicht zu schätzen weiß (Weiterbildungsangebot fast kostenlos) dessen dumpfe Meinung brauch ich nich noch lesen.
    Schönen Sonntag. Danke für den guten Beitrag.

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