NEW YORK, PT. 1









New York. So lange darauf gewartet, die große alte Liebe wiederzusehen. Und jetzt sind wir da und haben so ein verdammtes Glück. Ein Haus in Jersey City in der Nähe des Hudson Rivers, das mehr Bäder hat als wir in Berlin Zimmer, und eine Holzveranda, auf der wir Memory spielen und Morgenkaffee trinken. Wenn man draußen sitzt, hört man so wenig, dass man sich nicht vorstellen kann, dass Manhattan tatsächlich nur eine Viertelstunde entfernt ist, zwei Stationen mit dem PATH-Zug. Manchmal hört man eine Polizeisirene. Manchmal hört man aus dem Tanzstudio an der Ecke Musik. Manchmal bimmelt der Eiswagen vor der Tür. Dieser Haustausch ist wie ein Samstagnachmittag, der nie aufhört, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, es ist heiß, der Sommer fühlt sich wie Sommer an und die Zeit geht einfach so vorbei. Ich bin anders, als ich es sonst so oft im Urlaub bin, wenn ich alles sehen und erleben und nichts verpassen will und meine Listen abrenne. Ich will erstaunlich wenig, es reicht vollkommen, ein wenig spazieren zu gehen, auf den Spielplatz, in den Park, zum Supermarkt, noch einen Salat und ein paar bunte Tomaten und eine große Packung Erdnussbutter-Eis besorgen, das wir uns abends auf dem Sofa teilen, wenn wir The Newsroom gucken oder Baseball, obwohl wir die Regeln nicht verstehen. Die langsamen Tage hier machen mich ruhig, sie machen mich glückssatt, obwohl das meiste, das ich mir vorgenommen habe, erst noch vor mir liegt: ein bisschen Rumbummeln, ein Ausflug nach Brooklyn, ein Frühstück im Eggein Spaziergang über die High Line, Wolkenkratzergucken. Zwischendurch kommt es mir merkwürdig vor, die meiste Zeit bloß auf Manhattan zu gucken statt mal rüberzufahren, aber dann setze ich mich zu ihm und ihr auf die Holzveranda und hole noch eine Limonade aus dem Kühlschrank und will nichts und wünsche mir nichts - außer vielleicht weniger Mückenstiche (obwohl Fanny sehr dankbar für sie ist, dann hat sie etwas Anständiges zum Arzten). Wir gehen jeden Tag am Wasser spazieren, aber das Gefühl wird nie kleiner. Ich frage mich, wie ich eine Stadt, die ich noch so wenig kenne, so unglaublich mögen, so richtig finden kann. Es ist ein Bauchgefühl, ein Bauchglück, ein großes Staunen. Der Blick auf die Stadt, die Hochhäuser, die Fähren, die hin und wieder herfahren, wir suchen und finden das Empire State Building, das Chrysler Building, die Freiheitsstatue, die man nur von hinten sieht, das One World Trade Center kann man nicht übersehen.

Von New York bisher gesehen und unheimlich gemocht: Eataly - ein riesiger Einkaufsmarkt für italienisches Essen, Regale voller Parmesan, Berge von Tomaten und frischen Kräutern, frisch gebackenes Brot, das so gut duftet, das ich mich unmöglich zwischen dem Orangen-, dem Feigen- und dem Olivenbrot entscheiden kann. (Was ist das nur mit den Supermärkten... ich kann mir gar nichts Schöneres vorstellen, als im Ausland in Supermärkte zu gehen, nächste Woche: Wholefoods). Das Naturkundemuseum, das schönste, altmodischste Museum, das ich in meinem Leben besucht habe, im Ozeanraum haben Fanny und ich uns unter den Wal gelegt, der so groß wie eine Turnhalle ist, dieses Museum bringt einem das Staunen über die Welt bei. Danach ein paar Shake Shack-Burger auf der Parkbank und ein riesiger Vanilleshake. Der Spaziergang durch den Centralpark, mittendrin eine Gruppe von Breakdancern, euphorisch beklatscht und bejubelt. Die Parkbänke im Centralpark mit den Inschriften und die Geschichten, die sie erzählen. Der versteckte Spielplatz, von dem ich bei "A Cup of Jo" gelesen habe, eine riesige Rutsche zwischen den Hochhäusern am Hudson River, daneben ein Wasserspielplatz. "Amerika ist schön", sagt Fanny. Ich finde das auch.

31 Kommentare:

  1. Seufz! Schön geschrieben, macht die Sehnsucht nach dieser Stadt nicht kleiner.

    Herzliche Grüße und noch einen schönen Urlaub!

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  2. ach okka, ich würde jetzt gerne mit dir durch supermärkte gehen ... bleib noch ein bisschen new york - und glückssatt :)

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  3. Das Foto ganz oben macht mir absolutes Fotografierfernweh!

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  4. Hi, ja genau so hatte ich es gemeint... man braucht keine Tipps ;-) , denn NY umschliesst einen , und man ist an jeder Ecke und in jeder Minute selig ohne irgendetwas bestimmtes gesehen oder getan zu haben... einfach nur gehen, aufnehmen und atmen... Yepp, Susanne

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  5. Okka, Du schreibst so wahnsinnig schön dass mir ganz warm ums Herz wird und ich förmlich spüre wie es sich anfühlt auf der Veranda zu sitzen.

    Ich wünsche Dir weiterhin viele solcher schöner Stunden in New York. Lasst es euch gut gehen!

    Alles Liebe,
    Kristin

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  6. ...Und jetzt bin ich direkt auch in New York. Danke!

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  7. ich staune mit, das hört sich nach glückseligkeit und alles-richtig-gemacht an. weiter so. liebe grüße, wiebke

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  8. Ich wünschte, New York läge nicht in Amerika. Denn ich finde es wahnsinnig toll (aus Filmen, Büchern und Blogs), will unbedingt mal hin, aber nach Amerika möchte ich eigentlich nicht. Ein Dilemma.

    Also berichte mehr und lass mich teilhaben :-)

    Wie lange seid ihr da?

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  9. Das kann mein Herz alles nachempfinden!
    Genuss, Muße und diese herrliche Stadt. Saugt es auf und ein und atmet es tief durch und wieder aus! :)

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  10. danke füRs mitnehmen. an diesen oRt. auf die veRanda.
    glücklichmachend. deine woRte.

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  11. Einen kleinen Tipp für eure Fanny: das Buch "Lotte in New York" von Doris Doerrie mit Illustrationen von Julia Kaergel. Vielleicht kennst du es ja schon? Eine schöne Geschichte. Eine wunderbare Zeit noch!
    Lena

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  12. bin lese dich ganz sehnsüchtig und freue mich umso doller gerade, den gesamten nächsten mai dort zu sein: 2 wochen alleine, zwei mit männe.

    wo habt ihr euren haustauschpartner gefunden? ich wollte airbnb machen, hatte schon gebucht... aber dann kamen die blöden gesetze dazwischen und ich muss was neues suchen. ny ist eben leider doch amerika, seufz.

    nina

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    1. liebe nina, vier wochen new york, das ist ja toll! wir haben bisher immer etwas über homeexchange gefunden, die adresse ist: https://www.haustauschferien.com/de/
      liebe grüße! okka

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  13. Wie wunderbar! Supermärkte sind die besten Sehenswürdigkeiten, ich nehme mir ja auch gerne Alltagskrams mit, wenn's noch ins Gepäck passt. Ein südfranzösisches Mehl in der wunderbarer himmelblauer Verpackung hat mir schon an sehr grauen Tagen den Tag verschönt - obwohl es stinknormales Weizenmehl war.

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  14. Das klingt alles ganz wunderbar! :-)

    Eataly! Das habe ich dieses Jahr auch entdeckt, allerdings in Bologna. Die Filiale dort ist Supermarkt, Restaurant, Cafébar und (riesiger) Buchladen in einem - ganz viele Glücklichmacher in einem Laden ... Hach.

    Weiterhin schöne, nie endende Ferientage!

    Sara

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  15. Oh, klingt das toll. Jetzt habe ich schlimmstes Fernweh. Ein Sehnsuchts-Ort. Euch noch einen wunderschönen Urlaub.
    V.

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  16. so gar nicht stands auf meiner destinationswunschliste bislang. ich schreib die jetzt neu.
    unheimlich schön klingt das alles. habt es weiter gut.

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  17. Ui, Okka,
    wie schoen, dass es euch gut geht! Dieses Bummeln und Baumeln klingt herrlich! Geniesst weiter...
    Sehnsuechtige Gruesse aus den Tiefen des P-Berg: hugs!

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  18. Liebe Okka,
    das klingt alles nach einer Auswanderung...in der Zukunft!!
    Geniesse die Zeit!!!Es sind gerade die US.Open...ich wäre soo gern auch dort!!!
    Liebe Grüsse
    C L A I R E

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  19. Hallo!
    Ich kann total gut verstehen, dass dir New York City so super gefällt! Ich liebe diese Metropole auch!!! Schmacht!!!! Übrigens: "Morton´s" ist ein ganz super Steakhouse in der 551 5th Ave. Da musst du einfach mal zu Abend gegessen haben! Total lecker und nobel! Erlebenswert!!! Und das "Financier" in der Nassau St ist ein ganz süsses und leckeres Café! Richtig klasse!!! Viel Spass!!! ...MiME

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  20. Liebe Okka, nach der Lektüre Deines Posts musste ich mir auf dem Weg vom Büro zum Kindergarten SOFORT und DRINGEND einen Cheeseburger kaufen, weil Dein Foto mich sooo gierig darauf gemacht hat. Und einen Vanillemilchshake obendrauf! Das gab mir auch ein wenig Urlaubsgefühl...

    Genießt es weiter, kommt zur Ruhe, muss toll sein, endlich wenig zu wollen, keine Listen abzurennen! Freue mich von Herzen für Dich und Euch! Deine Jane

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  21. ach okka, du nährst eine tiefe sehnsucht... ich muß dringend was gegen meine flugangst tun. herrje...
    wünsche euch weitere wundervolle tage!

    yours, eva

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  22. Liebe Okka,
    yes! Endlich News von Dir! So wundervoll geschrieben, und diese Bilder! Die Burgers!!
    Ich bin jetzt "teletransportiert": und zwar 5 Jahre her, meine Woche in New York... Wir haben damals mit hundert roten Rosen einen kleinen Café In Manhattan zum Valentinstag beschmückt und für die Restaurant-Gäste korsische Lieder gesungen, wir waren alleine im River Café und hörten dort La Traviata, und und und... Geniesse diese Momente wo alles stimmt, ich freue mich für Dich!
    Viele Grüße,
    Olivia

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  23. Ich bin vermutlich der einzige Mensch, der bei New York nicht in frenetische Begeisterungsstürme verfällt- dreimal dagegewesen, dreimal versucht, nein, nicht meins- ABER: wenn ich Deine Zeilen so lese, bin ich kurz davor, mir und New York eine vierte Chance zu geben. wundervoll geschrieben! bei einem aber absolut einig: SUPERMÄRKTE! und überhaupt ESSEN in New York: der Beweis: nein, Amerikaner essen nciht nur Schrott, im Gegenteil! Danke fürs Teilhaben und eine wundervolle Zeit

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  24. Okka, du bist einmalig wunderbar.
    Deine Worte über NY. Deine Bilder. Deine Gefühle.
    So aufsaugend, bewegt und schön.
    Danke.

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  25. Ach. Und Och! Und OH! Okka, vielen Dank fürs Mitnehmen. SO lange schon auf der Sehnsuchtsliste. Fernweh - AN!

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  26. o k k a!
    ist das schön!
    h e r r l i c h <3!

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  27. Ich verstehe deine Supermarkt-Liebe absolut! In fremden Ländern ist es so spannend, das Angebot zu erkunden und einfach mal Dinge zu kaufen, von denen man keine Ahnung hat, wie sie schmecken. Noch schimmer ist es aber in den Ländern, in denen ich mal eine Weile gelebt habe (USA und Schweden). Da will ich immer gleich alles kaufen, weil an Essen so viele Erinnerungen geknüpft sind.
    Viel Spaß noch! Klingt traumhaft!

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  28. Wundervoll! <3 Wir sind auch große NYC-Fans.

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