Manchmal ist kein Platz mehr im Kopf. Versuche ich, einen Roman zu lesen, ertappe ich mich dabei, seit 20 Minuten immer wieder am selben Satz hängen zu bleiben. Beim Filmgucken wandern die Gedanken ab und ich schaue parallel was im Internet nach, jaja, nur mal eben schnell, und zack, kann ich dem Plot nicht mehr folgen. Lege ich Musik ein, fallen die Augen zu, bevor ich bei Track drei angekommen bin. Zu müde. Zu verschnupft und verquollen. Das Hirn zu vollgestopft mit zu Erledigendem von der To-do-Liste. Zu besetzt von Ärger bei der Arbeit, Streit mit jemand, der einem nah ist, einer blöden Begegnung oder einem blöden Satz, der mir nachhängt, und nicht in der Lage runterzukommen. Manchmal ist das so. Dann geht nur ganz wenig. Ein Häppchen. Eine Kleinigkeit, der ich leicht folgen kann. Kurz die Pausentaste drücken. Hier sind meine fünf Pausensnacks:
EVER IS OVER ALL
In die Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist habe ich mich vor Jahren stürmisch und schlagartig verknallt. Schuld ist diese Arbeit von ihr: Ever is over all. Natürlich ist die riesengroß überlappend in einer Raumecke projiziert am schönsten. Solange ich den Mitbewohner aber nicht überreden kann, bei unserer geplanten Wohnzimmerrenovierung das Zimmer so umzumodeln, dass man bei Bedarf eine Videoinstallation reinfriemeln kann, schau ich sie mir auf dem Rechner an. Oder ziehe selbst Blumen schwingend und summend durch die Straßen. (In Mannheim läuft übrigens gerade eine Pipilotti Rist-Ausstellung.)
DAUMENKINOS
Am liebsten mag ich das himmlische Croissant. Und den schlafenden Mann, der beim Träumen kreativ ist. Oh, und das Kätzchen, das mit dem Herz spielt. Die Daumenkinos liegen immer auf meinem Schreibtisch. Griffbereit. Einmal durchblättern. Hach. Entdeckt habe ich sie in einem Museumsshop in Zürich. Lang, lang her. Von dem Macher, Jean-Vincent Senac, kenne ich nur den Namen. Umso schöner, im Internet zu entdecken, dass er die Blätterbüchlein immer noch fabriziert.
FARTS
Als Kind hatte ich eine ausgiebige Tier- und Pflanzenbestimmungsbücherlesephase (von der leider nicht viel an Wissen hängen geblieben ist, Mist!). Vielleicht wundert es mich deshalb nicht, dass ein Kinderbuchautor mit heiligem Ernst Ähnliches zum Thema Fürze herausgebracht hat. In "Farts. A Spotter´s Guide" sind diese nicht nur hübsch beschrieben und durch putzige Zeichnungen charakterisiert. Man kann sie sich auch anhören. Ein bisschen albern, okay. Infantil vielleicht. Aber nachdem mein Chef (!) mir und meinen Autorenkollegen dieses Buch geschenkt hat, hat es sich als echt nützlich erwiesen. Bei kreativen Hängern einfach Taste 9 drücken und "The Long Goodbye" hören.
87 TAGE BLAU
In den weniger albernen Momenten lande ich gerne bei "87 Tage Blau". Der Autor Peter Schanz hat in dieser Zeit reisend auf einem Containerschiff einmal die Welt umrundet. Entstanden ist an jedem Tag ein Foto der Meeresoberfläche. Und ein kleiner Eintrag mit Gedanken zum Reisetag. Manchmal lese ich den. Manchmal schaue ich mir einfach nur die unterschiedlichen Blaus des Meeres an. Großartig.
THE WEEKENDER
Zeitschriften wie "Schöner Wohnen" sind nicht so mein Ding. Viel spannender finde ich, in kruschtelige, wirklich bewohnt aussehende Räume reinzuschauen. Gefreut hat mich im letzten Jahr die Entdeckung von "The Weekender", einem noch recht jungen Magazin aus Köln. Die Menschen, die hier zusammen mit ihren Wohnungen, Häusern oder Lebensräumen porträtiert werden, stammen zwar schwerpunktmäßig aus einem Kunst- und Designumfeld, ein bisschen elitärer gehts somit schon zu. Doch anders als Blogs wie "The Selby" oder "Freunde von Freunden" schaut "The Weekender" nicht nur in die hippen Hauptstädte Berlin, Paris oder New York, sondern widmet sich mal Radfahrern in Südafrika, dem schwedischen Landleben oder der übrig gebliebenen Einrichtung in einem leer stehenden Kölner Haus. Und das als schön gestaltetes Heft aus angenehm festem Papier.
Mit welchem Kulturhappen drückt ihr auf die Pausentaste?
Kirsten
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Ich lieeeeebe Pippilotti Rist - diese Installation habe ich mal in München gesehen und musste immer wieder daran denken - toll, dass ich jetzt auch den Link habe. Die anderen Sachen klingen auch toll, muss ich mir mal in Ruhe anschauen - vielen Dank auf jeden Fall für die Inspiration! Meine Pausentasten im Moment: "Das Bastardbuch" von Hans Neuenfels, "New Girl" (nach dem es im Fernsehen viel zu schnell vorbei war, habe ich mir die Staffel auf itunes heruntergeladen) und viele, viele Schokoeier, immer noch! Schöne Grüße!
AntwortenLöschen1. www.fuckyouverymuch.dk
AntwortenLöschen2. http://www.immagine-kunden.de/wortwahl/ (die beste Buchhandlung für Kinderbücher, Fotografie und Design in München) - haps!
3. http://www.newyorker.com
4. kresse und radieschen säen. erste ergebnisse sind am nächsten tag, spätestens am übernächsten tag sichtbar. äusserst befriedigend.
5. für die misanthropen momente: http://unhappyhipsters.com/
Weekender liebe ich auch. Neuerdings noch das Some Magazine. Musik darf nicht fehlen – aller Couleur. Schöne Kolumne – danke für das viele Blau, das ist toll! Liebe Grüße
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